Kritik22. Februar 2023

Berlinale 2023: «Manodrome»: Die hypertoxische Erzählung einer Männersekte

Berlinale 2023: «Manodrome»: Die hypertoxische Erzählung einer Männersekte
© Wyatt Garfield

Der südafrikanische Filmemacher John Trengove präsentiert auf der 73. Berlinale im Wettbewerb seinen Film «Manodrome» und lässt Jesse Eisenberg und Adrien Brody in einer hypertoxischen und ungesunden Erzählung aufeinanderprallen.

«Manodrome»: Die hypertoxische Erzählung einer Männersekte

John Trengove | 95 Min.

Ein Text von Théo Metais

In den USA steht Weihnachten vor der Tür und der Winter ist trist. Ralphie (Jesse Eisenberg) ist Uber-Fahrer und kommt kaum über die Runden. Als seine Freundin Sal (Odessa Young) schwanger wird, zieht sich die finanzielle und mentale Schlinge immer enger zu. In seinem Fitnessstudio schlägt ihm ein Freund (Philip Ettinger) vor, sich mit hochrangigen Personen zu treffen, die, wie er sagt, «Leuten wie ihm helfen». Bald findet sich Ralphie in dieser seltsamen Männergemeinschaft wieder, die von einem Mann angeführt wird, den sie Dad Dan (Adrien Brody) nennen. Nun ist er ein «Sohn», und der Horror hat gerade erst begonnen.

Vielleicht gab es keinen anderen Weg, über toxische Männlichkeit zu sprechen, als die schroffste, kälteste, perverseste und radikalste Darstellung dieser Erfahrung. Die Hölle des jungen Ralphie liegt irgendwo zwischen «Taxi Driver» und «Fight Club», und eines ist sicher: «Manodrome» wird niemanden unberührt lassen. Von der ersten Minute an, in der Jesse Eisenberg im Rückspiegel eine junge Frau beobachtet, die auf dem Rücksitz seines Taxis stillt, ist der Vertrag mit dem Publikum klar: Der Voyeurismus wird das Vehikel sein, um über unterdrückte Emotionen zu sprechen.

So beginnt die Handlung eines entsetzlichen Spektakels, in dem die Erforschung der Radikalität auf freigewordene psychologische und physische Gewalt trifft. Die verhaltene und zugleich intensive Performance von Jesse Eisenberg («The Social Network») steht im Einklang mit Wyatt Garfields unterkühlter Kameraarbeit. In diesem Fitnessstudio, das sich in Hard-Metal und Schweiss suhlt, in diesem Uber, in dem jeder ein bisschen Geisel ist, oder auf dem Dachboden dieses von der Welt abgeschnittenen Herrenhauses werden die Laster der Männlichkeit das Publikum ins Schwitzen bringen und die Eingeweihten des Manodroms ebenfalls. Ist es nicht Aufgabe der Kunst, ein Stück der Realität auszustechen und es in eine Petrischale zu legen? John Trengove hat vielleicht nicht die feinste Klinge benutzt, aber die Botschaft ist angekommen.

3,5 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte der 73. Berlinale findest du hier.

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