Kritik24. Februar 2023

Berlinale 2023: «Golda»: Helen Mirren verkörpert «Israels Grossmutter»

Berlinale 2023: «Golda»: Helen Mirren verkörpert «Israels Grossmutter»
© Jasper Wolf

Der israelische Regisseur Guy Nattiv zeigt in seinem neuen Film einen Ausschnitt aus dem Leben einer starken Persönlichkeit seines Landes: Golda Meir.

«Golda»: Helen Mirren verkörpert «Israels Grossmutter»

Guy Nattiv | 100 Min.

Ein Text von Maxime Maynard

Golda Meir sitzt vor einer Kommission und erzählt vom Jom-Kippur-Krieg. Sie erläutert die Entscheidungen, die während des bewaffneten Konflikts zwischen Israel, Ägypten und Syrien vom 6. bis 24. Oktober 1973 getroffen wurden und die die militärische Überlegenheit des jüdischen Staates in Frage stellten.

Während der Begriff «Eiserne Lady» heute eher auf Margaret Thatcher, britische Premierministerin von 1979 bis 1990, bezogen wird, wurde er früher lange Zeit in Bezug auf Golda Meir verwendet. Die «Grossmutter Israels», die von 1969 bis 1974 Premierministerin des Landes war, galt als sehr unnachgiebig. Um sie zu verkörpern, braucht es das ganze Können der britischen Schauspielerin Helen Mirren. Ihre Beteiligung an dem Projekt ist zwar umstritten, da die Künstlerin weder Israelin noch Jüdin ist, doch ihr Talent wurde nie in Frage gestellt.

Verborgen hinter dem exzellenten Make-up von Karen Hartley Thomas, mit der sie bereits in dem Spielfilm «The Duke» aus dem Jahr 2022 wieder zusammenarbeitet, ist sie nicht wiederzuerkennen. Eine makellose Verwandlung, die die Hauptattraktion des Spielfilms darstellt. An ihrer Seite steht die französische Schauspielerin Camille Cottin, die 2013 in ihren Sketchen «Connasse» einem breiten Publikum bekannt wurde. Sie unterstreicht ihr dramatisches Potenzial, das weit von der Komik ihrer Anfänge entfernt ist. Ergänzt durch die israelischen Schauspieler Rotem Keinan, Lior Ashkenazi und Rami Heuberger ist die Besetzung, die von der erdrückenden Last unmöglicher Entscheidungen hin und her geworfen wird, grossartig.

Guy Nattiv, der 2019 für seinen Kurzfilm «Skin» einen Oscar erhielt, scheint bei seiner Inszenierung alles zu versuchen, um die Neugier der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die für die Oscar-Nominierungen zuständig ist, erneut zu wecken. Die Bilder des Kameramanns Jasper Wolf sind zwar wunderschön, aber sie verlieren sich in einer übertriebenen, schalen Ästhetisierung. So scheint die Allgegenwärtigkeit von Zigaretten auf der Leinwand, weit entfernt von einer einfachen Detailtreue, nur eine Entschuldigung für erstickende visuelle Spiele mit Rauchwolken zu sein. Und obwohl die Erzählung dieses Wendepunkts in der Geschichte Israels die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen wird, wäre eine intensivere Beschäftigung mit der Protagonistin, einer immer noch kontroversen Figur, wünschenswert gewesen.

3 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte der 73. Berlinale findest du hier.

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