Kritik3. April 2020

Serienkritik «Tales from the Loop» auf Amazon Prime: Bildgewaltige Sci-Fi-Anthologie

Serienkritik «Tales from the Loop» auf Amazon Prime: Bildgewaltige Sci-Fi-Anthologie
© Amazon

Es dürfte das erste Mal sein, dass eine Serie auf Gemälden basiert: Die Basis für «Tales from the Loop» bilden die aus dem gleichnamigen Kunstband stammenden Bilder von Simon Stålenhag, der zumeist ländliche Örtlichkeiten und Menschen mit Science-Fiction-Elementen wie einem Roboter aufpeppt. Er erschafft so eine Vergangenheit, die es nie gab, die aber faszinierend ist. Genau diese Faszination möchte nun auch die bei Amazon Prime laufende Serie ausstrahlen.

Serienkritik von Peter Osteried

Die erste Staffel besteht aus acht Episoden. Erzählt wird von Menschen in einer Kleinstadt, die über eine Einrichtung errichtet ist, in der experimentelle Forschung betrieben wird. Hier findet sich eine Maschine: Von allen nur „der Loop“ genannt, hat diese Auswirkungen auf die sich darüber befindlichen Menschen.

Die Macher lassen sich in den rund 50-minütigen Folgen sehr viel Zeit.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

© Amazon

Die Serie nutzt dieselben Figuren wie das zugrundeliegende narrative Kunstbuch, hat aber ein Anthologie-Gefühl, da in jeder Episode eine andere Figur in den Mittelpunkt gerückt wird. Jede Folge steht so für sich, ist aber auch Teil eines grösseren Mosaiks. So geht es in der ersten Folge um eine Frau, die im Loop arbeitet, sich dann jedoch um ein kleines Mädchen kümmert, dessen Mutter verschwunden ist.

Man ahnt bereits vor der Auflösung, was der Twist dieser Geschichte ist. In der vierten Episode geht es um einen alten Mann, der im Loop tätig ist, jedoch an einer tödlichen Krankheit leidet und deshalb seinem Enkel etwas über die Bedeutung von Leben und Tod mitgeben will. Recht viel mehr als das passiert in dieser Episode aber auch nicht.

Die Kombination aus Bild und Ton funktioniert, nur die Geschichten können nicht mithalten.– Cineman-Kritiker Peter Osteried

Genau das ist das Problem des ehrgeizigen Projekts von Amazon, das mit Schauspielern wie Jonathan Pryce («Die zwei Päpste») aufwartet und für eine der Episoden Jodie Foster als Regisseurin gewinnen konnte. «Tales from the Loop» ist sehr, sehr bedächtig erzählt. Mit Laufzeiten der einzelnen Folgen von über 50 Minuten lässt man sich reichlich Zeit. Diese wird genutzt, um wahrlich schöne Bilder einzufangen. Solche, die die Gedanken schweifen lassen – aber auch das erweist sich als Problem, weil man dann beginnt, über die Dinge nachzudenken, auf welche die Serie keine Antwort gibt.

Es ist eine Sache, einen Roboter in einem Gemälde in einer ländlichen Umgebung einzupflanzen, da der Betrachter nach eigenem Gusto darüber nachdenkt und zu einer Erkenntnis kommt – oder auch nicht. In einem narrativen Konstrukt erscheinen diese Sci-Fi-Elemente aber deplatziert, weil sie praktisch völlig ignoriert werden, und selbst ein Mindestmass an Informationen fehlt – etwa über den Roboter, den die beiden Kinder in der ersten Folge im Wald sehen.

Die Serie sieht hervorragend aus. In den Bildern möchte man sich verlieren, zumal die musikalische Untermalung von Philip Glass und Paul-Leonard Morgan einfach traumhaft schön ist, aber auch etwas Elegisches an sich hat. Die Kombination aus Bild und Ton funktioniert, nur die Geschichten können nicht mithalten.

Es zu wenig an Plot vorhanden, was jeweils auf knapp eine Stunde gestreckt wird. «Tales from the Loop» ist eine Serie, die man wirklich mögen will – sie macht es einem aber äusserst schwer, weil sie zu unentschlossen in dem ist, was Serienschöpfer Nathaniel Halpern als „Empathie für die Conditio Humana“ bezeichnet.

3 von 5 ★

«Tales from the Loop» ist ab sofort auf Amazon Prime verfügbar.

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