Kritik6. Juni 2023

Sky Show-Kritik «The Idol»: Sam Levinsons neue Serie lässt die Haare zu Berge stehen

Sky Show-Kritik «The Idol»: Sam Levinsons neue Serie lässt die Haare zu Berge stehen
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Die Serie «The Idol», die jüngst beim Filmfestival in Cannes Premiere feierte, kann ab sofort auf Sky Show entdeckt werden – oder auch nicht. Hier unsere Kritik zu «The Idol» mit Lily-Rose Depp und The Weeknd.

von Marine Guillain

Eine toxische Männerfantasie oder ein klarer Blick auf das Thema Sexualität in der heutigen Zeit? Seit die ersten beiden Episoden von «The Idol» bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurden, hat die Serie die Menschen bewegt, empört, zum Toben gebracht, gefallen, enttäuscht ... aber niemanden kalt gelassen. Schon Monate vor ihrer Veröffentlichung wurde sie als die umstrittenste Serie des Jahres angekündigt. Grund dafür war ein Artikel im «Rolling Stone», in dem die toxischen Drehbedingungen angeprangert wurden, aber vor allem die übermässige Sexualisierung der weiblichen Figuren und die glamouröse Darstellung von missbräuchlichen Beziehungen. Zum ersten Punkt können wir keine Meinung abgeben, wohl aber zu unseren Eindrücken nach der Sichtung der ersten beiden Episoden in Cannes.

Schäbig, unangenehm und sexistisch

«The Idol» folgt dem Weg von Jocelyn (Lily-Rose Depp), die ein Comeback als Popstar anstrebt, nachdem ein Zusammenbruch aufgrund des Todes ihrer Mutter ihre letzte Tournee überschattet hat. Während Joss alles tun würde, um ihren Titel als beliebtester und heissester Star Amerikas zurückzugewinnen (z. B. lasziv auf ihrem Bett vor einem Fotografen posieren und jeden Teil ihres nackten Körpers zeigen), entdeckt ihre Assistentin zu ihrem Entsetzen im Internet einen Schnappschuss der Sängerin, auf dem ihr Gesicht mit Sperma bedeckt ist.

Die wenigen Menschen in der Umgebung des Stars versuchen, das Foto zu beseitigen und Jocelyns Karriere zu schützen, während Joss im Garten ihres prächtigen Anwesens an der Choreografie für ihr neues Musikvideo arbeitet und dabei ein noch kürzeres Outfit trägt. Nach einem anstrengenden Tag geht Joss in einen Nachtclub und trifft den Clubbesitzer Tedros (Abel «The Weeknd» Tesfaye), der ein Auge auf sie geworfen hat.

Abel «The Weeknd» Tesfaye in «The Idol» © Home Box Office, Inc. All rights reserved

Provokativ, schmuddelig, unangenehm, voll von unverschämten und sexistischen Äusserungen, mit einer Lily-Rose Depp, die den Grossteil der ersten beiden Folgen fast nackt verbringt – was will «The Idol» eigentlich vermitteln? Die Serie sollte die Hypersexualisierung und Manipulation in der Musikindustrie anprangern, tut aber genau das Gegenteil, und das ist das grosse Problem.

Der Blick von Sam Levinson, Showrunner der Erfolgsserie «Euphoria», ist absolut unkritisch gegenüber den Szenen und Bildern, die sich die Zuschauer und Zuschauerinnen antun müssen. Die hypersexuelle Darstellung erweist sich als sehr verstörend, die Outfits von Lily-Rose (eine blasse Kopie von Britney Spears, insbesondere mit dem Tanga, der aus der ultraengen Hose herausragt) sind völlig unpassend, die sexuellen Haltungen und Posen, die der Popstar einnimmt, um Tedros zu verführen, ebenso. Schlimmer noch: Joss und ihre Assistentin verfallen dem Charme von Tedros und seinem Kumpel (präzisieren wir, dass es sich um zwei manipulative "Bad Boys" handelt, die das Treffen mit den Frauen inszeniert haben, um daraus Profit zu schlagen), und haben gleichzeitig Sex, jeder in einem anderen Raum der Villa, wobei sie auf unheilvolle Weise dominiert werden. Und Sam Levinson zeigt uns all das, als wäre es glamourös und sexy.

Denunzierung des Starsystems

Unter dem Vorwand, eine Satire über die Musikindustrie zu drehen, reiht der Showrunner Klischees, abgedroschene Sexualfantasien und billige, schlüpfrige und vulgäre Bilder aneinander. Die Anspielungen auf kontroverse Kultregisseure wie Paul Verhoeven und Gaspar Noé sind misslungen, und das Ergebnis ist genauso schäbig wie das Starsystem, das es anprangern will. Dennoch ist dieser Aspekt am besten dargestellt und der einzige, der Sinn macht: Wir sehen die junge Sängerin, die vom Tod ihrer Mutter geplagt wird, mit einer beeindruckenden Anzahl von Leuten um sie herum, die versuchen, sie zu schonen, nicht unbedingt zu ihrem Besten, sondern weil das Geschäft laufen muss. Joss würde gerne Songs machen, die besser zu ihr passen, aber sie ist dem System völlig unterworfen und wird von allen Seiten ausgenutzt. Und als sie während der Dreharbeiten zu einem Musikvideo den Boden unter den Füssen verliert und in Tränen ausbricht, ist es mit der Empathie vorbei, denn in Verzug zu geraten, bedeutet, 450.000 Dollar zu verlieren...

1,5 von 5 ★

Verfügbar bei Sky Show

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