Critique21. Februar 2023

Berlinale 2023: «Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war»: Was macht Familie aus?

Berlinale 2023: «Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war»: Was macht Familie aus?
© Warner Brothers Switzerland

Filme über das Erwachsenwerden gibt es viele, doch «Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war» hat nicht nur einen aussergewöhnlich schönen Titel, sondern hebt sich auch mit viel Herz und einer interessanten Erzählung aus der Masse ab. Mit grossem Einfühlungsvermögen erzählt die Regisseurin Sonja Heiss eine mitreissende Geschichte über die Liebe innerhalb der Familie.

«Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war»: Was macht Familie aus?

Sonja Heiss | 116 Min.

Ein Text von Maria Engler

Die 1970er-Jahre in Deutschland: Josses Vater (Devid Striesow) ist der Leiter einer psychiatrischen Einrichtung und lebt mit seiner Familie auf dem Gelände der Klinik. Josse, der selbst manchmal von seinen Gefühlen überwältigt wird, findet in den Bewohnenden der Anlage Halt und Freundschaft – etwas, das seine Eltern und seine zwei Brüder ihm nicht immer geben können. Der Film begleitet Josse über mehrere Lebensabschnitte – von den Wachstumsschmerzen des Kindseins, über die erste Liebe bis hin zum erwachsenen Pflichtbewusstsein.

Im Zentrum der Erzählung steht Josse, in einem grösseren Rahmen wird aber das Konstrukt Familie im Allgemeinen beleuchtet. Denn obwohl die äusseren Lebensumstände der Familie etwas skurril sind, liegt der Fokus auf den Beziehungen untereinander und werden so für Zuschauende greifbar. Denn wie in jeder Familie gibt es auch in «Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war» Momente grösster Zärtlichkeit und Augenblicke voller Schmerz und Abneigung – manchmal sogar direkt nebeneinander.

Der Film begleitet Josse auf sehr eindringliche Weise dabei, seinen Platz in seiner Familie, aber auch in der Welt im Allgemeinen zu finden. Das Erwachsenwerden wird hier wunderbar mit dem Weiterentwickeln und eben auch dem Auseinanderleben der Familie verknüpft und sehr nachvollziehbar gestaltet. Schauspielerisch liefern alle eine gute Leistung ab, besonders hervorzuheben ist allerdings Arsseni Bultmann, der dem Teenager Josse nicht nur die perfekte jugendliche Schlaksigkeit verleiht, sondern auch unerschrocken Gefühle zeigt.

Spannend wird es zudem immer dann, wenn die Familie erweitert wird und plötzlich Menschen aus der psychiatrischen Klinik hinzukommen, im Haus der Familie einziehen oder bei Festen dabei sind. Auch sie werden über die Jahre zu Familienmitgliedern, besonders für Josse, der oft bei ihnen Beistand sucht. Der Begriff der Familie wird hier spielerisch ausgeweitet und immer wieder hinterfragt – sehenswert!

4 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte der 73. Berlinale findest du hier.

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