Artikel22. Juni 2022

5 Gründe, den Netflix-Film «Der Spinnenkopf» zu schauen

5 Gründe, den Netflix-Film «Der Spinnenkopf» zu schauen
© Netflix

Wo ist die Grenze? Diese Frage wirft der neue Netflix-Film «Der Spinnenkopf» auf. In einer Gefängnisanlage werden emotionenveränderne Substanzen an Insassen getestet. Aber damit nicht genug. Gibt es eine Möglichkeit, die Probanden langfristig zu willenlosen Marionetten zu machen?

Wir haben für euch 5 Gründe für die Verfilmung der Kurzgeschichte des US-Autors George Saunders zusammengetragen.

1. Verrückte Geschichte

Auf einer abgelegenen Insel liegt ein hochmodernes Gefängnis, welches als Forschungsanlage dient. Als Probanden dienen die Insassen, denen es augenscheinlich sehr gut geht. Sie verstehen sich gut, haben eigene Zimmer, eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten und eine Möglichkeit, ausgewogen frisch zu kochen und zu essen. Es existieren keine verschlossenen Türen innerhalb der Anlage.

Jedem Probanden wurde am Rücken ein medizinisches Gerät befestigt, über das verschiedene Substanzen initiiert werden können. Jede Initiierung benötigt eine Einwilligung. Die verabreichten Substanzen verändern das Verhalten der Probanden, sie lachen viel, werden zum Reden angeregt, haben romantische Gefühle füreinander oder werden aggressiv. Doch wo ist die Grenze? Sind die Gefühle lang anhaltend und steht hinter der Entwicklung solcher Substanzen nur eine weltverbessernde Intention?

Der Visionär Steve Abnesti (Chris Hemsworth) transportiert den neuen Probanden Jeff (Miles Teller) auf die Insel. © Netflix

2. Spiegel der Atmosphäre

Der Film weist eine starke Bildsprache auf. Die reduzierten Bildschnitte über die traumhaft schöne Insel holen den Zuschauer immer wieder in die Situation zurück, dass die Anlage ein Gefängnis ist. Dass die Insassen, auch wenn sie viele Freiheiten besitzen, eine Strafe absitzen und nicht nach draussen dürfen. Ausnahmen bilden Feldstudien unter Betreuung oder wenige Privilegien wie dem Telefonieren ausserhalb der Anlage, welches nur ausgewählte Probanden gewährt ist, wie Jeff (Miles Teller). Ich habe diesen Absatz generell nicht so ganz verstanden.

Steve Abnesti (Chris Hemsworth) führt eine Offene-Tür-Mentalität und doch wird durch sein Wohnbereich, seine Kleidung und seiner Ausstrahlung immer wieder die Differenzierung und deren Stellenwert verdeutlicht.

Chris Hemsworth in der Hauptrolle des rästelhaften Steve Abnesti. © Netflix

3. Tolle Musik

Filmmusik hat einen sehr grossen Einfluss auf den Zuschauer. Die passende Musik verstärkt Emotionen, wie Furcht, Freude oder Hass. Doch «Der Spinnenkopf» übertrifft alles. Mit Hits wie Thomas Dolbys - «She Blinded Me With Science» oder Daryl Halls und John Qates «You Make My Dreams» kann nur gute Laune aufkommen. Auch reihen sich Hits wie «I´ll Take You There» von The Staple Singers und Dobbie Brothers «What a fool Believes» mit ein.

«Der Spinnenkopf» wird zwar als Sci-Fi und Thriller deklariert, doch trifft das Genre mit der Musikauswahl nicht ganz. Eingeleitet wird der Film mit «Logical Song» der 70er-Jahre-Band Supertramp, der schon in den ersten Minuten das Problem des Films aufgreift.

Die zwei Sträflinge Lizzy (Jurnee Smollett) und Jeff (Miles Teller) haben eingewilligt eine neuartige Droge zu testen. © Netflix

4. Spektrum an Emotionen

Wer nun aufgrund der Story einen spannenden Thriller erwartet, wird leider enttäuscht. Die Geschichte sowie die Schauspieler bieten tolles Potenzial, dieses wird jedoch nicht ausgeschöpft. Ähnlich wie bei den verabreichten Drogen ist von allem etwas dabei. Der Film enthält Lacher (Substanz G-46), eine romantische Nebengeschichte (N-40), Streit (I-16) und versucht, zu viele Emotionen zu komprimieren. Eine Reduktion hätte dem Film sicher nicht geschadet, anstatt mit dem Zuschauer Emotionsbingo zu spielen, wie Steve Abnesti (Chris Hemsworth) im Film.

Wer leichte Abendunterhaltung schätzt und ein paar Lacher zu schätzen weiss, der wird an dem Film Freude finden. Für alle Thriller Liebhaber empfiehlt sich eine andere Filmwahl.

Die Grenze zwischen dem Sträfling und dem Gefängniswärter scheinen sich aufzulösen. © Netflix

5. Reflexionspotenzial

Der Film kategorisiert sich als Sci-Fi. Doch sind wir medizinisch wirklich so weit von dieser Realität entfernt? Durch Distickstoffmonoxid, allgemein bekanntlich als Lachgas, einem hoher Östrogen- und niedrigen Progesteronwerten, der nachweislich Frauen auf Männer attraktiver wirken lässt oder Methylphenidat und Atomoxetin, welche zur Behandlung von ADHS eingesetzt werden, ist die Vorstellung nicht ganz abwegig.

Wichtig ist die Intention des Einsatzes und der Umgang mit dem Menschen. Respekt vor und miteinander wird durch den Film deutlich infrage gestellt. Und auch wenn der Film dieses Potenzial nicht ganz ausschöpft, bietet der Film Stoff zum Nachdenken: In einer Zeit, in der die Produkte der Pharmakonzerne hoch gehandelt werden. Ihre Wirksamkeit immer wieder diskutiert wird. In einer Zeit, in der die persönliche Freiheit Gegenstand unzähliger Debatten ist und viele Menschen das Gefühl haben, als Spielball mit überlegener Macht behandelt zu werden.

2 von 5 ★

«Der Spinnenkopf» (im Original: «Spiderhead») ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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