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Vom alltäglichen Wahnsinn

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Die Dänen sind die Geschichtenerzähler Europas: Schamlos und übermütig mischen ihre Filmemacher gerne das erstarrte Leben ihrer Protagonisten auf und fischen tief in unser aller Psyche.

Vom alltäglichen Wahnsinn

Im dänischen Wettbewerbsbeitrag «Små Ulykker – Kleine Unglücksfälle» schafft es die Regisseurin Annette K. Olesen, den ganz normalen Wahnsinn einer Familie witzig, tiefsinnig und unterhaltsam auf die Leinwand zu bringen. Drei erwachsene Kinder und ihr Vater werden auf sich selbst und ihre Probleme zurückgeworfen, als die Mutter stirbt. Das Spektrum der angeschnittenen Themen reicht von Inzest bis Ehebruch, von Trauerarbeit bis Homosexualität. Dramaturgisch zugespitzt, aber nie unglaubwürdig, erlebt man ein ganzes Panoptikum menschlicher Emotionen und unterhält sich dabei köstlich. Mancher Lacher will einem zwar im Hals stecken bleiben, aber spätestens seit «Festen» wissen wir, dass Dänen immer einen Schritt weitergehen als wir ängstlichen Schweizer und die Dinge gerne beim Namen nennen. Auch wenn «Små Ulykker» sicher nicht an Vinterbergs intensiven Dogma-Film Nr. 1 heranreicht – er wurde auch nicht unter Einhaltung der Dogma-Vorgaben gedreht -, so ist er doch ein reines Vergnügen. Das ist auch auf den Einfluss des Engländers Mike Leigh zurückzuführen. Olesen hat nämlich nach Leighs «Methode» gedreht: Die Schauspieler wurden ohne Drehbuch mit der Geschichte konfrontiert und improvisierten on the set.

Lars von Trier sei gedankt. Ob man seine Filme nun mag oder nicht, er hat seine Landsleute auf jeden Fall zu filmischen Höhenflügen animiert, auf die wir Schweizer etwas neidisch sein dürfen. Auch Marc ForsterMonster's Ball») zollte von Trier an der Pressekonferenz Tribut und nannte ihn als eines seiner grössten Vorbilder. Das sieht man, Marc – und weiter so!

13. February 2002

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