Una Noche Kuba, Grossbritannien, USA 2012 – 90min.

Filmkritik

Fluchtpunkt Havanna

Michael Lang
Filmkritik: Michael Lang

Im Kuba von heute wollen drei Jugendliche dem Castro-Regime den Rücken zu kehren und wie viele vor ihnen in die USA emigrieren. Doch mehr als für die waghalsige Flucht vom karibischen Eiland interessiert sich die hochtalentierte Regisseurin Lucy Mulloy in ihrem furiosen Spielfilmdebüt für die schwierigen Lebensbedingungen in der legendären Metropole Havanna.

Erzählt wird von den Sorgen, Nöten, Hoffnungen der zwei intimen Freunde Raul und Elio und dessen Zwillingsschwester Lila. Das Trio will sich nicht länger mit den restriktiven Lebensbedingungen abfinden und beschliesst, wie viele andere auch, nach Florida zu fliehen. Die beiden Jungs wollen unter anderem weg, weil ihnen die Jobs im Gastgewerbe im wörtlichen Sinne stinken. Eigentlich will man sich aber Zeit lassen, mit der Emigration, doch dann erfordert ein Schicksalsschlag schnelles Handeln: Der Filou Raul, Sohn einer Prostituierten, verletzt einen Freier seiner Mutter schwer und wird von der Polizei gejagt. Elio, eher ein Zauderer, will den engen Freund nicht verlieren und zieht mit. Ebenso wie dessen Zwillingsschwester Lila. Sie leidet unter den Streitereien in der eigene Familie und will den geliebten Bruder nicht verlieren.

Doch bis es zur tollkühnen Abreise auf einem selber gebastelten Floss Richtung USA kommt, erzählt Lucy Mulloy noch manche Geschichte. Man taucht zwar ein in die marode Schönheit der Metropole Havanna. Doch von den Klischees der Revolutionsromantik, nostalgischen Postkartensichten auf angejahrte US-Strassenkreuzer, flott aufspielende Musiker, lachende Kinder und bei aller Armut scheinbar glückliche Insulaner, ist nichts zu sehen. Dafür taucht man eine bedrohlich-bizarre Welt mit Schwarzmarkt, Beamtenwillkür, käuflicher Liebe und Polizeigewalt. Mulloy, in New York ansässig, hat bei jahrelangen Aufenthalten in Kuba erstaunliches Material gesammelt. Und sie zeigt mit ihren jungen, begabten Darstellern den inoffiziellen Alltag in Havanna drastischer und intimer denn je.

Una noche handelt von der bitteren Süsse des Erwachsenwerdens, von wahren und fatalen Freundschaften, von sozialem Elend, trügerischen Sehnsüchten. Stark und emotional klug erzählt und bei aller Tragik von melancholisch, humorvollem Humor durchwirkt. Zudem ist die Botschaft des Films universell gültig: "Tu, was du musst, wenn das Herz es will." So sieht junges, frisches, engagiertes Kino aus.

15.02.2013

4

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Kommentare

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Filmenthusiast

vor 11 Jahren

Super Film, hat sich gelohnt


Gelöschter Nutzer

vor 11 Jahren

Poetische Bilder. Sonst ein einziges Ärgernis.


bajo-sun

vor 11 Jahren

Cubita linda y tan dura!


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