Kritik5. August 2022

Filmkritik «Boiling Point»: Es brodelt in der Küche

Filmkritik «Boiling Point»: Es brodelt in der Küche
© Elite Film

Es ist Heiligabend und das Restaurant ist voll. Die privaten Probleme des Chefkochs und Inhabers Andy Jones haben Auswirkungen auf das Arbeitsklima und machen sich auch bei den Gästen bemerkbar. In Philip Barantinis Sozialstudie brennt die Luft.

Filmkritik von Teresa Vena

Andy (Stephen Graham) ist der Chefkoch und Inhaber eines gehobenen Londoner Restaurants. Er steht unter grossem Druck. Er hat sich gerade von seiner Frau getrennt und kämpft mit ihr um die Fürsorge für sein Kind.

Das Lokal wurde zudem von der Hygienebehörde von fünf auf drei Sterne heruntergestuft, weil er sich nicht um die notwendige Dokumentation gekümmert hat. Diese Unkonzentriertheit und Unzuverlässigkeit, die zusätzliche Hektik in den Betrieb bringt, bekommt auch sein Personal zu spüren.

Mit dieser anspruchsvollen Form erzeugt der Film von Anfang an eine Spannung, die bis zum Schluss anhält.– Cineman-Filmkritikerin Teresa Vena

© Elite Film

Dass dieser voll ausgebuchte Heiligabend kein Spaziergang werden wird, steht daher von Anfang an fest. Eine Reihe anstrengender Gäste hält alle auf Trab: Ein junger Mann will seiner Freundin einen Heiratsantrag machen, einer behandelt die dunkelhäutige Kellnerin schlecht, andere bestellen Essen, das nicht auf der Karte steht und zu allem Überfluss hat Andys ehemaliger Chef (Jason Flemyng) eine Restaurantkritikerin (Lourdes Faberes) mitgebracht.

Die Kamera folgt den sich rasch bewegenden Protagonisten geschmeidig durch den Raum.– Cineman-Filmkritikerin Teresa Vena

Der britische Regisseur Philip Barantini hat seinen Kurzfilm «Boiling Point» von 2019 auf ein dicht erzähltes und rasant inszeniertes, abendfüllendes Drama mit dem gleichen Titel ausgeweitet. Barantini kennt die Gastronomie aus eigener Kocherfahrung und lässt im Film eindeutig viel von seinem Wissen einfliessen.

Dies gibt «Boiling Point» eine aussergewöhnliche Authentizität, wenn es um die verschiedenen Abläufe im Restaurant geht. Dass jeder Handgriff sitzen musste, wie bei einem präzisen Uhrwerk, war auch deswegen wichtig, weil der Film in einer einzigen Einstellung entstanden ist. Die Kamera folgt den sich rasch bewegenden Protagonisten geschmeidig durch den Raum.

© Elite Film

Mit dieser anspruchsvollen Form erzeugt der Film von Anfang an eine Spannung, die bis zum Schluss anhält. Meisterlich wahrt er, indem er auf Schnitte gänzlich verzichtet, die Einheit zwischen Raum und Zeit.

Eindrücklich ist dabei auch die grosse Konzentration einzelner Motive. «Boiling Point» bietet nicht nur einen faszinierenden Einblick in die Welt der professionellen Küche, sondern greift verschiedene universelle Themen auf, die unser gesellschaftliches Miteinander widerspiegeln.

5 von 5 ★

«Boiling Point» ist seit dem 04. August im Kino.

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