Koyaanisqatsi USA 1982 – 84min.

Filmkritik

Koyaanisqatsi

Filmkritik: Gerhard Schaufelberger

Beinahe 5000 Zuschauer wohnten der Uraufführung von Godfrey Reggios Débutfilm am New Yorker Filmfestival 1982 bei. Die Begeisterung des Fachpublikums, aber auch der Filmfans, über dieses kulturpessimistische Manifest in Bildern war gross, und "Koyaanisqatsi" avancierte in der Folge zum Kultfilm der Achtziger-Generation. Der Soundtrack zu "Koyaanisqatsi" stammt aus der Feder von Philip Glass, einem der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Die Tonspur des Films ist nun zum ersten Mal in Dolby Digital verfügbar.

Auf Grund von ein paar Prophezeiungen der Hopi-Indianer schildert Reggio programmatisch die Verkehrtheit des hochgezüchteten, zivilisierten Lebens in den USA: Die Prophezeiungen lauten in etwa: "Wenn wir edle Dinge aus dem Boden ausgraben, werden wir das Unglück herbeiführen", "wenn der Tag der Läuterung naht, werden Spinnweben hin und her gespannt werden im Himmel", oder "Ein Behälter voll Asche könnte eines Tages vom Himmel geworfen werden, und dieser würde das Land verbrennen und die Ozeane aufkochen".

Der Film erzählt keine Geschichte, vielmehr lässt er das Publikum direkt durch seine Bilder und die Musik spüren, worauf er hinaus will: Die zivilisierte Menschheit wird aufgefordert, ihre Lebensweise zu überdenken und zu ändern, will sie nicht geradewegs auf eine globale Katastrophe hinrasen.

Zwanzig Jahre sind seit der Produktion von Koyaanisqatsi verstrichen, und man ist sich heute weitgehend einig darüber, dass die grenzenlose Ausbeutung und Schändung der Biosphäre ein Wahnsinn ist, der am Ende auch die menschliche Spezies bedrohen könnte. "Koyaanisqatsi" ist durch diese Einsicht als Lehrstück für die ökologische Erziehung sozusagen obsolet geworden. Dennoch schadet es nicht, daran erinnert zu werden, dass unser Leben trotz fortgeschrittenem Individualismus und allgegenwärtigem Lifestyle mehr denn je dem einer Wurst gleicht, die im Begriff ist, zusammen mit Millionen anderer, vollkommen identischer Würste durch ein Labyrinth von Roboterarmen und Fliessbandstrassen zu irren, ohnmächtig, selbstvergessen, aber sehr zielstrebig...

15.04.2024

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