Kritik19. September 2023

Fantasy Filmfest 2023: «Pandemonium»: Das böse Erwachen nach dem Tod

Fantasy Filmfest 2023: «Pandemonium»: Das böse Erwachen nach dem Tod
© Fantasy Filmfest / Tiberius Film

Der französische Regisseur Quarxx entführt sein Publikum in «Pandemonium» in das Leben nach dem Tod und damit in die Tiefen der Hölle. Mit genialen Ideen und erschreckenden Gedankenspielen erschafft er einen wahrhaft grausamen Ort, aus dem es absolut kein Entkommen gibt – unterhaltsam!

«Pandemonium»: Das böse Erwachen nach dem Tod

Quarxx | 96 min.

Nathan (Hugo Dillon) steht auf der Strasse und kann sein Glück kaum fassen: Trotz eines schlimmen Autounfalls ist er unverletzt. Doch dann taucht Daniel (Arben Bajraktaraj) auf und rückt sein Weltbild zurecht. Die beiden sind tot. Für Nathan heisst das: Ab in die Hölle. In einer rätselhaften Zwischenwelt taucht er in das Leben anderer SünderInnen ein und durchlebt deren Qualen, bevor er schliesslich selbst ewige Strafen erleiden soll.

«Pandemonium» legt einen absolut genialen und unterhaltsamen Start hin. Die beiden Männer, die in einen Autounfall verwickelt waren, stehen auf einer nebligen Strasse und müssen ihr Ableben akzeptieren. Plötzlich tauchen zwei mächtige Portale auf, Wege in den Himmel und die Hölle – doch das himmlische Paradies wartet nur auf Daniel. Die Dialoge und das Schauspiel in diesem ersten Abschnitt sind hervorragend – alles changiert zwischen Komik und Unbehagen, keine leichte Mischung, die hier aber prächtig gelingt.

Nathan beteuert immer wieder, dass der Mord an seiner Frau ein Gnadentod war, Sterbehilfe, die sie sich gewünscht hat – aber es ist niemand da, den er umstimmen könnte. Die Tore der Hölle warten auf ihn – und bringen das Publikum in ein moralisches Dilemma. Auf wessen Seite soll man sich schlagen? Die Regeln in «Pandemonium» bleiben hart, Sünde ist Sünde, da hilft kein Diskutieren. Diese klare Einteilung regt zum Nachdenken an und überrascht in ihrer Konsequenz.

Was folgt, ist eine ganz eigene Version der Hölle, denn nach dem Durchschreiten des Portals wartet eine staubige Welt voller SünderInnen, in deren Leben Nathan und das Publikum einen dramatischen Einblick bekommen. Während die erste der beiden episodenhaft erzählten Geschichten technisch gut gemacht, aber wenig innovativ ist, geht die Erzählung einer nachlässigen Mutter unter die Haut. Die Idee, dass ein Teil der Hölle das Durchleben der schlimmsten Erlebnisse anderer Menschen ist und dass diese bereits während ihres Lebens in ihrer persönlichen Hölle gefangen waren, ist so erschreckend wie genial.

«Pandemonium» zeichnet damit sowohl erzählerisch als auch visuell ein Bild der Hölle, das vielschichtig und spannend ist und mit eindrucksvollen Gedankenspielen und erschreckenden Prämissen überzeugt. Bemerkenswert sind auch die praktischen Spezialeffekte, die allesamt sehr überzeugend aussehen und den wenigen Gore besonders hervorheben. Flammenmeere und gequälte Körper sucht man hier vergebens – diese Vision darf sich stattdessen in den Gedanken des Publikums festkrallen, wenn ein Dämon Nathan die schmerzhafte Ewigkeit in der Verdammnis beschreibt.

4 von 5 ★

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