Kritik12. Juni 2023

Netflix-Kritik «Barracuda Queens»: Schwedisches Spiessbürgertum auf Beutezug

Netflix-Kritik «Barracuda Queens»: Schwedisches Spiessbürgertum auf Beutezug
© 2023 Netflix

Die schwedische Drehbuchautorin Camilla Ahlgren stellt mit «Barracuda Queens» ihre neue Netflix-Produktion vor. In unserer Kritik beleuchten wir, ob die Serie, die in eine Welt des Reichtums eintaucht, eine oberflächlicher Spiessigkeit und fabelhafte 90er-Jahre-Musik auftischt, überzeugen kann.

von Maxime Maynard

Manche Morgen sind härter als andere, davon können Louise, Klara, Frida und Mia ein Lied singen. Nach einer durchzechten Nacht ist das Erwachen schmerzhaft. Und mit Champagnerflaschen, Schnäpsen und einem Wasserschaden in ihrem Hotelzimmer ist die Rechnung selbst für die Mädchen aus Djursholm, einem schicken Stockholmer Vorort, viel zu hoch. Doch in dieser luxuriösen Umgebung, in der die schwedische Oberschicht ihren Reichtum gerne zur Schau stellt, scheint die Lösung auf der Hand zu liegen: Warum nicht einfach in die umliegenden Häuser einbrechen und Gegenstände stehlen, die sich weiterverkaufen lassen? Die Diskussion ist nur von kurzer Dauer: Die vier Freundinnen schreiten zur Tat. Die Langeweile, die bis dahin ihren Alltag geprägt hat, weicht der Aufregung über das Verbotene.

Wohlstand fasziniert. Auch auf Netflix scheint das Publikum Gefallen an der Beobachtung einer scheinbar unerreichbaren Gesellschaftsschicht zu finden. Von den Studenten einer Schule für die wohlhabende Bevölkerung in «Elite» über die prächtigen Immobilien der Oberklasse in «Selling Sunset» bis hin zum englischen Hof des 18. Jahrhunderts in «Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte» – die Sitten und Gebräuche der oberen Zehntausend sind faszinierend. Das hat auch die schwedische Serienlandschaft erkannt.

Tindra Monsen, Tea Stjärne, Sandra Zubovic, Sarah Gustafsson und Alva Bratt in «Barracuda Queens» © 2023 Netflix

Während «Young Royals» im Jahr 2021 eine fantastische Vision der Monarchie des Landes bot und für eine letzte dritte Staffel verlängert wurde, wurde bereits 2019 die schwedische Oberschicht in einer allerersten Netflix-Serienproduktion, «Quicksand», in den Mittelpunkt gestellt. Der Thriller, eine Adaption des gleichnamigen Romans der Autorin Malin Persson Giolito, erzählte von der Tragödie einer Schiesserei an einer Oberschule in Djursholm, einem gehobenen Vorort von Stockholm. Und genau in diesen vornehmen Bezirk führt uns «Barracuda Queens» erneut.

In dieser privilegierten Welt Mitte der 90er-Jahre leben Louise, Klara, Frida und Mia. In der Rolle der vier Freundinnen liefern die Schauspielerinnen oft schwankende, wiederholt platte Leistungen ab. Ihre Charaktere sind zu unsympathisch und reihen in unglaublicher Geschwindigkeit fragwürdige Entscheidungen aneinander. Glücklicherweise verleihen Tea Stjärne, die Mia spielt, und Sarah Gustafsson, die als Neuling Amina auftritt, der Besetzung einen Hauch von Charisma und Wärme. Auch wenn der Geschichte schnell die Luft ausgeht, bleibt ein Rest Faszination.

Tindra Monsen, Tea Stjärne, Sandra Zubovic, Sarah Gustafsson und Alva Bratt in «Barracuda Queens» © 2023 Netflix

Die von Camilla Ahlgren, der führenden Drehbuchautorin von «Quicksand», kreierte und von Amanda Adolfsson inszenierte Serie, die auf einer wahren Begebenheit beruht, versteht sich keineswegs als Adaption der Realität und scheint bei der Darstellung der kleptomanischen Abenteuer ihrer Protagonisten Anleihen bei Sofia Coppolas «The Bling Ring» zu nehmen. Wie bei Letzterem wird das spröde Tempo der Handlung durch einen nostalgischen Soundtrack ausgeglichen. Vengaboys, The Cardigans, Whigfield: Die vertrauten Melodien reihen sich aneinander und sind bereit, die Stimmung zu heben. «Barracuda Queens» lässt sich zwar leicht anschauen, aber es fehlt der süchtig machende Charme, der zu einem guten Guilty Pleasure gehört.

2.5 von 5 ★

Verfügbar auf Netflix

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