La grande bellezza Frankreich, Italien 2013 – 142min.

Filmkritik

La Grande Bellezza

Patrick Heidmann
Filmkritik: Patrick Heidmann

Auch eine Verbeugung vor Fellini: Im neuen Film von This Must Be the Place-Regisseur Paolo Sorrentino erinnert sich ein Römer Journalist an seine verlorene Jugend.

Von seiner weitläufigen Terrasse aus blickt er direkt aufs Kolosseum, abends meist in der Gesellschaft von Bekanntschaften aus der besseren Gesellschaft, mit reichlich Wein oder einem Glas Gin Tonic in der Hand. Die Arbeit als Journalist nimmt nur einen Bruchteil seiner Zeit ein, meist liegt er mit schönen Frauen im Bett oder diniert in teuren Restaurants.

Dass man ihm zum 65. Geburtstag die vielleicht rauschendste Party schmeißt, die je über den Dächern Roms stattfand, ist noch nicht einmal groß der Rede wert. Doch statt all das einfach nur zu genießen, macht sich in Jeps Gedanken plötzlich die Melancholie breit. Er erinnert sich an die einstige große Liebe, an die Zeit, als er seinen ersten – und immer noch einzigen – Roman schrieb, und kann bald nicht mehr leugnen, dass ihm zum wirklichen Glück doch etwas fehlt.

Ganz unabhängig vom Titel, den der Oscar-nominierte und in Cannes prämierte Sorrentino seinem sechsten Langfilm gegeben hat, ist Fellini für La grande bellezza die passende Referenz. Vermutlich kann man als italienischer Regisseur keinen Film über Rom drehen, ohne dass jemand den legendären Landsmann als Vergleich heranzieht. Doch Sorrentino inszeniert seine Geschichte ganz offen als Verbeugung vor seinem Vorbild, teilweise mit direkten Zitaten, von denen ein als Journalist arbeitender Schriftsteller als Protagonist nur die offensichtlichste ist.

Ganz unproblematisch ist ein derart großes Vorbild natürlich nicht. Und Sorrentino hat schon damit zu kämpfen, dass sein Film nur in den seltensten Fällen so skurril, so überbordend und so überlebensgroß ist wie er zu sein vorgibt. Auch die Gratwanderung zwischen Verachtung und Bewunderung, mit der er auf die Dekadenz der römischen Oberschicht blickt, gelingt ihm nicht immer vollkommen überzeugend.

Sehenswert ist La grande bellezza jedoch allemal, nicht nur weil er Sorrentinos missratenen Vorgänger This Must Be the Place vergessen lässt. Seinen Titel nimmt der etwas lang geratene Film ziemlich wörtlich und zeigt reihenweise Bilder von bemerkenswerter Schönheit und beachtlichem visuellem Einfallsreichtum aneinander. Vor allem aber begeistert in der Hauptrolle einmal mehr Sorrentinos Lieblingsschauspieler Toni Servillo. Komplexität und Tiefe kann auch er nicht aus dem Ärmel schütteln. Aber mit ebenso viel Charme wie Zynismus holt er aus dem Drehbuch das Maximum an Witz und Bitterkeit heraus.

28.01.2014

3

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Kommentare

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dulik

vor 4 Jahren

Der Journalist und Autor "Jep Gambardella" versucht bei diesem Drama "Die grosse Schönheit" zu finden. Der Film entzückt hin und wieder mit malerischen Bildern der Stadt Rom und wurde nicht zuletzt deswegen von vielen Kritikern gelobt. Die Handlung ist aber weitgehend belanglos und deutlich zu lang geraten.
6/10Mehr anzeigen


Barbarum

vor 7 Jahren

Kann man einen Film über das Nichts machen? Offensichtlich schon und es ist auch schön anzusehen, nur nicht wirklich interessant.

Wonderland

vor 3 Jahren

Wow,ich fand den Film mega!Würde den gern in meiner DVD Samslung haben.Selten so herrlich gelacht,ich hatte einen emotionalen höhe und Tiefpunkt auf eine sehr interessante Art und Weise!Kann ich nur empfehlen!


world_dasha

vor 10 Jahren

Great film!!!


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