Artikel3. April 2023

Schräge Ideen, starke Action: 5 Gründe, den Netflix-Film «Kill Boksoon» anzusehen

Schräge Ideen, starke Action: 5 Gründe, den Netflix-Film «Kill Boksoon» anzusehen
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Woche für Woche gibt es Neustarts von Serien und Premieren neuer Filme aus aller Welt. Wir helfen dir, dich im Dschungel der Neuveröffentlichungen zurechtzufinden – und empfehlen wärmstens «Kill Boksoon»! Hausfrau, Mutter, Killerin – das ist Bok-soon, eine Frau, die es zusehends schwerer findet, die richtige Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten. Eine schräge Idee, cool umgesetzt, mit starker Action und überraschenden Momenten. Wir haben fünf Gründe, warum du den Netflix-Film nicht verpassen solltest.

Ein Artikel von Peter Osteried

1. Stylische Kämpfe

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Der Film lebt nicht nur von der Action, er hat auch eine interessante Geschichte zu erzählen. Aber die Action ist es, die wirklich sehenswert ist. Es gibt zahlreiche Kämpfe, die mit den typischen Konventionen brechen und einen ganz anderen Blickwinkel offenbaren. Das wird schon beim ersten Fight von Bok-soon gegen ein Yakuza-Mitglied klar. Denn der Regisseur Byun Sung-hyun findet einen besonderen visuellen Kniff. Nach einiger Zeit wechselt die Perspektive und der folgende Kampf wird durch die Spiegelung in einer Regenpfütze gezeigt.

Das erlaubt einen ungewöhnlichen Blickwinkel, gerade so, als würde man am Boden liegen und nach oben blicken, wo die Kontrahenten sich ans Leder gehen. Darüber hinaus legt die Sequenz auch gleich den Ton des Films fest, denn Bok-soon wird richtig cool gezeigt. Als ihr Gegner von seinem uralten meisterhaft geschmiedeten Katana schwärmt, zückt sie eine Axt und sagt: «‘Ne Billig-Axt aus dem Baumarkt. Kostet fast nichts.»

2. Elemente eines Dramas

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Ein fast 140-minütiger Film kann natürlich nicht nur mit Action überzeugen. Das wäre etwas wenig. Vielmehr schafft es «Kill Boksoon» auch, eine vielschichtige Geschichte zu erzählen. Denn die Hauptfigur lebt nicht nur das Leben einer Killerin, sondern auch das einer Mutter – mit Problemen, die jede Mutter hat. Der Film lebt von dieser Mutter-Tochter-Beziehung, der er im Verlauf eine weitere Ebene verleiht, als Bok-soon erfährt, dass ihre Tochter in der Schule Probleme bekommen hat.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, könnte man sagen, und die Sorge darüber wird von Jeon Do-yeon sehr gut gespielt. Sie offenbart den Zweifel, die Angst, die Besorgnis darüber, dass ihre Tochter wie sie sein könnte. Dies ist eine Eltern-Kind-Beziehung, bei der sich das Elternteil auf keinen Fall wünscht, dass die Tochter in die eigenen Fussstapfen tritt.

3. Ein Kampf wie ein Tango

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Praktisch jede Kampfsequenz in «Kill Boksoon» ist sehr individuell gestaltet. Man hat sich sehr viele Gedanken gemacht, wie der Schlagabtausch aussehen kann. Mehr noch: Wie er sich von anderen Filmen abheben kann. Das zeigt sich in keiner Sequenz schöner, als in der, als die Hauptfigur gegen eine Auszubildende antritt. Der Kampf der zwei Frauen ist wie ein Tanz gestaltet. Wie ein kraftvoller Tango, bei dem jedes Vor des Einen ein Zurück des Anderen notwendig macht, und die Bewegungen doch im Einklang sind. Wie ein einstudiertes Ballett des Todes. Die musikalische Untermalung akzentuiert das noch.

Andere Kämpfe erinnern nicht an einen Tanz, haben aber auch ihr ganz eigenes Flair. Der Fight in der Kneipe in Russland ist so grossartig, weil er eine durchgehende Einstellung ist. Es gibt keinen Schnitt, die komplette Sequenz ist aufwändig und darüber hinaus enorm dynamisch.

4. Lady Wick

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Im Grunde hat man bei «Kill Boksoon» so etwas Ähnliches wie die südkoreanische (und weibliche) Antwort auf «John Wick». Nicht, weil Bok-soon ein Haustier rächen würde, sondern weil sie wie John Wick die Regeln ihrer Organisation bricht. Denn die Auftragskiller sind hier ebenso organisiert, wie sie das bei «John Wick» sind. Nur dass das alles eine Stufe runtergeschraubt ist. Weniger rigoros, mit weniger Ritualen und dergleichen mehr.

Aber auch bei «Kill Boksoon» wird eine Mythologie erschaffen, die ebenfalls dazu beiträgt, den Film über seine epische Laufzeit zu tragen. Spannend sind dabei auch die Rückblicke, denn man erlebt mit, wie Bok-soon überhaupt zur Killerin wurde. Ihr erster Mord geschah, als sie 17 Jahre alt war – ein Alter, das sie wiederum vor den Händen eines Killers schützte, da diese Minderjährige nicht töten.

5. Bok-soons Visionen

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Nicht nur vor jedem Kampf malt sich Bok-soon aus, was als nächstes geschehen wird. Das macht sie auch in Situationen, in denen nur geredet wird. Man fühlt sich hier an entsprechende Sequenzen in Guy Ritchies «Sherlock Holmes» mit Robert Downey Jr. erinnert. Hier ist es so, dass Bok-soon jeden möglichen Ausgang eines Kampfes bedenkt, und darum auch vorbereitet ist, ihn zu führen und jeden Schlag des Gegners vorherzusehen.

Das wird mehrmals sehr effektiv eingesetzt, nirgendwo jedoch besser als im finalen Kampf, als man parallel eine Vielzahl von Versionen von Bok-soon sieht, die allesamt stets aufs Neue unterliegen. Die Geschwindigkeit ist dabei rausgenommen – und doch ist der Anblick überwältigend, weil man bis dahin darauf eingestimmt ist, dass es diese weise Vorausschau ist, die Bok-soon immer wieder rettet. Und nun scheint sie vergebens zu sein.

4 von 5 ★

«Kill Boksoon» ist seit dem 31. März bei Netflix zu sehen.

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