Artikel16. August 2019

72. Locarno Film Festival: «The Nest (Il nido)» bringt einen Touch von Gothic auf die Grossleinwand

72. Locarno Film Festival: «The Nest (Il nido)» bringt einen Touch von Gothic auf die Grossleinwand
© Locarno Film Festival

Es ist wieder so weit: Vom 7. bis zum 17. August steht die 72. Ausgabe eines der renommiertesten Filmfestivals in Europa an. In Zusammenarbeit mit der Locarno Critics Academy gibt es bei uns laufend die neuesten Kritiken zu den Filmen, die am Locarno Film Festival im Wettbewerb und ausser Konkurrenz gezeigt werden.

Der vorliegende Artikel entstand im Kontext der Locarno Critics Academy

The Nest (Il nido)

© Locarno Critics Academy

«The Nest (Il nido)», der italienische Beitrag zur Crazy Midnight-Reihe am Film Festival Locarno 2019 greift auf Versatzstücke der Populärliteratur zurück und erzählt eine schaurige Geschichte um einen einsamen Jungen in einer Villa. All die atmosphärischen Elemente des Filmes bilden einen starken Rahmen für die eigentliche Erzählung. Leider wird De Feos Werk zum Verhängnis, dass ein Rahmen allein nicht ausreicht. Über weite Strecken gibt man sich der präzise konstruierten und unheimlichen Atmosphäre hin, doch die Stimmung allein vermag nicht einzelne Schwächen im Drehbuch zu kaschieren.

Zur Kritik von Dario Pollice

Days of the Bagnold Summer

© Locarno Film Festival

Der britische Komiker Simon Bird wirft in seinem Regiedebüt «Days of the Bagnold Summer» einen zärtlichen Blick auf eine alleinerziehende Mutter und ihren komplizierten Sohn – und liefert damit eine Komödie über die Tristesse des vorstädtischen Alltags. Bird gelingt ein erstaunlich feinfühliges Porträt einer Familie und eine kleine Hommage an das Leben in einem Vorort.

Zur Kritik von Anna Raymann

Instinct

© Locarno Film Festival

Als Psychiaterin mit besten Referenzen tritt Nicoline (Carice van Houten, «Game of Thrones») ihre neue Stelle in einer Strafanstalt an. Hier soll sie Idris (Marwan Kenzari) betreuen, einen Sexualverbrecher, der kurz vor der Entlassung steht. Beim Spielfilmdebüt der niederländischen Schauspielerin und Regisseurin Halina Reijn handelt es sich um einen kontroversen Film, der Grauzonen abtastet und in die Tiefen menschlichen Begehrens dringt.

Zur Kritik von Anna Raymann

Die fruchtbaren Jahre sind vorbei

© Cineworx

Leila (Michèle Rohrbach) wird in wenigen Wochen Fünfunddreissig – Grund zu feiern ist das für sie nicht. Warnrufe vor schwindender Fruchtbarkeit im Ohr, ist sie der festen Überzeugung: Der anstehende runde Geburtstag ist nur mit der Wölbung eines Babybauchs zu ertragen. Auf der Suche nach einem potenziellen Vater stürzt sie sich ins Nachtleben und in seelische Krisen. Natascha Bellers komödiantischer erster Langspielfilm soll zwar in erster Linie unterhalten – die Zürcher Regisseurin will mit ihm aber auch den Diskurs zu einem Thema anstossen, das zahlreiche Filmförderungsstellen für nicht finanzierungswürdig hielten.

Zur Kritik von Julia Schmidt

Once Upon a Time… in Hollywood

© Sony Pictures

Quentin Tarantino liefert mit «Once Upon a Time… in Hollywood» eine Ode an das Hollywood am Ende der 1960er-Jahre, in der sich ein Film-Westernheld (Leonardo DiCaprio) und dessen langjähriges Stunt-Double Cliff Booth (Brad Pitt) in der Traumfabrik beweisen müssen. Der neunte Film des Kult-Regisseurs ist gespickt mit altbekannten Tarantino-Spielereien wie einem coolen Soundtrack, dem Fetisch für Frauenfüsse, haufenweise Filmreferenzen und vielem anderem. In seinem Ton gestaltet er sich aber wehmütiger als seine bisherigen Werke.

Zur Kritik von Dario Pollice

Das freiwillige Jahr

© Locarno Film Festival

Ulrich Köhler und Henner Winckler erzählen in «Das freiwillige Jahr» die Geschichte einer sensiblen Vater-Tochter-Beziehung – und zeichnen darüber hinaus ein asphaltgraues Stimmungsbild der westdeutschen Provinz. Für ihre WDR-Produktion «Das freiwillige Jahr», den einzigen deutschsprachigen Beitrag im internationalen Wettbewerb von Locarno, haben die beiden erstmals in geteilter Regie zusammengearbeitet.

Zur Kritik von Anna Raymann

Greener Grass

© Locarno Film Festival

Fussballmütter sind dem Regie-Duo von «Greener Grass» nicht schreckenerregend genug. Jocelyn DeBoer und Dawn Luebbe verweben in ihrem ersten Langspielfilm Vorstadtsatire und Horrorgenre und schlüpfen gleich selbst in die Hauptrollen der trashigen Hausfrauen. Der Film läutete 2019 die Crazy Midnight-Reihe des Locarno Film Festival auf der Piazza Grande ein – und dies zu Recht! Was zu Beginn wie eine vergnügliche Satire über Soccer-Moms und Snowflake-Kids erscheint, wird mit unheimlicher Absurdität angereichert und entpuppt sich schliesslich als eine kleine Horrorkomödie.

Zur Kritik von Julia Schmidt

7500

Locarno Film Festival

In «7500» entführen islamistische Terroristen ein Flugzeug und stellen einen jungen Piloten vor eine schwerwiegende Wahl. Mit «7500» gibt Patrick Vollrath, der in den vergangenen Jahren vor allem durch seinen Kurzfilm «Alles Wird Gut» (2015) aufgefallen ist, seinen erfolgreichen Einstand im Spielfilm und hinterlässt auf der Piazza Grande in Locarno eine gewichtige Visitenkarte für die Zukunft. 

Zur Kritik von Dario Pollice

Magari

© Locarno Film Festival

«Magari» setzte als Tragikomödie über die Wirren einer Scheidungsfamilie einen berührenden und zuweilen heiteren Anfangspunkt des Filmfestivals in Locarno. Der mit autobiografischen Anlehnungen versehene Film ist kein polemisches oder sozialkritisches Werk, er überzeugt dafür mit seinem visuellen Reichtum und seiner Fähigkeit zur emotionalen Einbindung einer breiten Zuschauerschaft.

Zur Kritik von Julia Schmidt

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