Artikel14. Juli 2022

5 Gründe, die Apple TV-Miniserie «In with the Devil» zu schauen

5 Gründe, die Apple TV-Miniserie «In with the Devil» zu schauen
© Apple TV

Wer sich für US-amerikanische Spannungsliteratur der Gegenwart begeistern kann, dürfte mit dem Namen Dennis Lehane vertraut sein. Diverse Krimi- und Thrillerromane hat der in Boston geborene Autor bereits veröffentlicht, von denen nicht wenige, etwa «Mystic River» und «Shutter Island», den Weg auf die grosse Leinwand fanden. Als Showrunner legt er mit «In with the Devil» nun eine düstere Miniserie vor, die von wahren Begebenheiten inspiriert wurde.

Filmkritik von Christopher Diekhaus

Kurz gesagt geht es in der Apple TV-Produktion um den Drogendealer James Keene (Taron Egerton), kurz Jimmy genannt, der nach seiner Verurteilung ein unglaubliches Angebot der Behörden erhält. Soll seine zehnjährige Haftstrafe aufgehoben werden, muss er sich in ein Hochsicherheitsgefängnis für psychisch kranke Verbrecher verlegen lassen und dort dem mutmasslichen Serienkiller Larry Hall (Paul Walter Hauser) ein Geständnis entlocken.

Nachfolgend nennen wir euch 5 gute Gründe, warum ihr «In with the Devil» nicht verpassen dürft.

1. Spannende Prämisse

Erzählen Serienkillergeschichten meistens davon, wie professionelle Ermittler Schritt für Schritt den Tätern auf die Schliche kommen, liegt der Fall hier etwas anders. Um den Mörder Larry Hall zu überführen, der sich nach seiner Verhaftung auf ein unter Zwang abgegebenes Geständnis beruft, soll mit Jimmy Keene ein charismatischer, wortgewandter Krimineller das Vertrauen des Beschuldigten gewinnen und Hinweise auf Leichenverstecke aus ihm herauskitzeln.

Larry Hall steht bedrohlich vor seiner Zelle © Apple TV

In der Serie lehnt der junge Drogendealer zunächst dankend ab, befasst sich dann aber doch mit der Akte und ändert seine Meinung, als sein Vater (Ray Liotta) einen Schlaganfall erleidet. Um mit ihm noch etwas Zeit ausserhalb des Knastes verbringen zu können, nimmt Jimmy die heikle Offerte an.

Brisant ist sie gleich in mehrfacher Hinsicht: Seine Tarnung darf unter keinen Umständen auffliegen. Bei Problemen kann ihm die FBI-Agentin Lauren McCauley (Sepideh Moafi), die ihn einschleusen lässt, nur mit Verzögerung helfen. Und noch dazu soll er sich einem womöglich brandgefährlichen Mann nähern. Das Spannungspotenzial, das eine solche Prämisse verspricht, löst die Serie schon kurz nach der Pilotfolge ein.

2. Ambivalente Hauptfigur

Eingeführt wird der Serien-Jimmy-Keene als lässiger Lebemann, der sich mit seinem Drogenhandel ein schickes Haus finanziert. Statt eine feste Bindung einzugehen, vögelt er sich durch die Welt. Und wann immer möglich setzt er ein Gewinnerlächeln auf, mit dem er viele Menschen um den Finger wickeln kann.

Selbst- und siegessicher ist sein Gesichtsausdruck auch dann noch, als er in den Knast wandert und von McCauley mit dem pikanten Angebot konfrontiert wird. Alles scheint für ihn ein Spiel zu sein, in dem sein Charisma es schon richten wird.

Sympathisch ist dieser Jimmy Keene gewiss nicht, was auch die FBI-Beamtin immer wieder betont. Mit der ihm anvertrauten Aufgabe kann er allerdings beweisen, dass mehr in ihm steckt als ein gutaussehender Poser. Für kleine Kratzer im Erscheinungsbild des coolen Players sorgen die Gespräche mit seinem Vater, in denen familiäre Versäumnisse zur Sprache kommen und Jimmy seine verletzliche Seite zeigt.

