Article22. Februar 2023

Wie wir in den Wald rufen: 7 Filme über die Rache der Natur

Wie wir in den Wald rufen: 7 Filme über die Rache der Natur
© IMDb

Gut Ding will Weile haben, sagt der Volksmund. Es bleibt abzuwarten, ob das auch im Falle von «Der Schwarm», der Verfilmung von Frank Schätzings Weltbestseller, der um eine aus den Tiefen des Meeres kommende Gefahr kreist, so sein wird. Nach jahrelangem Hin und Her präsentiert erscheint nun die Serienversion, die ab heute bei Play Suisse zu sehen ist. Zum Start der achtteiligen Serie richten wir den Blick auf andere filmische Arbeiten, in denen die Natur Rache am Menschen nimmt.

Ein Artikel von Christopher Diekhaus

1. «Formicula» (1954): Waffentests gebären Riesenameisen

Die Angst vor der Atombombe gehört im Horror- und Science-Fiction-Kino der 1950er Jahre zu den bestimmenden Motiven. Eine Rolle spielt sie auch in Gordon Douglas‘ Monsterstreifen «Formicula», in dem riesige Ameisen ihr Unweisen treiben. Zunächst hinterlassen sie in der Wüste New Mexicos eine Blutspur. Mit der Zeit versetzen sie dann die gesamten Vereinigten Staaten in einen Zustand höchster Panik. Der menschliche Forscherdrang und das Bestreben, militärisch unangreifbar zu sein, nehmen hier destruktive Formen an. Sind es doch erst die Bombentests in der Einöde, deren radioaktive Strahlung aus einfachen Krabbeltieren gigantische Killermaschinen macht.

Heutige Massstäbe in Sachen Spezialeffekte darf man an den Schwarz-Weiss-Schocker sicherlich nicht anlegen. Für die damalige Zeit waren die Ameisenmodelle aber absolut beachtlich. Wer Lust auf ein nervenaufreibendes, kollektive Ängste bündelndes, nie zu sehr in Richtung Trash kippendes Schauerspektakel hat, ist mit «Formicula», einem Paradebeispiel für das Paranoia-Gefühl im US-Kino des 1950er Jahre, gut beraten.

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2. «Die Vögel» (1963): Alfred Hitchcocks Angriff von oben

Unter all den Klassikern, die Suspense-Meister Alfred Hitchcock in seiner Karriere auf die Leinwand gebracht hat, zählt «Die Vögel» zweifelsohne zu den bekanntesten. Tippi Hedren verkörpert in der Adaption einer Kurzgeschichte von Daphne du Maurier eine verwöhnte junge Frau, die einem flüchtigen Bekannten in eine kalifornische Küstenstadt folgt und dort von Vögeln attackiert wird. Was anfangs aussieht wie ein seltsamer Einzelfall, erweist sich als grossangelegte Attacke.

Meisterlich in Szene gesetzt, die Spannungsschraube kontinuierlich anziehend konfrontiert uns der Horrorthriller mit einer konkreten, gleichzeitig aber auch diffus bleibenden Gefahr. Entscheidend für die beunruhigende Wirkung des Films ist nämlich nicht zuletzt, dass wir nie erfahren, warum die gefiederten Tiere plötzlich Jagd auf die Menschen machen. Unvergesslich: Die Abschlussbilder, die zeigen, wie unsere Heldin und ihre Mitstreiter das Haus verlassen und an unzähligen wartenden Vögeln vorbei zu einem Auto schreiten. «Die Ruhe vor dem Sturm» – pointierter könnte man diese gespenstischen Aufnahmen nicht beschreiben!

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3. «Long Weekend» (1978): Missbrauch an der Natur

Colin Egglestons Horrorfilm «Long Weekend» illustriert in zugespitzter Form die menschliche Rücksichtslosigkeit und verbindet seine ökologische Anklage mit einem handfesten Ehedrama. Ein Paar, dessen Probleme vom Start weg atmosphärisch präsent sind, unternimmt einen Campingtrip in die australische Wildnis und vergeht sich dabei auf drastische Weise an der Umwelt. Alsbald schlagen die Tiere aber nicht weniger erbarmungslos zurück. Das Ganze ist sicherlich kein filmisches Meisterwerk. Eine ungemütliche, bedrohliche Stimmung legt sich allerdings schon früh über das Geschehen.

Ebenfalls lobenswert: Der Mut der Macher, uns Protagonisten vorzusetzen, denen man nicht die Daumen drücken mag. Nur zu gut, dass die für unsere Spezies wenig schmeichelhafte Geschichte nicht doch noch entschärft wird, sondern konsequent auf ihr düsteres Ende zusteuert. 2008 erschien unter der Regie von Jamie Blanks ein Remake des Stoffes, der nach wie vor nichts von seiner Brisanz und Relevanz eingebüsst hat.

