Im Name des... Polen 2012 – 102min.

Filmkritik

Im Namen der Liebe

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Ein Jesuitenpriester betreut schwererziehbare Jugendliche - und er liebt Männer. Malgorzata Szumowska wagt sich mit einem unspektakulären Film an ein Tabuhema. Nicht nur im erzkatholischen Polen.

Ein Aussenseiter wird von Kindern in einem Dorf gehänselt und beschimpft. Doch er erträgt es mit stoischer Ruhe, nimmt gar nicht recht wahr, wie er behandelt wird. Hauptsache, er kann mittun, etwa beim Fussball. So beginnt das intime Drama der Polin Malgorzata Szumowska. Eine Horde dumpfer Jugendlicher pöbelt und tobt herum - irgendwo in tiefster polnischer Provinz.

Pater Adam (Andrzej Chyra - sehr überzeugend) und Lehrer Michael (Lukasz Simlat) leiten ein Heim für aufmüpfige Jugendliche, die aus dem gesellschaftlichen Rahmen gefallen sind. Der Jesuitenpriester strahlt natürliche Autorität aus und hat viel Verständnis für die Jungs, die gerne aufbegehren. Adam hat ein grossen Herz, lebt Nächstenliebe. Das kann auch falsch verstanden werden, etwa von der frustrierten Dorfschönheit Ewa (Maja Ostaszetoska), der Frau Michaels. Sie versucht, Adam in ihr Bett zu locken. Doch der Priester sagt cool, er sei schon vergeben.

Der asketische Priester bemüht sich auch, einen aggressiven Typen wie den blonden Adrian zu integrieren. Adam ist selber auf der Flucht und trägt schwer an einem Geheimnis: Er liebt junge Männer. Der Pädagoge Michael wird zufällig Zeuge, wie Priester Adam mit einem Zögling im Auto innig zusammensitzt und verpetzt ihn an den Bischof. "Wir kehren nichts unter den Teppich, aber ...", verspricht der Kirchenmann.

Malgorzata Szumowska ist ein heikles Thema in Polen mutig angegangen und erwartet Widerstand - natürlich vor allem aus kirchlichen Kreisen. Das Thema Homosexualität unter Priestern ist weder vom Vatikan noch in Polen konsequent aufgearbeitet worden. Ihr Film prangert nicht an und verteufelt auch nicht; er zeigt aber auf menschliche und verständnisvolle Art, dass die Liebe keine Kirchengebote und Gesellschaftsschranken kennt.

Es geht nicht um Pädophilie und Homosexualität allein, nicht um Missbrauch und Befriedigung, sondern um Zuneigung, gegenseitigen Respekt und Verbundenheit. Szumowska fand für Anliegen ein wunderbares Schlussbild: Paarweise schlendern Priester, Anwärter und Schüler in einem Park eines Priesterseminars. Ein Versprechen, eine Hoffnung.

18.02.2024

4

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