Artikel31. März 2023

Umkehr der Machtverhältnisse: 5 Gründe, warum du «The Power» nicht verpassen solltest

Umkehr der Machtverhältnisse: 5 Gründe, warum du «The Power» nicht verpassen solltest
© Amazon Studios

Es ist ein spannendes Gedankenexperiment, das die Serienadaption des 2016 veröffentlichten Romans «The Power» von Naomi Alderman wagt. Was wäre, wenn Frauen plötzlich das starke Geschlecht wären? Wenn ihr Körper sie mit einer Kraft ausstattet, die sie über die Männer erhebt und in eine Machtposition bringt? Heute erscheint die Serie «The Power» bei Amazon Prime, die nicht nur hervorragend besetzt ist, sondern auch inhaltlich einige Denkanstösse zu bieten hat. Wir haben fünf Gründe, warum du dir «The Power» nicht entgehen lassen solltest.

Die Welt von «The Power» ist uns bekannt – bis eines Tages nahezu alle jungen Frauen und Mädchen im Teenageralter eine vorher unbekannte Kraft entwickeln: sie können Strom durch ihren Körper leiten und an ihre Aussenwelt abgeben. Inmitten dieser Evolution steht die Bürgermeisterin von Seattle Margot Cleary-Lopez (Toni Collette), die nicht nur den politischen Umgang mit diesem Machtumschwung navigieren muss, sondern auch im Privatleben mit ihrer Tochter Jos (Auliʻi Cravalho) und ihrer neuen Kraft umgehen muss.

In Grossbritannien sieht Roxy (Ria Zmitrowicz) ihre Chance gekommen, ins Mafia-Geschäft ihres Vaters einzusteigen, während die Ehefrau (Zrinka Cvitešić) des moldavischen Präsidenten ebenfalls einen Machtwechsel anstrebt. Der junge Tunde (Toheeb Jimoh) in Niger ist einer der ersten, der die neue Kraft mit einem Video nachweist, und sieht seine Chance für journalistische Höhenflüge gekommen. Doch nicht nur junge Frauen sind im Besitz der neuen Kraft. Schon bald wird klar, dass sie übertragbar ist und bald allen Frauen jeden Alters zur Verfügung stehen wird – die Dinge kommen ins Rollen.

1. Die Prämisse: Der Beginn einer Revolution

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«The Power» beschreibt den Beginn einer Revolution – basierend auf einer Evolution. In den Körpern junger Frauen und Mädchen bildet sich ein neues Organ, das Elektrizität erzeugen kann. Durch die Hände können verschieden starke Stromstösse abgegeben werden – die Entscheidung, ob damit eine Autobatterie gestartet oder ein Herz zum Explodieren gebracht wird, liegt ganz allein bei der Frau.

Dass vor allem junge Frauen im Teenageralter plötzlich die neuartige Kraft entwickeln, ist eine besonders spannende Prämisse der Serie. Schliesslich ist diese gesellschaftliche Gruppe diejenige, die am wenigsten ernst genommen und gleichzeitig am meisten sexualisiert, gegängelt und unterdrückt wird. Die Panik, die schnell um sich greift, ist allzu verständlich – die Menschen in Machtpositionen wissen schliesslich ganz genau, was sie den bisher wehrlosen Teenagerinnen angetan haben.

2. Diversität: Die neue Kraft ist weltumspannend

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Im Gegensatz zu vielen anderen amerikanischen Produktionen, ist die Handlung nicht auf die Vereinigten Staaten begrenzt – erfrischend! Handlungsstränge in Grossbritannien, Niger und Moldavien ergänzen die amerikanische Perspektive und machen die Umwälzungen zu einem globalen Ereignis, das von verschiedenen Nationen unterschiedlich gehandhabt wird. Das verleiht der Serie nicht nur jede Menge interessante Blickwinkel, sondern trägt auch zur starken Verankerung in der Realität bei.

