Kritik20. Januar 2023

Sky Show-Kritik «The Last Of Us»: Gefühlvolle und beeindruckende Adaption mit Pedro Pascal

Sky Show-Kritik «The Last Of Us»: Gefühlvolle und beeindruckende Adaption mit Pedro Pascal
© 2021 Home Box Office, Inc

Nachdem «The Last Of Us» auf der PlayStation als Meisterwerk gefeiert wurde, kommt der Titel diese Woche als Serie zu Sky Show. Die Adaption mit Pedro Pascal und Bella Ramsey in den Hauptrollen könnte dem Videospiel durchaus gerecht werden.

Ein Artikel von Théo Metais übersetzt von Maria Engler

«The Last Of Us» – die Serie war vorherbestimmt

«The Last Of Us» ist ein weltweit erfolgreiches Franchise von Sony PlayStation, das im Jahr 2013 seinen Anfang nahm. Es erzählt die Geschichte von Joel, einem Mann, dessen Aufgabe es ist, die junge Ellie durch ein postapokalyptisches Amerika zu führen, das von den «infizierten» Menschen, die sich in Zombies verwandelt haben, verwüstet wird. Ellie ist gegen die Krankheit immun und gemeinsam hoffen sie, mit ihrer Hilfe ein Gegenmittel entwickeln zu können. Es hätte einfach eines von vielen Zombiespielen sein können, aber im Mittelpunkt von «The Last of Us» steht eine echte Charakterstudie, die die Beziehung zwischen Joel und seiner verschwundenen Tochter sowie die familiäre und väterliche Bindung zwischen ihm und Ellie in dieser Endzeitumgebung erforscht.

Als der israelisch-amerikanische Regisseur Neil Druckmann zu dem Projekt stiess, war HBO vor allem wichtig, ein starkes Drehbuch für ein Publikum zu schreiben, das Wert auf grosse Erzählungen legt. Mit seinen zahlreichen filmischen Momenten und dem Vorspann mit den Musikstücken des Komponisten Gustavo Santaolalla hatte das Spiel bereits alle Voraussetzungen für eine Umsetzung als Serie. Die Produktion war sozusagen vorherbestimmt, das Projekt musste nur noch in die richtigen Hände kommen.

Bereits 2014 gab es ein Filmprojekt, das von Screen Gem, einer Tochtergesellschaft von Sony, angekündigt wurde. Die Adaption wurde schliesslich verworfen, da das Format eines Films zu eingeschränkt erschien. Dennoch traf Craig Mazin, der Schöpfer der «Chernobyl»-Reihe und bekennender Fan des Videospiels, während der Vorbereitungsphasen auf Neil Druckmann. Die beiden Männer blieben in Kontakt und «The Last Of Us» war schliesslich auf dem besten Weg, seine eigene Vision zu finden und endlich die oftmals schwer zu überwindende Barriere zwischen Fernsehen, Kino und Videospielen zu sprengen.

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Pandemie gestern und heute

Die erste Episode, die am 16. Januar auf Sky Show veröffentlicht wurde, zeigt, dass sich die Geduld und Leidenschaft der beiden Schöpfer ausgezahlt hat. Die Serie setzt wie das Spiel mit der Handlung 20 Jahre nach der ersten infektiösen Ausbreitung des «Cordyceps» auf den Menschen ein. Neil Druckmann und Craig Mazin verlegen die Handlung vom Jahr 2033 im Game allerdings ins Jahr 2023. Die Warnung des Wissenschaftlers zu Beginn der Serie wird in einer Zeit, die von der Covid-Krise gezeichnet ist und in der die globale Erwärmung mit einer viralen und bakteriellen Bedrohung einhergeht, einen besonderen Widerhall finden. So ist «The Last of Us» nicht mehr so sehr eine wissenschaftliche Spekulation, sondern wird zur unaufhaltsamen Erzählung der kommenden (Umwelt-)Polykrisen.

In dieser Version von Boston, in der nichts mehr übrig ist, nach der Tragödie 20 Jahre zuvor, spielt Pedro Pascal in einer anachronistischen Kulisse einen Joel auf Halbmast, der zum Schmuggler geworden ist. Mit einer kaputten Uhr am Handgelenk und einem dünnen Tuch als Gesichtsschutz schaufelt er die Leichen von Infizierten zusammen, bevor er sie zu Asche verbrennt. Bald trifft er Tess - gespielt von Anna Torv -, die ebenfalls Schmugglerin ist, und sie kreuzen den Weg der jungen Ellie in Gestalt von Bella Ramsey («Game of Thrones»). Sie ist wertvoll, heisst es, und muss aus der Quarantänezone geschleust werden.

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Auftrag erfüllt

Die Serie ist auf neun wöchentlich erscheinende Episoden angelegt und verspricht schon jetzt viel Gutes. Die erste Episode zeigt eine geschickt inszenierte und brillant umgesetzte Geschichte, die von der ersten Minute an überwältigend ist. «The Last Of Us» respektiert die Persönlichkeit seiner Figuren und ist gleichzeitig eine Hommage sowie eine eigenständige Kreation, die den Details des Originalmaterials bis hin zur Kameraführung, den Requisiten und den Kostümen treu bleibt. Zwar haben sich die Schöpfer einige Freiheiten genommen, aber es war notwendig, die Erzählweise zu ändern und hier und da Elemente hinzuzufügen, um die Geschichte flüssiger zu gestalten. Die Betonung und der Tonfall wurden verschoben, um schliesslich etwas zu ergründen, das wir mit einem Controller in der Hand nicht hätten erreichen können.

Die Reise, die Bella Ramsey und Pedro Pascal erwartet, ist auch eine innere, und sie weckt Erinnerungen an die Sternstunden von «The Mandalorian». Eine Fabel über gegenseitige Hilfe in einer zerstörten Welt, die von «No Country for Old Men», «I am Legend» und «World War Z» inspiriert ist. Es entwickelt sich etwas Kontemplatives und Spirituelles rund um dieses ungleiche Duo, das durch den Wunsch, die Apokalypse zu überleben, zusammengehalten wird. «The Last Of Us» erinnert daran, dass nichts ein gutes Drehbuch und die Magie einer mitreissenden Geschichte übertreffen kann. Ein abschliessendes Urteil muss noch gefällt werden, aber im Moment ist die Serie schlicht und einfach ein Erfolg.

4 von 5 ★

«The Last Of Us» ist seit dem 16. Januar auf Sky Show zu sehen.

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