Kritik13. August 2023

Locarno 2023: «Milsu» («Smugglers»): Das Glück liegt auf dem Meeresboden

Locarno 2023: «Milsu» («Smugglers»): Das Glück liegt auf dem Meeresboden
© Locarno 2023

In dieser farbenfrohen Hommage an die 1970er-Jahre geht es um Verrat, Freundschaft, Solidarität und Intrigen – alles im Rahmen einer abenteuerlichen Schmuggelgeschichte.

«Milsu» («Smugglers»): Das Glück liegt auf dem Meeresboden

Ryoo Seung-wan | 129 min.

Ein Text von Teresa Vena

1970 Kucheon: Im kleinen Fischerort in der koreanischen Provinz wird es immer schwerer von dem Muschelfang zu leben, da sich eine Fabrik angesiedelt hat, die ihr Abwasser ins Meer abführt und den Fischbestand in Küstennähe vergiftet. Die Freundinnen Cheoonja (Kim Hye-soo) und Jin-sook (Yeom Jeong-a) gehören zu einer Gruppe begabter Taucherinnen. Als ihnen die Arbeit ausgeht, lassen sie sich auf den Schmuggel von ausländischen Waren wie Mikrowellen, Radiogeräten oder Vaselinetöpfchen ein. Die Schiffe werfen ihre Kisten kurz vor der Küste ab, die Taucherinnen holen sie wieder hoch. Eine Zeitlang geht das Geschäft sehr gut, doch dann fängt sie der Zoll ab, Jin-sook muss ins Gefängnis, Cheoonja flieht und gilt für alle als Verräterin. Ein paar Jahre später kreuzen sich die Wege der beiden Frauen wieder...

Regisseur Ryoo Seung-wan ist der Autor rasant inszenierter Thriller und aktionistischer Komödien wie «The Berlin File» und «Veteran». Seine Vorliebe für historische Stoffe hat er bereits in Filmen wie dem brutalen «The Battleship Island», der zur Zeit der japanischen Besatzung Südkoreas spielt, und «Escape from Mogadish», in dem es um den Ausbruch des Bürgerkriegs 1991 in Somalia geht, verarbeitet. In «Milsu» rekonstruiert er anhand einer fiktiven, aber nicht weniger realistischen Geschichte von Korea in den 1970er-Jahren auf äusserst bunte und exaltierte Weise.

Die Handlung, die sich um den Einbau einer Vielzahl von Wendungen bemüht, durchschaut man in Kürze, weswegen der Stoff auf die Dauer unnötig ausgewalzt wirkt. Der Humor will auch nicht so richtig zünden, basiert er doch mehrheitlich auf Klamauk. Besonders eine der Hauptrollen, die Figur Cheoonja, wirkt durch ihre bemüht ironisierende und kindliche Spielart schnell irritierend. Die Schauspielerführung lahmt in «Milsu» insgesamt, was schade ist, den es sind begabte Darsteller wie Kim Jong-soo, der den (korrupten) Zollbeamten spielt, vorhanden. Für eine Weile kann man sich bei dieser Posse durchaus gehen lassen, doch insgesamt gehört der Film mit Sicherheit zu den schwächeren des Autors. Das ist auch deswegen bedauerlich, weil er sich mit dem Motiv der Taucherinnen einem Thema annimmt, das für die koreanische Sozialgeschichte von grosser Bedeutung ist.

3 von 5 ★

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