Article22. März 2024 Cineman Redaktion
Sci-Fi mit philosophischem Ansatz: 5 Gründe, «3 Body Problem» zu schauen
Die Netflix-Serie ist Science-Fiction vom Feinsten und erzählt von einer Bedrohung der Menschheit durch Ausserirdische. Mit beeindruckenden Bildern und bombastischen Effekten wirft sie einen kritischen Blick auf die heutige Gesellschaft. Wir haben 5 Gründe, wieso du «3 Body Problem» auf keinen Fall verpassen solltest!
von Peter Osteried
Die Romane von Cixin Liu sind nicht nur weltweit erfolgreich, sie beflügeln auch die Phantasie von Filmschaffenden. Sein Grosswerk ist die Trisolaris-Trilogie, bestehend aus den Büchern «Die drei Sonnen», «Der dunkle Wald» und «Jenseits der Zeit». Die «Game of Thrones»-Macher David Benioff und D.B. Weiss haben sich für Netflix der Verfilmung dieser Trilogie angenommen. Die erste Staffel ist ganz grosse Science-Fiction: Es geht darum, dass ausserirdische Invasoren auf Einladung einer einzigen Person kommen, aber 400 Jahre für die Reise benötigen. Die Serie geht der Frage nach, welche Auswirkungen das für die Menschheit hat.
1. Nicht propagandistisch
«3 Body Problem» ist nicht die erste Verfilmung von Cixin Lius Romanen. Schon 2023 startete in China die Serie «Three-Body», die aber natürlich nach Staatsräson gestaltet ist. Soll heissen: Der Hintergrund der Kulturrevolution wurde entschärft und die Serie wurde mit einem propagandistischen Element versehen, wie es bei chinesischen Produktionen häufig der Fall ist. Das ist bei der Netflix-Adaption nicht so. Hier darf es auch mal kritisch werden.
2. Neue Wege
Daniel Benioff und D.B. Weiss haben George R.R. Martins «Game of Thrones» adaptiert. Schon dort zeigten sie, dass sie sehr gut darin sind, eine bestehende Geschichte zu nehmen und für ein Serienformat anzupassen. Sie haben Ereignisse späterer Bücher nach vorne geholt, Figuren verändert, blieben aber dem Kern und der Seele der Vorlage treu.
So ist es auch bei «3 Body Problem», denn die Serie nimmt sich reichlich Freiheiten. Ereignisse des zweiten und dritten Romans werden schon in der ersten Staffel gezeigt und viele Figuren wurden für die Serie neu entwickelt. Das mag Puristen verärgern, die sich eine 1:1-Adaption eines Romans wünschen, bringt aber den Vorteil, dass die Geschichte so auch die Zuschauer:innen überraschen kann, die die Trisolaris-Trilogie bereits gelesen haben. Zudem hat das Duo zusammen mit Alexander Woo sehr gute Figuren entwickelt, deren Schicksal einem am Herzen liegt.
3. Die künftige Katastrophe
Das Spannende an der Serie ist weniger, dass die Ausserirdischen kommen und aller Wahrscheinlichkeit nach die Menschheit auslöschen wollen, sondern eher die Frage, wie die Menschheit darauf reagiert. Denn das Problem liegt in der Zukunft. Die ausserirdischen San-Ti sind vier Lichtjahre entfernt, die Reise zur Erde dauert jedoch 400 Jahre. Die heutige, aber auch viele der kommenden Generationen haben im Grunde nichts zu fürchten. Ihr Leben geht weiter, aus den Angeln gehoben wird es nur aufgrund einer irrationalen Panik.
Die Serie ist an dieser Stelle ausgesprochen aktuell. Die Ankunft der San-Ti kann ebenfalls als Metapher für den Klimawandel gesehen werden. Dieser ist ein Problem, welches die heutige Generation nicht allzu sehr belastet, aber tut sie genug, um das Problem nicht auf die kommenden Generationen abzuwälzen? Das darf wohl eher verneint werden.
4. Aufwendig produziert
Netflix hat sich nicht lumpen lassen. Das Budget für die erste Staffel beläuft sich auf 160 Millionen Dollar, also 20 Millionen Dollar pro Folge. Vermutlich waren einige aber deutlich teurer, denn es gibt ein paar Episoden mit Effekten, die es wirklich in sich haben.
Dabei wird auch etwas vollkommen Neues gezeigt: Die Zerstörung eines Schiffs auf die wahrscheinlich subtilste und zugleich brutalste Art und Weise. Die Effekte sind hier makellos. In anderen Momenten fehlt dafür vielleicht ein Tick zur Perfektion – das gilt vor allem für den Schimpansen in der vorletzten Episode. Im Allgemeinen sieht die Serie jedoch wirklich fantastisch aus.
5. Intelligente Science-Fiction
Zu oft lässt sich Science-Fiction auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunterbrechen. Aber es gibt die Stoffe, die mehr bieten wollen, als nur grosse Bilder und schöne Action. Science-Fiction sollte im besten Fall zum Nachdenken anregen und etwas über unsere Welt aussagen. Bei «3 Body Problem» ist das der Fall. Die Serie blickt auf den Menschen, auf die Gesellschaft und auf die Wirkung der Erkenntnis, nicht allein zu sein. Sie ist dabei konsequent, denn nicht jeder fürchtet sich vor der Ankunft der San-Ti. Manche sehnen sie herbei und sehen in den Ausserirdischen so etwas wie Götter.
Der Serie gelingt es dabei sehr gut zu zeigen, wie sich die Gesellschaft spaltet – auch das ist ein cleverer Bezug auf unsere Welt, die durch COVID-19 auf den Kopf gestellt wurde und dafür sorgte, dass ein Teil der Gesellschaft sich von der Realität entkoppelte. Das geschieht auch in der Serie und macht «3 Body Problem» so prägnant. Dies ist Science-Fiction im besten – und literarischen – Sinne. Sie transportiert grosse Bilder und Ideen, aber bricht sie alle auf das Menschsein herunter.
5 von 5 ★
«3 Body Problem» ist seit dem 21. März auf Netflix zu sehen.
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