Kritik4. Mai 2018

Netflix-Tipp «The Rain»: Alles Schlechte kommt von oben

Netflix-Tipp «The Rain»: Alles Schlechte kommt von oben
© Netflix

Im Kampf um Zuschauer und Abonnenten legt Netflix mit seiner ersten dänischen Originalserie nach. «The Rain» ist ab dem 4. Mai auf der Plattform verfügbar und wirft ein Endzeitszenario an die Wand, das vor allem optisch überzeugt. Diesen Anschein vermitteln zumindest die ersten drei Episoden, die der Presse vorab gezeigt wurden.

Filmkritik von Christopher Diekhaus

Als Dänemark von einem aggressiven, durch den Regen übertragenen Virus heimgesucht wird, können sich die Geschwister Simone (Alba August) und Rasmus (Bertil De Lorenzi) gerade rechtzeitig in einen Hightech-Bunker retten. Nach dem ersten Schock müssen sich die beiden mit dem Gedanken anfreunden, für eine ganze Weile in der unterirdischen Schutzkonstruktion auszuharren.

Erst Sechs Jahre später wagen sich Simone und Rasmus (nun gespielt von Lucas Lynggaard Tønnesen) wieder an die Oberfläche und treffen dort auf eine Gruppe junger Menschen (unter anderem Mikkel Boe Følsgaard und Angela Bundalovic), die in einer aus den Fugen geratenen Welt ums Überleben kämpft. Während man eher widerwillig gemeinsam mit den Fremden durch die verheerte Landschaft zieht, hat Simone ein großes Ziel vor Augen: Um jeden Preis will sie ihren Vater Frederik (Lars Simonsen) finden, der sie einst im Bunker zurückgelassen hat und wahrscheinlich mehr über die tödliche Seuche weiß.

Auf der Flucht vor dem Regen: Das Szenario in «The Rain» ist ganz schön gruselig.
© Netflix

Der Auftakt der von Jannik Tai Mosholt, Christian Potalivo und Esben Toft Jacobsen entwickelten Serie hat es wahrlich in sich. Im Handumdrehen schlägt der Alltag der Schülerin Simone in den Panikmodus um, was schnelle Schnitte und hektische Kamerabewegungen betonen. Ohne Erklärungen zu erhalten, wird die junge Frau von ihrem Vater mitgerissen und befindet sich nur wenig später mit ihrer Familie auf der Flucht, die schließlich in dem hochmodernen Bunker endet.

Auch wenn «The Rain» den Rückzugsort in unterkühlte, blaustichige Farben taucht, gelingt es nicht in vollem Umfang, das klaustrophobische Gefühl der Protagonisten spürbar zu machen. Anstatt die Verunsicherung der Geschwister genauer zu beleuchten, lassen die kreativen Köpfe die Jahre unter der Erde im Schnelldurchlauf verstreichen, sodass man recht zügig erste Einblicke in die brachliegende Außenwelt erhält.

Spannungstechnisch bewegt sich die Serie auf einem ordentlichen Niveau.– Cineman-Kritiker Christopher Diekhaus

Trockenheit bedeutet Sicherheit: Lukas Løkken in der skandinavischen Postapokalypse-Serie.
© Netflix

Mit der Formierung einer Schicksalsgemeinschaft – einem klassischen Motiv im Endzeitthriller – weitet sich das Bild. Und es kommen typische, von gegenseitigem Misstrauen befeuerte Konflikte hinzu, während das um Coming-of-Age-Elemente angereicherte Drehbuch in Rückblenden mehr über die Vorgeschichte einiger anderer Figuren verrät.

Spannungstechnisch bewegt sich die Serie – auch dank der zentralen Frage nach der rätselhaften Virusgefahr – auf einem ordentlichen Niveau, könnte im weiteren Verlauf aber gerne noch ein wenig an Intensität zulegen. Optisch hinterlassen die ersten drei Folgen einen starken Eindruck, wobei vor allem die imposanten Untergangsimpressionen von Kopenhagen hervorstechen.

3 von 5 ★

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