Critique9. April 2024

Recap: Sky Show «The Regime»: Ep. 6 «Don’t Yet Rejoice»: Alles auf Anfang

Recap: Sky Show «The Regime»: Ep. 6 «Don’t Yet Rejoice»: Alles auf Anfang
© IMDb

In «The Regime» spielt Kate Winslet die exzentrische Herrscherin eines mitteleuropäischen Landes, komplett mit Palast, verhuschten Bediensteten und jeder Menge Schrulligkeiten. In unseren wöchentlichen Recaps zur Serie auf Sky Show erfährst du, was passiert ist und was uns begeistert hat. Diese Woche beenden wir die Reihe mit der finalen Episode «Don’t yet rejoice» – Spoileralarm!

Panische Flucht

Wo zu Beginn beinahe jeder anderen Episode von «The Regime» noch Teller mit dampfendem Essen ins Bild gesetzt wurden, sticht hier direkt die Abwesenheit von Nahrung hervor – die finale Episode beginnt auf einem kargen Feld, alles Leben ist abgestorben. Mittendrin springt eine Luke auf, aus der Herbert und Elena sich in die Freiheit retten. Elena will kopflos zurück zum Palast rennen – sie kann sich schlicht nicht vorstellen, dass ihr Volk sie nicht mehr lieben könnte. Doch Herbert, hier ganz in seinem Element als Soldat, schleift sie mit sich.

Auf ihrer folgenden Flucht durch Wald und Feld, realisiert Elena weiterhin nur leidlich den Ernst der Lage und glaubt weiterhin, sie könnte das Ruder noch herumreissen – Selbstbewusstsein oder Grössenwahn? Herbert wiederum hat die Verletzungen der jüngsten Vergangenheit noch nicht vergessen und spricht sie auf seine gescheiterte Ernennung zum Kanzler an, doch Ehrlichkeit ist nicht unbedingt Elenas Stärke. Bevor hier allerdings ernste Konflikte aufkommen können, werden die beiden von herumstöbernden Soldaten unterbrochen – das Thema ist damit leider für immer abgehakt.

Kate Winslet in «The Regime» © IMDb

Hoffnung und Verrat

Auf ihrer Flucht, bei der Elena übrigens permanent am Rande eines Nervenzusammenbruchs steht, was den Seriengenuss auf Dauer wirklich deutlich schmälert, erreichen sie bald eine Siedlung und suchen nach Hilfe. Ein betrunkener älterer Mann nimmt die beiden im Auto mit in seine Wohnung, gibt sich als loyaler Bürger aus, nur um sie dann Sekunden später in einem Zimmer einzusperren und die neue Obrigkeit zu informieren.

Es dauert nicht lange, bis ein alter Bekannter auftaucht: der Ex-Minister Mr. Laskin. Endlich kann der frustrierte Ex-Mitarbeiter mal so richtig Dampf ablassen – und diese Gelegenheit nutzt er auch voll aus! Sowohl Elena als auch Herbert kriegen ihr Fett weg, er versucht, beide gleichermassen gegeneinander aufzubringen und zu manipulieren, um letztlich ein Schuldeingeständnis von Elena zu erringen. Schliesslich greift er zu harten Massnahmen (eine wirklich überaus albern präparierte Gasflasche, auf der gross das Wort Schimmel prangt), um sie zum Einlenken zu bewegen. Noch im Fahrstuhl auf dem Weg zur öffentlichen Demütigung, wird Mr. Laskin allerdings mitsamt seinen Soldaten über den Haufen geschossen – Let’s twist again!

