Isle of Man TT - Hart am Limit Grossbritannien 2011 – 104min.

Filmkritik

Ein grosses bisschen Wahnsinn

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Richard De Aragues portraitiert eine Handvoll Motorradfahrer, die 2010 an der Tourist Trophy auf der Isle of Man ihr Leben riskieren. Durchsetzt ist sein Dokumentarfilm mit atemberaubenden Rennaufnahmen, die auch Motorsportmuffel nicht kalt lassen.

Dass der Motorrad-Rennsport über die Jahrzehnte hinweg sicherer geworden ist, hat zu einem grossen Teil mit den Rennstrecken zu tun. Moderne Pisten warten heute mit weitflächigen Kiesbetten und abdämpfenden Reifenstapeln auf - beides hat schon vielen Fahrern das Leben gerettet. Ein Rundkurs jedoch stellt in der Motorsport-Gegenwart einen sicherheitstechnischen Anachronismus dar: die Strecke der Tourist Trophy (TT) auf der Isle of Man, einer kleinen Insel in der Irischen See. Auf dem Strassenkurs passieren die Piloten zentimeternah Bäume, Häuser und Mauern - dies mit bis zu 300 km/h. Als schreckliche wie absehbare Konsequenz ist der Blutzoll des legendären Rennens hoch. Doch das hält die Fahrer nicht davon ab, sich Jahr für Jahr über eine Woche und fünf Rennen hinweg der Herausforderung zu stellen.

In Richard de Aragues' Dokumentarfilm reden, um nicht zu sagen: philosophieren eine Handvoll moderner Gladiatoren über das ständige Ausloten des Grenzbereichs. Den Freak und Exzentriker, den man bei so einem Rennen erwartet, findet man einzig in Guy Martin. Martin hat ein PS-starkes Maul, ist liebenswerter Zottel und unberechenbarer Egozentriker in Personalunion. Nie hat der Wuschelkopf das Rennen bisher gewonnen, obschon er jedes Jahr zu den Favoriten zählt. Martin ist die zentrale Person in der Doku - eine treffliche Entscheidung, fehlt es den anderen Fahrer ganz einfach an Ecken und Kanten, um das Interesse an ihnen über längere Zeit hinweg schüren zu können. Martin dagegen ist in seiner Eigenart ein wahrer Entertainer. Die humorvollen Momente des Films bucht der Sonderling praktisch alle für sich selbst.

De Aragues begleitete die Fahrer bei den Vorbereitungen und während des Rennens im Jahre 2010. Dabei gibt es viel Fachkryptik zu hören, wenn es mal nicht um die immer wiederkehrende Motivationsbekundung geht, warum überhaupt jemand an einem Wahnsinn wie der Tourist Trophy teilnimmt. Und doch lässt sich TT3D: Closer to the Edge nicht einfach in die Special-Interest-Ecke abschieben. Überaus niederschwellig wird dem Zuschauer die TT nicht als blosse Renn-Veranstaltung nahegebracht, sondern auch als festen Bestandteil der Kultur der Insel. Seine wahre Brillanz entfaltet der Film aber offensichtlich in seinen Rennaufnahmen. Schiere Geschwindigkeit wird aus allen Winkel und Perspektiven gezeigt. Atemberaubende 3D-Sequenzen jagen in einem Adrenalin hoch, ob man nun Rennsportfan ist oder nicht. TT3D: Closer to the Edge lotet so die Intensität des Mediums Kino ähnlich aus wie die verwegenen Fahrer die Rennstrecke.

15.05.2012

4

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Kommentare

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Heptig

vor 11 Jahren

wirklich sehr gute Aufnahmen. Empfehlenswert.


juheeminee

vor 11 Jahren

super! hätte auch noch ne stunde länger dauern können.


sternennacht

vor 11 Jahren

hat mich voll in seinen Bann geschlagen....!


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