Artikel12. Januar 2024

Die 10 längsten Filme aller Zeiten und warum du sie gesehen haben solltest

Die 10 längsten Filme aller Zeiten und warum du sie gesehen haben solltest

Wer sich «While the Green Grass Grows» im Kino ansehen will, braucht Sitzfleisch. Die Dokumentation hat eine Laufzeit von 166 Minuten. Zu den längsten Filmen aller Zeiten gehört er damit aber nicht. Wir verraten dir, welche Filme die längsten sind und warum du sie dir nicht entgehen lassen solltest.

von Peter Osteried

Bevor wir uns den Spielfilmen zuwenden, noch ein kleiner Ausflug in die Welt der Kunst und Dokumentation. Die längste Dokumentation ist der französische «Resan» aus dem Jahr 1987, in dem es um Nuklearwaffen geht – der Film dauert 873 Minuten. Die Königsklasse stellt jedoch der Experimentalfilm «Logistics» aus dem Jahr 2012 dar – er hat eine Laufzeit von 51.420 Minuten. Das sind mehr als 35 Tage!

Auch bemerkenswert: der britische «Paint Drying» mit 607 Minuten Laufzeit. Der Film wurde nur gemacht, damit die britische Filmfreigabestelle sich mehr als zehn Stunden eine Wand ansehen musste, auf der die Farbe trocknete. Nichts anderes ist zu sehen. Andere Filme wurden in mehreren Teilen veröffentlicht, so etwa Edgar Reitz‘ «Die zweite Heimat». 13 Teile summieren sich hier zu 1.509 Minuten Laufzeit. Wir wollen uns hier aber nicht mit den Experimental-Filmen und den doch recht eigensinnigen Dokumentationen befassen, sondern mit den längsten Spielfilmen. Also los geht's!

1. «Cleopatra» (1963)

Darum geht's: Erzählt wird die Geschichte von Cleopatra, Herrscherin über Ägypten, ihrer Liebe zu Caesar und Marc Anton und ihrem Ende.

Sehenswert, weil: dies einer jener Monumentalfilme ist, die ein Studio fast in die Knie gezwungen hätte. Hätte 20th Century Fox nicht noch den Kriegsfilm «Der längste Tag» gehabt, wäre es wohl pleite gegangen. «Cleopatra» wurde mit 243 Minuten in die Kinos gebracht, eine Woche nach der Premiere auf 222 Minuten gekürzt, dann auf 194 Minuten verringert. Das war über Jahrzehnte die Fassung, die erhältlich war. Für die DVD-Auswertung wurde der spektakuläre Film mit Elizabeth Taylor in der Rolle ihres Lebens restauriert. Als Marc Anton agiert ihr Hin-und-wieder-Ehemann Richard Burton.

Laufzeit: 251 Minuten

Verfügbar on Demand auf Apple TV+

2. «Amour fou» (1969)

Darum geht's: Während der Proben für eine Tragödie können die Hauptdarstellerin und der Regisseur, die eine Affäre haben, ihre persönlichen Probleme nicht aussen vor lassen. Das Leben imitiert die Kunst.

Sehenswert, weil: das Cinema Verité des französischen Kinos der 60er-Jahre auch heute noch extrem reizvoll ist. Ein Film, dessen Geschichte eigentlich nicht mehr als vier Stunden tragen dürfte, es aber dennoch tut. Weil die Gefühle so authentisch sind und das Publikum mitten ins Geschehen ziehen, als gehörte es zum Ensemble des Stücks, das hier geprobt wird.

Laufzeit: 252 Minuten

3. «Die grösste Geschichte aller Zeiten» (1965)

Darum geht's: Der Film erzählt das Leben, Wirken und Sterben von Jesus Christus.

Sehenswert, weil: Max von Sydow als Jesus Christus einfach grossartig ist. Dies war das US-Debüt für den Schweden. Er selbst erklärte später, das Schwierigste an der Rolle war, dass jeder erwartete, dass er sie praktisch lebte. Wenn er am Set rauchte, rümpften Leute die Nase, wenn er seine Frau küsste, erst recht. Der Film ist edel besetzt: Sydney Poitier, Telly Savalas, Charlton Heston, Carroll Baker und Angela Lansbury sind nur ein paar der Stars, die hier auftreten. Am amüsantesten ist aber der Cameo-Auftritt von John Wayne, der einen römischen Zenturio während der Kreuzigung spielt.

Laufzeit: 260 Minuten

Verfügbar on Demand auf Apple TV+

4. «Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs» (2003)

Darum geht's: Der bombastische Abschluss der Trilogie von J.R.R. Tolkiens Kampf um den Ring. Armeen werden aufgestellt, gigantische Schlachten werden gefochten, dem Bösen wird getrotzt, und all das, während ein kleiner Hobbit den mächtigen Ring ins Lande Mordor bringt, um ihn dort in den Feuern des Schicksalsberg zu vernichten.

Sehenswert, weil: die Extended Version des Films der 210 Minuten langen Kinofassung weitaus überlegen ist. Denn diese ist weitaus runder. Peter Jackson musste den Film für den Kinoeinsatz kürzen – ein Wiedersehen mit Boromir in einem Rückblick, aber auch Sarumans Schicksal fiel so der Schere zum Opfer. In der Langfassung ist der Film praktisch perfekt.