Unsichtbare Strippenzieher

Doch wer hat die ehemalige Regentin und ihren verliebten Soldaten jetzt in seiner Gewalt? Auf undurchsichtigen Wegen geht es für die beiden in Militärfahrzeugen zu einem Gebäude mitten in einem zerbombten Gebiet und für Elena dann direkt in die oberste Boss-Etage. Dort wartet schon der Milliardär Emil Bartos, den Elena seinerzeit zutiefst gedemütigt hatte. In seinem Elfenbeinturm über dem Kriegsgeschehen schwebend, will er das Land nun wieder auf Kurs bringen – und vor allem profitabel machen! Mithilfe von Elena als hörige Regentin und heimlicher Strippenzieherei durch die USA soll der Frieden wiedergewonnen und die Wirtschaft wieder aufgebaut werden. Ein Angebot, das Elena kaum ablehnen kann – aber Herbert muss dafür aus dem Weg geräumt werden.

Nachdem Elena den Staub und den letzten Funken verbliebener Moral abgelegt hat, spricht sie ein letztes Mal mit Herbert – sie versucht noch, Hoffnung zu verbreiten, doch er weiss, dass sein letztes Stündlein geschlagen hat. Es kommt, wie es scheinbar kommen muss: Herbert wird erschossen, Elena nimmt wieder ihren Platz im Palast ein. In den letzten Szenen hält sie eine Rede ans Volk (wohlbehütet in einem Glaskasten, der Sarg lässt grüssen!) und wird gefeiert – wie genau dieses neue Wohlwollen der Bevölkerung zustande kommt, muss aber wohl im Dunkeln bleiben. Ganz zum Schluss besucht Elena den Raum, in dem ihr Vater aufgebahrt wurde – jetzt liegt allerdings die Leiche Herberts hinter Glas.

Kate Winslet in «The Regime» © Home Box Office, Inc. all rights reserved.

Highlights und Fazit

Beste Szene: Auch wenn die Episode alles daran setzt, das Gespräch zwischen Herbert und Elena zur wichtigsten Szene zu erheben, wird sie durch den Wutausbruch des Ex-Ministers Laskin übertrumpft. Dass der Anzugträger sich endlich mal richtig Luft machen kann, ist eine wunderbare Gelegenheit, auch als Zuschauer:in nochmal ordentlich Wut auf diese inkompetenten Führungspersönlichkeiten zu entwickeln.

Fragwürdig: Diese Episode gibt einige Rätsel auf. Vom Verbleib lang begleiteter Figuren wie zum Beispiel Oskar erfahren wir plötzlich gar nichts mehr und auch detaillierte Informationen darüber, wie genau der Frieden wiederhergestellt werden soll, bleiben aus. Stattdessen wird plötzlich die angeblich tiefe Liebe zwischen Elena und Herbert in den Mittelpunkt gestellt – sollen wir jetzt plötzlich Mitleid mit diesen beiden Unmenschen haben, die wir in den vergangenen fünf Episoden so herrlich zu hassen gelernt haben? Eine mindestens verwirrende, wenn nicht sogar ärgerliche Entscheidung.

Worte für die Ewigkeit: «That’s what she has done to all of us. Held us captive to her love.» (D: «Das hat sie mit uns allen gemacht. Sie hat uns durch ihre Liebe gefangen gehalten.»)

Fazit: Insgesamt fehlt «The Regime» der Fokus, um vollends zu überzeugen. Auch wenn die Schrulligkeiten der Regentin und ihre spitze Zunge vor allem zu Beginn viel Spass machen, nutzen sich diese Elemente der Serie bald ab oder werden einfach fallen gelassen. Allgemein gibt es viele Handlungsstränge und Figuren, die mehr Beachtung verdient hätten, um dem Ganzen etwas mehr menschliche Wärme und Drama zu geben. Zur Politsatire reicht es ebenfalls nicht ganz, weil auch dieses Thema nicht konsequent verfolgt wird – viel zu sehr verheddert sich «The Regime» in der Charakterisierung Elenas und ihrer Beziehung zu Herbert. Trotzdem vermögen vor allem die ersten Episoden der Serie gut zu unterhalten und mit sechs Episoden ist das Ganze schön kurzweilig und bietet einige Lacher.

3 von 5 ★

«The Regime» ist seit dem 04. März auf Sky Show zu sehen.

Wir haben die Serie im englischsprachigen Original gesichtet.

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