Kritik21. Februar 2024

Berlinale 2024: «The Box Man»: Die Welt im Wahn

Berlinale 2024: «The Box Man»: Die Welt im Wahn
© Berlinale | 2024 The Box Man Film Partners

Das bisherige Leben aufgeben, um in einem Karton aus Pappe zu leben. Abgeschottet und entfremdet von der Gesellschaft, aber trotzdem noch nah genug am Geschehen. «The Box Man» ist eine paradoxe Visualisierung vom versuchten Ausstieg aus der Gesellschaft.

«The Box Man»: Die Welt im Wahn

Gakuryu Ishii | Japan | 120 Min.

Ein Mann, versteckt unter einem Pappkarton, läuft durch die Strassen von Tokio. Nur durch ein kleines Loch beobachtet er die Welt um sich herum, kritzelt und schreibt in ein Notizbuch. Der Fotograf Myself (Masatoshi Nagase) ist fasziniert vom Schachtelmann. Als er beschliesst, auch ein Schachtelmann zu werden, rechnet er noch nicht mit den Gefahren und Herausforderungen, die ihn erwarten werden.

«The Box Man» ist Gakuryu Ishiis Adaption des Romans «Der Schachtelmann» von Kōbō Abe. Die Geschichte sowohl im Buch als auch im Film dreht sich um die Alltäglichkeit des Wahnsinns. Das, was der Schachtelmann durch sein Guckloch beobachtet, ähnelt einer Halluzination. Ausserdem scheinen die Menschen im Film wie besessen von einer Person zu sein, die von der Norm abweicht. Der Mann im Karton lebt in seiner eigenen, selbst erschaffenen, kleinen Welt. Was für einige Menschen beklemmend wirkt, ist für ihn die totale Freiheit – ein Ausstieg aus der Gesellschaft, aber trotzdem noch mittendrin.

Der Film beginnt in schwarz-weiss und mit einem Satz, der sich durch den ganzen Film ziehen wird: Wer den Schachtelmann beobachtet bzw. besessen von ihm ist, wird zum Schachtelmann. Mit dieser Aussage im Hinterkopf fällt es leichter in «The Box Man» zu starten, da dadurch eine Richtung vorgegeben wird, in welche sich die Geschichte bewegen wird. Obwohl klar wird, worauf der Film hinaus will, fällt es teilweise schwer, der Handlung zu folgen.

Im Mittelpunkt von «The Box Man» steht die vergebliche Flucht vor der Welt und sich selbst. Die Figuren im Film sind entweder besessen vom Mann im Karton oder wollen ihn zu ihrem Vorteil nutzen. Es wirkt ironisch, wie die Aufmerksamkeit der Welt auf einem Aussenseiter liegt, der eigentlich vor ihr zu flüchten versucht – jedoch passen diese umgedrehten Tatsachen perfekt zum restlichen Film.

4 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte der 74. Berlinale findest du hier.

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