Kritik24. Mai 2019

Netflix-Kritik «What/If»: Eine Thriller-Serie mit Renée Zellweger als Intrigantin

Netflix-Kritik «What/If»: Eine Thriller-Serie mit Renée Zellweger als Intrigantin
© Netflix

Oscar-Preisträgerin Renée Zellweger fährt in Mike Kelleys neuem Serienprojekt die Krallen aus und bringt als manipulative Milliardärin ein junges Paar ordentlich ins Schwitzen. Statt fesselnder Spannungsunterhaltung bietet «What/If» leider vor allem Intrigen im Stile einer Seifenoper.

Filmkritik von Christopher Diekhaus

Ins Visier der steinreichen Risikoanlegerin Anne Montgomery (Renée Zellweger), die ihre Skrupellosigkeit gleich zum Einstieg in einem gestelzten Monolog zum Besten gibt, geraten die idealistische Start-up-Unternehmerin Lisa Donovan (Jane Levy) und ihr gutmütiger Gatte Sean (Blake Jenner). Verzweifelt kämpft die Wissenschaftlerin Lisa darum, Investoren für ihre strauchelnde Gentechnik-Firma zu begeistern. Doch überall erhält sie bloss aufmunterndes Schulterklopfen.

Rettung aus der finanziell bedrohlichen Lage ist erst in Sicht, als die zwielichtige Montgomery in ihr Leben tritt und den Donovans einen lukrativen, aber ebenso pikanten Deal unterbreitet. Wenn Anne eine Nacht mit Sean verbringen darf, ist sie bereit, Lisas Betrieb zum Durchbruch zu verhelfen. Einzige Voraussetzung: Die beiden Ehepartner sprechen nicht über das, was zwischen der Milliardärin und Sean vorgefallen ist. Trotz anfänglicher Bedenken lassen sich Lisa und ihr Mann auf den verführerischen Vorschlag ein – mit ungeahnten Konsequenzen.

«What/If» deckt zwar Schritt für Schritt einige Geheimnisse auf, bleibt dabei aber stets an der Oberfläche.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

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Die neue Serie von «Revenge»-Schöpfer Mike Kelley lehnt sich an den sogar explizit erwähnten 90er-Jahre-Film «Ein unmoralisches Angebot» mit Robert Redford, Demi Moore und Woody Harrelson an und möchte erforschen, was passiert, wenn integre Menschen plötzlich unlautere Dinge tun. Ein spannender Gedanke, der allerdings eine ausgefeilte Charakterzeichnung und ein packendes Beziehungsgeflecht erfordert.

Den Vogel schiesst Zellweger mit ihrer lustvoll ausgekosteten Over-the-top-Performance ab.– Cineman-Filmkritiker Christopher Diekhaus

«What/If» deckt zwar Schritt für Schritt einige Geheimnisse auf, legt ungeahnte Facetten der Protagonisten frei, bleibt dabei aber stets an der Oberfläche und zeigt die Figuren in ihrem Handeln oftmals seltsam inkonsequent. Meinungen und Verhaltensweisen ändern sich zuweilen blitzartig. Aspekte wie Lisas persönlicher Antrieb für den Aufbau ihrer Firma wirken wie Staffage. Und immer wieder kommt es zu Gesprächsversuchen, die genau dann abbrechen, wenn es ans Eingemachte geht. Aus dramaturgischer Sicht müssen sich die Verwicklungen freilich ständig zuspitzen. Oft hört man hier jedoch die Drehbuchseiten deutlich rascheln.

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Festmachen lässt sich die unsaubere Skriptarbeit etwa am Nebenstrang rund um Lisas Freundin Angela (Samantha Marie Ware), die ihren Ehemann Todd (Keith Powers) mit ihrem Vorgesetzen Dr. Harris (Dave Annable) betrügt. Warum sie sich ausgerechnet mit diesem arroganten und herablassenden Macho einlässt, will sich dem Betrachter einfach nicht erschliessen.

Passend zu der mit zahlreichen Soap-Elementen ausgestopften Geschichte präsentiert sich auch die Inszenierung in vielen Momenten aufdringlich und kitschig. Den Vogel allerdings schiesst Zellweger mit ihrer lustvoll ausgekosteten Over-the-top-Performance ab, hinter der alle anderen Darsteller rettungslos verblassen. Ihr exzessiver Auftritt ist sicher nicht frei von Unterhaltungswert. Und die früh ausgestreuten Hinweise auf ein grösseres Komplott, Annes verletzliche Seite und ihren schattenhaften Unterstützer Liam (Julian Sands) heizen das Zuschauerinteresse zumindest etwas an. Nach Sichtung der ersten fünf von insgesamt zehn Episoden ist aber dennoch äusserst fraglich, ob die als Anthologie-Format konzipierte Serie dem Groschenheftsumpf irgendwie entkommen kann.

2 von 5 ★

«What/If» ist ab sofort auf Netflix verfügbar.

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