Kritik4. Januar 2021

Netflix-Kritik «Lupin»: Ein moderner Gentleman-Gauner

Netflix-Kritik «Lupin»: Ein moderner Gentleman-Gauner
© Netflix

Bei der neuen Serie Lupin handelt es sich nicht um eine weitere Adaption von Maurice Leblancs Gentleman-Gauner, sondern vielmehr um eine moderne Auffrischung – indem ein Mann, der Zeit seines Lebens ein Fan von Arsene Lupin war, praktisch in dessen Fussstapfen tritt.

Serienkritik von Peter Osteried

Assane Diop möchte 25 Jahre, nachdem sein Vater wegen des Diebstahls eines Colliers verurteilt wurde und sich in der Zelle selbst aufgehängt hat, Gerechtigkeit. Denn sein Vater wurde hereingelegt, weswegen Assane nun alles daranlegt, die Hintermänner zur Rechenschaft zu ziehen. Zum Auftakt stiehlt er genau jenes Collier, das sein Vater einst gestohlen haben soll. Dabei geht er so elegant vor wie der fiktive Meisterdieb Arsene Lupin, dessen Abenteuer Assane ein Leben lang begeistert haben.

Die Struktur der Serie ist schön, da die gegenwärtige Handlung immer wieder mit Rückblicken, die weitere Puzzlestücke offenbaren, unterstützt wird.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

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Lupin ist ein kleines Kriminaljuwel. Eines, das für unbefleckte Zuschauer ebenso amüsant ist wie für alle jene, die mit den Geschichten von Arsene Lupin vertraut sind, weil die Drehbücher immer wieder von diesen inspiriert sind und sich ehrfurchtsvoll vor Maurice Leblancs Schöpfung verbeugen. Mit Omar Sy hat man einen perfekten Hauptdarsteller. Einen Mann, der unglaublichen Charme ausstrahlt, dem man aber auch abnimmt, sich ein Leben lang für diese Aufgabe vorbereitet zu haben. Mit der Rache-Geschichte ist diese moderne Version von Arsene Lupin nicht nur ein Gentlemen-Gauner, sondern auch eine Mixtur aus Batman und dem Grafen von Monte Christo, da das Vergeltungsprinzip, aber auch der damit verbundene Antrieb wichtige Elemente sind.

Der einzige echte Wermutstropfen ist, dass die Staffel aus nur fünf Episoden besteht.– Cineman-Filmkritiker Peter Osteried

Dabei bleibt Assane immer auf der Seite der Anständigen. Er wendet Gewalt nur an, wenn er sich verteidigen muss, und er findet immer einen Weg, seine Gegenspieler auf elegante Weise auszuschalten. Das ist durchaus auch verspielt. So manches Mal hilft das Glück vielleicht ein wenig zu sehr nach, die elaborierten Pläne und deren Ausführung machen Lupin aber zu einer Show, die im Prinzip nach dem Muster der klassischen Mission: Impossible-Fernsehserie funktioniert, da es dort immer darum ging, mitzuerleben, wie extrem ausgeklügelte Pläne langsam Form annehmen.

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Die Struktur der Serie ist dabei schön, da die gegenwärtige Handlung immer wieder mit Rückblicken, die weitere Puzzlestücke offenbaren, unterstützt wird. Das Ganze hat dabei durchaus Kinoflair. Dafür bürgt schon Regisseur Louis Leterrier (u.a. «Now You See Me»), der drei der ersten fünf Folgen inszeniert hat.

Der einzige echte Wermutstropfen ist, dass die Staffel aus nur fünf Episoden besteht und dazu noch mit einem ganz, ganz harten Cliffhanger endet. Bis dahin ist man aber von Lupin bereits gefangen geworden und möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die zweite Staffel darf dann aber auch gerne über mehr Folgen verfügen.

4 von 5 ★

«Lupin» ist ab dem 8. Januar auf Netflix verfügbar.

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