Apple TV-Kritik «Swan Song»: Eine Entscheidung fürs Leben

Cameron Turner ist in einer unausweichlichen Situation. Er wird sterben und spürt den Druck, seine Familie, seine schwangere Frau Poppy und seinen Sohn nicht alleine lassen zu können. Er lässt sich Klonen um diesen seinen Platz in der Familie ersetzen zu lassen. Eine bewegende und emotionale Reise steht bevor über Abschluss, Aussichtslosigkeit und der Liebe zu seiner Familie.

Cameron Turner (Mahershala Ali) wird sterben. Doch er kann sich mit der Situation nicht abgeben und entschliesst sich, sich Klonen zu lassen, ohne das seine Familie davon weiss. Nach dem Tod des Bruders seiner Frau Poppy ist sie nicht mehr dieselbe und Cameron zweifelt an, dass sie noch einen Verlust verkraften kann.

In Zusammenarbeit mit der Doktorin Scott wird von einem Drei-Personen-Team einen Klon seiner selbst erschaffen und all seine Erinnerungen in ihn eingepflegt. Nun beginnt Camerons Reise, sich mit der aussichtslosen Situation abzufinden, Abschied zu nehmen und den Dingen ihren Lauf zu lassen.

Wer ist einem ähnlicher als man selbst? Daher ist der Twist spannend zu beobachten, dass gerade sein Klon Camerons nächste Bezugsperson ist, die ihm hilft, die Trauer über den Verlust seiner Familie zu verarbeiten und zu akzeptieren. Im Prozess des Abschlusses erhalten wir intensive und rührende Rückblicke in sein Leben, die seine Entscheidung verständlicher machen.

Die kühle, aparte Herangehensweise von Autor und Regisseur Benjamin Cleary wirft jedoch Fragen über Ethik auf und ob Camerons Entscheidung wirklich so selbstlos ist, wie sie zunächst erscheinen mag. Nicht unverständlich hinterfragt man: Ist es eine Lüge, wenn alle Beteiligten im Glauben sind, der Klon sei Cameron? Sind wir so einzigartig, wie wir glauben und wer berechtigt grade Cameron seine Entscheidung und sein Glauben für das Richtige über die Meinung seiner Frau und Familie zu stellen? Mahershala Alis Arbeit in zwei Rollen verleiht diesem Sci-Fi-Drama echtes Herz.

Erfrischend ist, dass der Film im bekannten Replikation-Szenario ohne Katastrophen auskommt, um seine Botschaft zu vermitteln.– Nicole Janssen

Unklar ist jedoch die Intention der Doktorin Scott, gespielt von Glenn Close, welche teilweise mehr interessiert an dem Erfolg des Projektes als an Camerons Gefühlslage ist und erscheint durch separierte Aussagen zu Mahershala Alis Rollen zwielichtig. Auch fehlt eine Repräsentation des emotionalen Zustands von Camerons Klon. Er scheint nicht immer zufrieden in der Rolle, die er übernehmen soll und über das Geschehen, welches er nicht beeinflussen kann.

Der Film lehrt vor allem, dass Gefühle jeglicher Form valide in so einem Ausnahmezustand sind. Das wir einen Abschluss brauchen und was wir bereit sind zu tun, um die Geliebten zu schützen. Erfrischend ist das der Film im bekannten Replikation-Szenario ohne Katastrophen auskommt, um seine Botschaft zu vermitteln.

seit dem 17. Dezember 2021 auf Apple TV

3,5 von 5 ★