Kritik9. August 2023

Locarno 2023: «Antarctica Calling - Voyage au pôle Sud»: Schwindelgefühle in unendlichen Weiten

Locarno 2023: «Antarctica Calling - Voyage au pôle Sud»: Schwindelgefühle in unendlichen Weiten
© PAPRIKA FILMS / ASTER PRODUCTION / ARTE FRANCE CINEMA / MEMENTO PRODUCTION

Der Entdecker und Regisseur Luc Jacquet, der 2006 für «Die Reise der Pinguine» einen Oscar gewann, hat seine Kamera und seine Liebe zum Südpol eingepackt und erneut eine Reise dorthin unternommen, wo nur wenige Schritte ausreichen, um die Welt zu umrunden.

«Antarctica Calling - Voyage au pôle Sud»: Schwindelgefühle in unendlichen Weiten

Luc Jacquet | 83 min.

Ein Text von Théo Metais, übersetzt aus dem Französischen

Luc Jacquet ist nicht zum ersten Mal auf Reisen. Auch diesmal ist er wieder vom unbeschreiblichen Sog des Südpols erfasst worden. Ein Kontinent, von dem der Filmemacher uns Bilder und die einzigartigen Erzählungen seiner Gäste mitbringt. Die Reise dorthin führt über vier Wege, und mit seiner notdürftig zusammengestellten Mannschaft reist er von den Anden bis zu den gefürchteten Gewässern um Kap Hoorn. Schon bald tauchen Eis, Seeleoparden und die ersten Pinguine auf.

Der ausgebildete Ökologe reiste 1992 im Alter von 23 Jahren zum ersten Mal in die Antarktis. Als Biologe und Kameramann bei Tierdokumentationen brachte er den Zauber des Kontinents dann auf Kinoleinwände, bis er schliesslich 2006 damit einen Oscar einheimste. «Die Reise der Pinguine» hob ihn in den Olymp der grossen Entdecker und Filmemacher der Welt. In Zusammenarbeit mit Francis Hallé und dem verstorbenen Claude Lorius sind Luc Jacquets Werke ebenso poetische Einladungen zu Reisen als auch Aufklärungsberichte. Auf der Piazza Grande in Locarno setzt «Antarctica Calling - Voyage au pôle Sud» diese noble Absicht fort.

Um sich von der dokumentarischen Darstellung zu lösen und zum Wesentlichen vorzudringen, so Jacquet, sei diese Reise in Schwarz-Weiss gehalten, um die majestätische Symmetrie des Pols in der Art eines Fotografen wie Sebastião Salgado einzufangen. Eine Perspektive auf die Natur, ein erklärter persönlicher Ansatz, der von Luc Jacquet selbst vorgetragen wird und dessen Aphorismen diese gefährliche Expedition begleiten. Von den Anden bis nach Kap Hoorn, unter Berufung auf Magellan, die Erinnerung an die grossen Weltumsegler und die Lektüre von Olivier Remaud, lässt uns der Filmemacher in die gewaltige Leidenschaft für diesen unberührten Kontinent eintauchen.

In unmittelbarer Nähe zur Tierwelt des Eises staunt Luc Jacquet über die Zärtlichkeit der Pinguine und die Geburt eines jungen Seeleoparden; «Antarctica Calling - Voyage au pôle Sud» ist ein intimes Angebot, für das man empfänglich sein muss und das vielleicht diejenigen auf Distanz hält, die sich still von der Poesie der Bilder verzaubern lassen möchten. Ein kleineres Übel, das der Anmut dieses magnetischen Kontinents und der ökologischen Botschaft von Luc Jacquet keinen Abbruch tut.

3.5 von 5 ★

© PAPRIKA FILMS / ASTER PRODUCTION / ARTE FRANCE CINEMA / MEMENTO PRODUCTION

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