James Keene und Lary Hall bei einem wichtigen Gespräch. © Apple TV

3. Zweigleisige Erzählung

Einen Sog entwickelt «In with the Devil» auch deshalb, weil Serienschöpfer Lehane seine Geschichte in zwei Strängen anordnet. Ein Handlungsfaden, der etwas grössere, dreht sich um Jimmy, seine Ankunft im Hochsicherheitsgefängnis und seine Versuche, mit Larry Hall in Kontakt zu kommen. Wenig verwunderlich erleidet der junge Drogendealer dabei immer wieder Rückschläge, die unter anderem seine Tarnung ernsthaft in Gefahr bringen. Auf einer zweiten Ebene wird die klassische Ermittlungsarbeit beleuchtet.

Zunächst tauchen wir über Keenes Aktenstudium in die Nachforschungen des Polizisten Brian Miller (Greg Kinnear) ein, der auf den angeblich harmlosen Spinner Hall aufmerksam wird und mit Hilfe von Lauren McCauley die Schlinge um den Hals des Verdächtigen enger ziehen kann.

Nach Jimmys Verlegung beschreibt Lehane, wie Miller und die FBI-Agentin noch einmal alle möglichen alten Fälle durchgehen, um Beweise für Larrys Schuld zu finden. Durch einen Richterspruch droht in der Zwischenzeit nämlich seine Freilassung. Beide Plot-Lines sind gut verzahnt und halten die Spannung oben.

«In with the Devil» befasst sich mit den dunkelsten Seiten des Menschseins.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

4. Abgründig, aber nicht reisserisch

«In with the Devil» taucht, wie soll es anders sein, wenn es um einen mutmasslichen Mehrfachmörder geht, in tiefe Abgründe ein, befasst sich mit den dunkelsten Seiten des Menschseins. Dankenswerterweise lässt sich Lehane aber nicht dazu verführen, das Grauen auszuschlachten.

James Keene telefoniert im Gefängnis. © Apple TV

Im Gegensatz zu «Das Schweigen der Lämmer», dem Klassiker des Serienkillergenres, gibt es, zumindest in den für diese Kritik gesichteten ersten drei Episoden der sechsteiligen Miniserie keine grafisch-exzessiven Gewaltbilder. Fast immer halten sich die Macher zurück, lassen den Schrecken allenfalls im Dialog anklingen oder transportieren ihn über die Atmosphäre der einzelnen Szenen.

Den Atem hält man zum Beispiel an, als Brian Miller Larry das erste Mal begegnet und dieser stockend von den Gewaltfantasien gegen Frauen in seinen Träumen berichtet. Allein der misogyne Anstrich der Schilderungen jagt einem Schauer über den Rücken.

5. Tolles Ensemble

Eine der grössten Stärken von «In with the Devil» ist das famose Ensemble, das uns mit seinem intensiven, facettenreichen Spiel ständig in Bann zieht. Taron Egerton gibt überzeugend den selbstverliebten Playboy, beweist aber ebenso Gespür für die Zweifel Jimmys und die inneren Konflikte, die mit seinem Spezialauftrag einhergehen.

Paul Walter Hauser verleiht dem vermutlichen Mörder mit brüchig-hoher Stimme eine zwischen tapsig-schüchternem Teddybär, quengeligem Trotzkopf und bösartigem Frauenfeind changierende Ausstrahlung. Auf den ersten Blick sieht der für diverse Morde und Vermisstenfälle Inhaftierte nicht wie der im Titel angekündigte Teufel aus. Und auch sein Verhalten steht diesem Bild oft entgegen. Regelmässig scheint allerdings eine zerstörerische Ader durch, die für echtes Frösteln sorgt, durch.

Einen bleibenden Eindruck hinterlässt ferner Sepideh Moafi, die in ihrer Rolle genau die richtige Mischung aus energischer Entschlossenheit und Einfühlsamkeit findet. Greg Kinnear wiederum legt Brian Miller als aufrechten, die Dienstvorschriften jedoch nicht immer beachtenden Ermittler an, der still daran leidet, dass der wahrscheinliche Schuldige straflos entkommen könnte.

Wem das alles noch nicht genug ist, dem sei gesagt: Ray Liotta, der Ende Mai 2022 unerwartet verstarb, beweist hier noch einmal sein ganzes Können. Als Jimmys von Schuldgefühlen geplagter, durch die eigene Krankheit eingeschränkter Ex-Cop trägt er entscheidend zu einigen der emotionalsten Momente der Miniserie bei!

4 von 5 ★

Wer Lust bekommen hat, sich die Serie anzuschauen, findet nachfolgend die Verlinkung zu Apple TV+.

«In with the devil» (6 Folgen, je ca. 60 min) ist ab sofort auf Apple TV+ verfügbar.

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