Artikel30. Juni 2023

Der Horror des Traumas: 5 Gründe, «Run Rabbit Run» zu schauen

Der Horror des Traumas: 5 Gründe, «Run Rabbit Run» zu schauen
© Netflix

«Run Rabbit Run» begleitet Sarah (Sarah Snook), deren Tochter Mia ein sehr seltsames Verhalten an den Tag legt. Immer wieder behauptet sie, Alice zu sein – Sarahs vermisste Schwester. Für Sarah beginnt ein schmerzhafter Trip in die Vergangenheit, der ihr ihre Tochter zu entreissen droht. Wir haben 5 Gründe, warum du dir diesen Psychotrip nicht entgehen lassen solltest.

1. Zwischen Realität und Einbildung: Ein dicht gewebter Psychothriller

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Obwohl einige fein gesetzte Jumpscares «Run Rabbit Run» in das Horrorgenre zu drücken versuchen, ist die australische Netflix-Produktion vor allem eines: ein sehr gut gemachter Psychothriller. Nach und nach wird die unheilvolle Familiengeschichte von Sarah aufgedeckt, während ihre geistige Stabilität immer mehr ins Wanken gerät.

Geschickt baut «Run Rabbit Run» die Handlung zunächst um Mia herum auf, um dann im Verlauf den Fokus immer mehr auf Sarah zu setzen. Die Grenzen zwischen Realität und Einbildung beginnen zunehmend zu bröckeln und unsere Erzählerin wird unzuverlässig – ein Garant für spannungsvollen Filmgenuss.

2. Emotionale Tiefe: Hauptdarstellerin Sarah Snook

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Das Einstürzen der Mauern der Realität bildet Sarah Snook mit ihrem eindringlichen Schauspiel ab. Die in diesem Fall passenderweise immer etwas müde aussehende Schauspielerin, die spätestens mit ihrer Rolle in der Serie «Succession» Bekanntheit erlangt hat, liefert in «Run Rabbit Run» ein eindrückliches Bild einer liebevollen, aber etwas überforderten Mutter, die von einer dunklen Vergangenheit geplagt wird.

Die Hauptfigur Sarah bietet eine Menge Spielraum und vielschichtige Charakterzüge an, die Sarah Snook mit grosser emotionaler Bandbreite darstellt. Die Regisseurin Daina Reid bietet ihr mit vielen Close-Ups die Gelegenheit, ihr schauspielerisches Können in allen Feinheiten unter Beweis zu stellen.

3. Ein Garant zum Gruseln: Horror-Kinder

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Ob die Alien-Kinder in «Das Dorf der Verdammten», der Satansbraten Damien in «Das Omen» oder die unheimlichen Zwillinge in «Shining» – richtig eingesetzt bringen Kinder eine gehörige Portion Grusel. Auch «Run Rabbit Run» bedient sich aus der Trickkiste der unheimlichen Kleinen – mit Erfolg!

Die Kinderschauspielerin Lily LaTorre bringt die passende Niedlichkeit mit, um zunächst über viele Unheimlichkeiten hinwegzutrösten. Spätestens die gruselige Hasenmaske, die sich das Mädchen im Verlauf des Films bastelt, und die unzähligen Jumpscares in weissen Nachthemdchen in dunklen Korridoren entfalten dann aber vollends ihre horrormässige Wirkung.

4. Generationsübergreifendes Trauma: Der Geist der Vergangenheit

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Doch «Run Rabbit Run» hat nicht nur Horror und Grusel zu bieten, sondern erzählt auf einer grundlegenden Ebene von traumatisierenden Erlebnissen, zerrütteten Familien und dem Umgang mit einer schmerzhaften Vergangenheit. Recht eindeutig kehrt hier das generationsübergreifende Trauma von Sarah in ihrer Tochter Mia zurück – ob in Form einer geisterhaften Besessenheit oder einer Übertragung von Sarahs Ängsten bleibt dahingestellt.

Schlimmer als jede gruselige Szene und jeder Schockmoment sind die Situationen, in denen die Überforderung Sarahs mit der Situation klar wird. In denen sie sich selbst und andere verletzt oder sich ihrer Vergangenheit zu stellen versucht – und von ihrer Angst übermannt wird. Der wahre Horror liegt in der Entfremdung der Familie, Verlust und einem unverarbeiteten Trauma.

5. Orte der Erinnerung: Wilde australische Landschaften

Schon das Wohnhaus von Sarah und ihrer Tochter spricht Bände – der moderne Glaskasten lässt Transparenz und Offenheit vermuten, wo eigentlich nur Geheimnisse und Verschlossenheit zu finden sind. Die offene Architektur erlaubt aber wiederum ständige Beobachtung – ein Mittel, das vor allem von der kleinen Mia oft genutzt wird und das für Sarah jegliche Intimität in ihren eigenen vier Wänden verhindert.

Das moderne Eigenheim könnte kaum ein grösserer Kontrast zu Sarahs Elternhaus sein, in dem sich die Handlung später abspielt. Draussen bieten steile Klippen, sumpfige Ufer und halb versunkene Bäume ein bizarres, fremdartiges Bild der spröden australischen Landschaft. Drinnen scheint kein Tag vergangen zu sein, zeugen Fotos von glücklicheren Tagen einer Familie, die so nicht mehr existiert.

3.5 von 5 ★

Seit dem 28. Juni auf Netflix.

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