Kritik19. Februar 2024

Berlinale 2024: «In Liebe, Eure Hilde»: Leise gegen das Unrecht

Berlinale 2024: «In Liebe, Eure Hilde»: Leise gegen das Unrecht
© Berlinale | Frederic Batier | Pandora Film

Mit «In Liebe, Eure Hilde» setzt Regisseur Andreas Dresen der Widerstandskämpferin Hilde Coppi, die 1943 in Berlin-Plötzensee von den Nazis hingerichtet wurde, ein filmisches Denkmal. Dabei gelingt es ihm, ohne brutale SS-Nazis, üppige Militärparaden oder Hakenkreuz-Flaggen den Schrecken des Nationalsozialismus aufzuzeigen.

«In Liebe, Eure Hilde»: Leise gegen das Unrecht

Andreas Dresen | Deutschland | 124 Min.

Text von Cornelis Hähnel

Regisseur Andreas Dresen ist ein Stammgast der Berlinale. Erst 2022 feierte sein Film «Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush» dort Weltpremiere und gewann prompt zwei Silberne Bären, für das beste Drehbuch von *Laila Stieler und die beste Hauptdarstellerin Meltem Kaptan. Und auch sein neuester Film «In Liebe, Eure Hilde» läuft im diesjährigen Wettbewerb und kann durchaus auf einen Bären hoffen.

Berlin 1942. Die ruhige, aber entschlossene Hilde (Liv Lisa Fries) lernt durch Freunde den politisch aktiven Hans (Johannes Hegemann) kennen. Die beiden verlieben sich und Hilde beginnt, sich ebenfalls in der Widerstandsgruppe zu engagieren. Doch noch bevor der Sommer zu Ende geht, werden Hilde und die anderen Aktivist:innen verhaftet. Im Gefängnis bringt sie ihren Sohn zur Welt und schöpft neue Hoffnung – auch wenn sie ahnt, dass das NS-Regime keine Gnade zeigen wird.

Mit «In Liebe, Eure Hilde» setzt Dresen der Widerstandskämpferin Hilde Coppi, die 1943 in Berlin-Plötzensee von den Nazis hingerichtet wurde, ein filmisches Denkmal. Dabei konzentriert er sich auf ihre letzten Monate im Gefängnis und erzählt in Rückblenden von ihrer Liebe zu Hans und den Aktionen der Gruppe. Dabei beweist Dresen erneut, dass er nicht das grosse Drama braucht, sondern mit kleinen Momenten eine emotionale Tiefe erzeugen kann. Er bleibt nah an den Menschen, er erzählt kein pathetisches Heldenepos, sondern konzentriert sich mehr auf die junge Liebe als auf politische Parolen.

Überhaupt herrschen hier die Zwischentöne vor: Es gibt keine schreiend brutalen SS-Nazis, keine üppigen Militärparaden oder Hakenkreuz-Flaggen. Der Faschismus offenbart sich vielmehr in komplexen Nebenfiguren, die streckenweise sogar Empathie für Hilde und ihr Schicksal aufbringen. Aber genau diese subtile Inszenierung macht deutlich, wie sehr diese mitunter freundlichen Mitläufer dazu beigetragen haben, dass dieses menschenverachtende System funktionieren konnte.

4 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte der 74. Berlinale findest du hier.

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