Hinzu kommt die Vielzahl der Protagonistinnen, die verschiedenen Altersgruppen, Nationen, sozialen Klassen, sexuellen Identitäten und Religionen angehören. Trotz ihrer Verschiedenheit verbindet die Figuren ihre neue Kraft miteinander. Vor allem die Teenager haben auf der ganzen Welt dieselben Probleme: das Verhältnis zu den Eltern, die eigene Unabhängigkeit entdecken und die Leiden der ersten Liebe. Trotz aller Unterschiede bleiben auch die Mechanismen der Unterdrückung dieselben – das wird in «The Power» sehr klug und mit grosser Wucht mal offensichtlich, mal unterschwellig inszeniert.

3. Erweiterung der Gefühlspalette: Rasende, weibliche Wut

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Es ist eine begrenzte Gefühlspalette, die Frauen in der Gesellschaft und deshalb auch Frauenfiguren im Film zur Verfügung steht – und offene Wut und Gewalt gehört oftmals nicht dazu. Wütend sein ist ein männliches Privileg, Frauen werden hingegen als hysterisch oder überemotional abgestempelt. Vor allem die Welt der Politik, in der sich die Bürgermeisterin Margot Cleary-Lopez (Toni Collette) bewegt, bietet allerlei Anlässe für weibliche Wut, die permanent unterdrückt werden muss.

Diese Gefühle als etwas zu präsentieren, zu dem auch Frauen fähig und vor allem absolut berechtigt sind, ist eine der grossen Errungenschaften von «The Power». Das ist vor allem deshalb spannend, weil die Gründe und Ursprünge der Aggression eine wichtige Rolle spielen. Die Serie nimmt sich Zeit, ihren Figuren Tiefe und Motivationen zu geben, die diese Gefühle rechtfertigen, aber auch in einem grösseren Rahmen auf die Gesellschaft anwendbar sind.

4. Die Realität der Fiktion: Spiegelung politischer Diskussionen

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Obwohl die Fiktion in «The Power» weit weg von unserem Lebensalltag zu sein scheint, gibt sie jede Menge Denkanstösse und zeigt mit dem Finger auf die aktuelle politische Situation der Frau. Dabei wird nicht nur das «Was wäre, wenn?» eines Machtumschwungs zwischen den Geschlechtern als Gedankenspiel vorgelegt, sondern gleichzeitig auf aktuelle Diskurse verwiesen und die Machtverhältnisse in Frage gestellt.

Die Serie bezieht dabei sehr deutlich Stellung vor allem zum Thema Abtreibung und körperlicher Selbstbestimmung und Gesundheitsversorgung von Frauen. Als Sprachrohr wird dabei wenig subtil die Figur der Politikerin Margot Cleary-Lopez genutzt, die in einer Rede genau diese Themen anspricht und die jahrelange Unterdrückung und Fremdbestimmung von Frauen anprangert. Doch auch unterschwellig bietet «The Power» viele Anknüpfpunkte an die Lebensrealität von Frauen und den politischen Umgang mit Geschlechterrollen.

5. Gegenseitige Unterstützung: Frauen helfen Frauen

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Ein besonders spannender Kniff der Prämisse der Serie ist, dass die Kraft nicht nur in jungen Frauen wächst, sondern auch an andere Frauen weitergegeben werden kann. Diese Wendung der Geschichte legt den Fokus auf die gegenseitige Unterstützung von Frauen, die einander helfen, in Machtpositionen zu kommen und sich in der neuen Weltordnung zu behaupten.

Doch nicht nur in Bezug auf die Kraft wird dieser Zusammenhalt inszeniert, sondern viele Formen der gegenseitigen Unterstützung beleuchtet. Die vielschichtigen Figuren berichten von ihren weiblichen Vorbildern und Unterstützerinnen, sie helfen einander und gehen füreinander private und berufliche Risiken ein. Auch wenn das natürlich nicht die einzige Darstellung von Beziehungen zwischen Frauen bleibt und auch hier Gewalt und Macht eine grosse Rolle spielt, ist diese Botschaft doch etwas ganz Besonderes.

4 von 5 ★

«The Power» ist seit dem 31. März bei Amazon Prime zu sehen.

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