Operation Avalanche USA 2016 – 94min.

Filmkritik

Filmische Punktlandung

Peter Osteried
Filmkritik: Peter Osteried

Dass man mit dem Found-Footage-Format mehr als halbgaren Horror machen kann, hat Matt Johnson mit seinem Operation Avalanche bewiesen, der die Idee aufgreift, dass die Mondlandung im Jahr 1969 nie stattgefunden hat. Dabei verwischt Johnson Realität mit Fiktion, da er sich praktisch selbst spielt – zusammen mit seinem Kumpel Owen Williams – und Ende der 1960er Jahre derjenige ist, der die Fake-Mondlandung überhaupt erst möglich macht.

Dass die Russen zuerst im Weltall waren, hat die Amerikaner verstört. Kennedy erklärt darum, dass man Amerikaner auf den Mond schicken wird. Doch die Umsetzung durch die NASA ist schwieriger als gedacht. Schon bald zeigt sich, dass man den Mond zwar umrunden, aber nicht auf ihm landen können wird. Da hat ein Dokumentarfilmer eine Idee: Es ist ja praktisch alles echt, mit Ausnahme der Mondlandung. Aber die könnte man auch filmisch inszenieren, aus dem All das Material senden und so sogar fast jeden bei der NASA übertölpeln. Doch schon bald stellt sich heraus: Wer mit derart hohem Einsatz spielt, der läuft Gefahr, das Leben zu verlieren.

Vieles an Operation Avalanche ist improvisiert. Das ist eine der Stärken des Formats, was hier noch weit bemerkenswerter ist, da Johnson tatsächlich auch vor Ort drehen konnte – hatte er den NASA-Verantwortlichen doch erzählt, er würde eine Dokumentation machen. Um ein realistisches Gefühl zu erzeugen, setzt Johnson auf 16mm-Film, der ausgewaschen und unscharf genug aussieht, um den Film so wirken zu lassen, als sei er wirklich Ende der 1960er Jahre entstanden.

Die Mockumentary lebt von dem fast schon irrsinnigen Ansatz, der so wild aufgezogen ist, dass er überzeugt. Weil er dem Hauptargument gegen eine Verschwörung entgegenwirkt, indem er klarmacht, dass kaum jemand etwas von der gefälschten Mondlandung wusste. Selbst die NASA-Mitarbeiter waren darüber im Unklaren. Das ist der Kunstgriff, den Johnson nötig hatte, um seiner Geschichte eine gewisse Präsenz zu verleihen.

Der Film setzt auch auf Thriller-Elemente, weil die beiden Dokumentarfilmer nicht nur immer paranoider, sondern tatsächlich auch beobachtet und verfolgt werden. Daraus ergibt sich ein Spannungselement, das dieser ansonsten eher amüsanten Geschichte ganz guttut. Vor allem überzeugt Operation Avalanche aber, weil er so wunderbar das Gefühl jener Ära einfängt, aber zugleich auch mit den Verschwörungstheorien arbeitet, die sich rund um die Mondlandung aufgebaut haben. Ein vergnüglicher, kleiner, aber mehr als sehenswerter Film, der zwar droht, im Kino unterzugehen, aber ein großes Publikum verdient hat.

10.04.2024

4

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Kommentare

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frozone

vor 7 Jahren

Habe den Film am ZFF gesehen und wurde von diesem kleinen Juwel überrascht. Mit einfachsten Mitteln, traditionellen Kameras, einer gehörigen Portion Schlitzohrigkeit der NASA gegenüber (dort wurde illegal gedreht) und viel Herzblut wurde hier das Maximum herausgeholt.


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