Artikel14. Februar 2023

Feminismus im Korsett: 5 Gründe, die Serie «Das Gesetz nach Lidia Poët» anzuschauen

Feminismus im Korsett: 5 Gründe, die Serie «Das Gesetz nach Lidia Poët» anzuschauen
© Netflix

Diese Woche hat die italienische Serie «Das Gesetz nach Lidia Poët» bei Netflix Premiere. Die auf der wahren Geschichte der ersten italienischen Anwältin basierende Serie ist Teil Gerichtsdrama, Teil Detektivstory. Im Turin des 19. Jahrhunderts wird der frisch gebackenen Anwältin Lidia Poët (Matilda De Angelis) ihre Lizenz gleich wieder entzogen, denn die von Männern dominierte Gesellschaft ist nicht bereit, Frauen das Strafrecht praktizieren zu lassen. Wir haben 5 Gründe gesammelt, die diese Serie sehenswert machen.

Ein Artikel von Gabriela Tscharner Patao

1. Überzeugende Hauptdarstellerin

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Die italienische Schauspielerin und Sängerin Matilda De Angelis ist in ihrer Rolle als Lidia Poët, die erste weibliche Anwältin Italiens, sowohl witzig als auch tiefgründig. Sie gibt Poët das nötige Selbstbewusstsein, ihre Vorreiterrolle überzeugend spielen zu können, lässt sie aber auch verletzlich sein, wenn z.B. das Leben eines ihrer Mandanten auf dem Spiel steht.

De Angelis startete ihre Karriere mit der Band «Rumba de Bodas», bevor sie von Regisseur Matteo Rovere 2015 in der Hauptrolle seines Films «Veloce come il vento» als Formel-1-Rennfahrerin besetzt wurde. Der internationale Durchbruch gelang ihr in der Miniserie «The Undoing» an Nicole Kidman und Hugh Grants Seite. Als Nächstes wird sie in der italienischen Folge der heiss erwarteten Serie «Citadel» der Gebrüder Anthony und Joe Russo für Prime Video zu sehen sein.

2. Vielschichtiges Historiendrama

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Ganz im Stil von «Downton Abbey» oder «Corsage» folgt «Das Gesetz von Lidia Poët» den historischen Fakten wie z.B. dem aufstrebenden Anarchismus im Italien des 19. Jahrhunderts. Die Macher Guido Iuculano und Davide Orsini scheuen sich aber nicht, der Serie auch moderne Züge zu verleihen.

Die Filmmusik ist oft in Pop und Rock Genren angesiedelt und Lidias Freund Andrea Caracciolo (Dario Aito), dessen Beziehung mit einer derart aufmüpfigen Frau enorme soziale Auswirkungen mit sich bringt, ist sogar für einen heutigen Mann sehr progressiv.

3. Feministische Wegbereiterin

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In der ersten Folge sagt ihre Schwägerin zu Lidia: «Wenn Gott gewollt hätte, dass du Anwältin wirst, hätte er dich als Mann geschaffen.» Aber Lidia Poët lässt sich nicht unterkriegen. Sie ficht den Entzug ihrer Anwaltslizenz wiederholt an und arbeitet als Assistentin ihres Bruders Enrico (Pierluigi Pasino), der, wie schon sein Vater, ebenfalls Anwalt ist.

Die wahre Lidia Poët lebte von 1855 bis 1949 im Piedmont und erhielt ihre Anwaltslizenz 1881 von der Universität in Turin. Aber Frauen am Gericht, das gefiel dem Justizminister damals nicht. Obwohl Frauen zu der Zeit z.B. in den USA als Rechtsanwältinnen praktizierten, musste Lidia Poët im wahren Leben bis 1920 warten, bis ihr die Anwaltslizenz zurückgegeben wurde. Sie war 65 Jahre alt.

4. Kostüme, Kostüme, Kostüme

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Ein historisches Drama wie «Das Gesetz nach Lidia Poët» ist nur so gut wie seine Kostüme und diese Serie hält, was sie verspricht. Während die Mode des späten 19. Jahrhunderts für ihre hochgeschlossenen Ausschnitte, steifen Korsetts und bodenlangen Kleider bekannt ist, schafft es Kostümbildner Stefano Ciamitti, Lidia mit üppigen Stoffen wie Samt, Seide und Brokat sowohl sachlich als auch sinnlich aussehen zu lassen.

Wie schon die Musik ist auch bei der Mode nicht alles stilecht. In der 3. Folge trägt Lidia einen grauen Hosenrock und ein schicker, taillierter schwarzer Ledermantel gibt der Heldin in der 6. Folge einen wirklich rebellischen Look.

5. Jede Folge ein «Whodunit»

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«Das Gesetz nach Lidia Poët» ist mehr Krimi als Justizdrama. Wir folgen Lidia durch die Katakomben eines Opernhauses, die engen Korridore von Gefängnissen und springen mit ihr, auf der Suche nach Indizien, auf einen fahrenden Zug auf. Während sich die Aufklärung der Verbrechen oft als etwas absehbar herausstellt, bietet die Serie aber überraschenderweise eine gehörige Portion Erotik. Lidias Untersuchungen führen sie wiederholt in eine Opiumhöhle, mehrere Bordelle und in die Arme.

«Das Gesetz nach Lidia Poët» ist eine spannende Serie mit einer faszinierenden Heldin, deren nobler und steter Kampf für Gleichberechtigung unser Interesse verdient.

3,5 von 5 ★

«Das Gesetz nach Lidia Poët» ist ab dem 15. Februar bei Netflix zu sehen.

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