Civil War Finnland, Grossbritannien, USA 2023 – 109min.

Filmkritik

Verfeindete Staaten von Amerika

Christopher  Diekhaus
Filmkritik: Christopher Diekhaus

Nach «Men», einer Horrorgroteske über toxische Männlichkeit, kehrt Alex Garland mit dem nächsten Aufreger auf die grossen Leinwände zurück. In «Civil War» malt sich der britische Filmemacher eine Eskalation der gesellschaftlichen Spannungen in den USA aus. Ganz schön gespenstisch!

In einer nahen Zukunft kann von den Vereinigten Staaten von Amerika keine Rede mehr sein. Ein Bürgerkrieg hat das Land bis ins Mark erschüttert. Mittendrin: Kriegsfotografin Lee (Kirsten Dunst), ihre Reporterkollegen Joel (Walter Moura) und Sammy (Stephen McKinley Henderson) sowie Jungspund Jessie (Cailee Spaeny), die den Älteren nacheifern will. Gemeinsam fahren sie von New York Richtung Washington D.C., um den Präsidenten (Nick Offerman) zu interviewen.

«Civil War» entfaltet schon deshalb verstörende Qualitäten, weil man ständig die Bilder vom Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 vor Augen hat und um die hitzige Stimmung im Wahljahr 2024 weiss. Garland spitzt die explosive Lage zu, hält sich dabei allerdings mit klaren Einordnungen zurück. Unter der Führung des fiktiven Präsidenten haben sich offenbar diktatorische Zustände etabliert, gegen die nun so gegensätzliche Staaten wie Kalifornien und Texas zusammen kämpfen.

Das grosse Actionspektakel, das der Titel anzukündigen scheint, hebt sich der Film bis zum krachenden Finale auf. Eine ganze Weile präsentiert sich «Civil War» als dystopisches Roadmovie mit vertrauten Endzeitimpressionen und einigen höchst beunruhigenden Begegnungen. Moralische Fragen zur Kriegsberichterstattung werden angerissen. Garlands Drehbuch, dessen Protagonist:innen manchmal wie Schachfiguren wirken, konzentriert sich aber vor allem auf den Moment, ohne tiefer in die Hintergründe einzutauchen.

17.04.2024

3.5

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Kommentare

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Larry79

vor 4 Tagen

Sehr bild- und tonstark. Lohnt sich im Kino zuschauen.


thomasmarkus

vor 5 Tagen

Beklemmend die Szenerie, oft quasi nur das Schlachtfeld nach geschlagener Schlacht.
Einzelbegegnungen dann als Sittengemälde, weniger alle gegen alle, sondern Einzelne, die sich über andere erheben. Und das 'staatliche' (auch wenn von den 'Separatisten'): eine geordnete Armee gibt gar dem Publikum mehr Halt als nie zu wissen, wer gehört zu wem...
Aber der Background fehlt. Der Präsident erinnert physiognomisch etwas an Nixon; Macht abgeben fällt schwer (3. Amtszeit), aber letztlich sind Diktotoren alle mal unterggegangen - das könnte Hoffnung geben. Aber zu welchen Kosten? Vielleicht so gesehen der Film als Warnsignal.Mehr anzeigen


as1960

vor 7 Tagen

"Civil War": Die Bilder, die Atmosphäre eines künftigen Bürgerkrieges in den USA verstören und regen zum Nachdenken an. Schade, dass aber die Story für mich zu wenig hergibt. Soll durch viel Unklares die Sinnlosigkeit eines solchen Krieges hervorgehoben werden? Ausnahmsweise ein Film, dem eine etwas längere Dauer gut getan hätte. Sehenswert allemal.Mehr anzeigen


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