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4. «Der Herr der Ringe: Die zwei Türme» (2002): Sanfte Riesen lehnen sich auf

Im Mittelteil von Peter Jacksons furioser Literaturadaption nach J. R. R. Tolkien werden mehrere schmerzhafte Schlachten geschlagen. Eine besonders traurige Note umweht allerdings den Kampf um die Festung Isengart. Im Zentrum: Gigantische Baumhirten, sogenannte Ents, die durch zwei Hobbits darauf aufmerksam gemacht werden, wie grausam der Zauberer Saruman (Christopher Lee) für seine Kriegsmaschinerie die Natur ausbeutet.

Das Aufeinanderprallen der beiden Seiten hat fast etwas Apokalyptisches, ist in wuchtig-düstere Bildern gekleidet und zeigt, dass auch im Fantasy-Genre Platz für eindringliche ökologische Botschaften ist. Raubbau, wie er in «Der Herr der Ringe: Die zwei Türme» von Sarumans Schergen betrieben wird, ist leider nur zu real. Man denke etwa an die Abholzung des Regenwaldes in Südamerika, die wider besseres Wissen immer weiter voranschreitet.

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5. «The Happening» (2008): M. Night Shyamalan lässt unsichtbare Gefahr ausbrechen

Bedrohungen und Mysterien sind das Steckenpferd von M. Night Shyamalan, der sich in «The Happening» an einer interessanten Die-Natur-rächt-sich-am-Menschen-Erzählung versucht. Ausgangspunkt ist eine Selbstmordserie, die unverhofft über den Nordosten der USA hineinbricht und in einem ersten Schritt als terroristischer Anschlag gelesen wird. Verantwortlich sind offenbar aber Pflanzen, die ein tödliches Nervengift absondern. Als Antwort, wenn man so will, auf die Überbevölkerung der Erde und die von uns zu verantwortenden Umweltschäden.

Wie eigentlich immer bei Shyamalan gibt es Elemente, die nicht richtig funktionieren, die berechtigterweise scharf kritisiert wurden. Reizvoll ist dennoch, dass der manchmal fast dokumentarisch anmutende Film wiederholt gängige Spektakellogiken unterläuft und sich in seinen Bildern ein schaurig-schöne Poesie bewahrt.

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6. «The Bay» (2012): Ökohorror im Found-Footage-Format

Auch Jahre nach der Veröffentlichung von «The Blair Witch Project» gibt es sie von Zeit zu Zeit: Filme, die das Found-Footage-Format, den fake-dokumentarischen Stil sinnvoll und spannungssteigernd nutzen. Filme wie Barry Levinsons «The Bay». Ort der Handlung ist, wenig verwunderlich, eine US-Küstenstadt, die von einem todbringenden Parasiten heimgesucht wird. Der Ursprung des Übels: massenhaft ins Wassersystem entsorgte Exkremente von Hühnern, die für ein schnelles Wachstum Steroide erhalten haben.

Seine Kritik an der Gier des Menschen, an der kapitalistischen Logik verpackt der Regisseur in einen mit knackiger Dringlichkeit inszenierten Ökoschocker, der die Katastrophe aus unterschiedlichen Blickwinkeln einfängt. Garniert ist all das mit politischen Untertönen, die bestens in unsere Zeit passen. Immerhin sei, so heisst es im Eröffnungstext, das «gefundene Filmmaterial» von der US-Regierung unter Verschluss gehalten und nur dank einer anonymen Quelle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.

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7. «The Beach House» (2019): Strandausflug mit Folgen

Heimlich, still und leise bahnt sich die Bedrohung in Jeffrey A. Browns Regiedebüt ihren Weg an die Wasseroberfläche. Mikroben, die früher in Steinen konserviert wurden, erlangen dank der globalen Erwärmung plötzlich ihre Freiheit und werden dem jungen Paar im Mittelpunkt des Films zum Verhängnis. Einfach, aber prägnant ist die Geschichte, die «The Beach House» vor dem Hintergrund eines dramatischen Klimawandels erzählt, ohne dabei in typische Horrorfilmklischees zu tappen.

Brown lässt sich Zeit bei der Einführung der Figuren, impft seinen flirrenden Bildern zunächst ein Unbehagen ein, das man noch nicht richtig zu greifen kriegt, scheut später aber nicht vor ein paar blutig-deftigen Anblicken zurück. Wer es nicht immer aggressiv, laut und hochtourig braucht, könnte an dieser Mischung aus H. P. Lovecraft, David Cronenberg und John Carpenter durchaus seine Freude haben.

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