Laufzeit: 263 Minuten

Verfügbar auf Amazon Prime

5. «Gettysburg» (1993)

Darum geht's: Im Jahr 1863 findet die entscheidende Schlacht bei Gettysburg statt, auch wenn der Krieg noch bis 1865 dauerte. Aber die Schlacht war ein Triumph für die Nordstaaten, von dem der Süden sich nicht mehr erholte.

Sehenswert, weil: Klasse eben immer überzeugt. Eigentlich wurde dieser Film fürs Fernsehen gemacht, aber als Ted Turner sah, was für ein Epos hier erschaffen worden war, brachte er ihn ins Kino. Der Film zeichnet sehr akkurat nach, was vor und während der Schlacht von Gettysburg passierte. Martin Sheen ist als Südstaaten-General Robert E. Lee exzellent besetzt. Überhaupt: Das Ensemble ist bis in die kleinsten Nebenrollen hinein hervorragend.

Laufzeit: 271 Minuten

Verfügbar on Demand auf Apple TV+ und Google Play

6. «The Weathered Underground» (2010)

Darum geht's: Im Mittelpunkt steht der 21 Jahre alte Eric, der gerade mit seiner Freundin Schluss gemacht hat, aber damit hadert, könnte sie doch die Liebe seines Lebens gewesen sein. Im Lauf der Geschichte wird er sie zurückerobern oder auch nicht. Es liegt am Publikum, das zu entscheiden.

Sehenswert, weil: der Film seinerzeit bahnbrechend war. Er ist wie ein «Choose Your Own Adventure Buch», bei dem nach jedem Kapitel entschieden werden muss, wie die Geschichte weitergeht. Der Film wurde als interaktive DVD veröffentlicht und lässt das Publikum via Fernbedienung über das Schicksal der Hauptfigur entscheiden. Es gibt 30 verschiedene Enden und mehr als 1.000 Wahlmöglichkeiten im Verlauf der Geschichte. Das summiert sich zu einer erstaunlichen Laufzeit.

Laufzeit: 310 Minuten

7. «1900» (1976)

Darum geht's: Erzählt wird die epische Geschichte des Klassenkampfs im Italien des 20. Jahrhunderts – und zwar aus der Sicht zweier Kindheitsfreunde, die auf unterschiedlichen Seiten stehen.

Sehenswert, weil: Bernardo Bertolucci ein Meister des Epischen ist. Er hat seinen Film den vier Jahreszeiten angepasst – die Jungs lernen sich im Sommer kennen, treffen sich als Erwachsene im Herbst, der Faschismus übernimmt Italien im Winter und das Ende des Zweiten Weltkriegs findet im Frühjahr statt. Der Regisseur fertigte selbst eine dreieinhalbstündige Fassung für den Verleih an, der eigentlich noch einen kürzeren Film wollte. Er zieht aber seine originale Fassung vor.

Laufzeit: 317 Minuten

8.«Napoleon» (1927)

Darum geht's: In dem Stummfilm wird die Jugend und frühe militärische Karriere von Napoleon Bonaparte nachgezeichnet. Das hat auch Ridley Scott in seinem neuen Film «Napoleon» gemacht, aber ob er es laufzeittechnisch mit Abel Gances Werk aufnehmen können wird, muss sich noch zeigen.

Sehenswert, weil: dies ein früher Monumentalfilm ist. Die ursprüngliche Fassung lief sechs Stunden lang, danach entstanden peu a peu mindestens 18 weitere Versionen. Der Film galt lange als verschollen, wurde aber 1981 wiedergefunden. Damals wurde eine 235 Minuten lange Version veröffentlicht. Im Jahr 2000 wurde eine noch längere Version entdeckt, mit der der ursprünglichen Version des Regisseurs sehr viel näher gekommen wird.

Laufzeit: 330 Minuten

Verfügbar on Demand auf Apple TV+

9. «Die besten Jahre» (2003)

Darum geht's: Der Film erzählt die Lebensgeschichte zweier Brüder, beginnend in den 60er-Jahren bis in die frühen 2000er-Jahre.

Sehenswert, weil: Marco Tulio Giordana mit diesem Film eine wuchtige und emotional packende Familiengeschichte erzählt, die dem Publikum einen Einblick ins italienische Leben und die Gesellschaft über gleich mehrere Jahrzehnte hinweg erlaubt.

Laufzeit: 366 Minuten

10. «Krieg und Frieden» (1965)

Darum geht's: Sergei Bondarchuk verfilmte zur Mitte der 1960er-Jahre Leo Tolstois monumentalen Roman – als ebensolchen Film. Den Hintergrund bildet Napoleons Feldzug gegen Russland im Jahr 1812. Davor geht es um die Schicksale verschiedener Menschen.

Sehenswert, weil: Dies ist wuchtiges, sowjetisches Kino. Schwermütig, epochal, in seiner Grösse erschlagend. Der Regisseur konnte hier auf Tausende Statisten der Roten Armee zurückgreifen und liefert Schlachtenbilder ab, die von ihrer Grösse praktisch unerreicht sind – nur mit CGI gab es grössere Heere. Der Film sollte zuerst als ein monumentales Werk in die Kinos kommen, wurde dann aber in Form von vier Teilen veröffentlicht.

Laufzeit: 510 Minuten

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Kommentare 1

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Jinpa

vor 2 Monaten

In der Aufzählung fehlt wohl auf jeden Fall der Film Satantango von Bela Tarr. Aber vielleicht ist der einfach nicht kommerziell genug. 😉


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