Our Idiot Brother USA 2011 – 90min.

Filmkritik

Nichts als die Wahrheit

Urs Arnold
Filmkritik: Urs Arnold

Es gibt noch gute Menschen in dieser schlechten Welt. Mit seiner ehrlichen Haltung richtet ein verschrobener Idealist jedoch mehr Schaden als Nutzen an. Dies zugegebenermassen auf eine äusserst unterhaltsame Art und Weise.

Der zottelige Ned (Paul Rudd als Jim Morrison-Lookalike) trägt das Herz am rechten Fleck - was ihm zuletzt ein paar Monate im Gefängnis eingebrockt hat. Nun ist er auf Bewährung wieder draussen, und muss sogleich erfahren: Die Freundin hat einen Neuen, und erst noch das Sorgerecht für seinen geliebten Hund Willie Nelson.

Zum Glück kann Ned nebst der Mama noch auf seine drei Schwestern zählen: Bei der überfürsorglichen Liz (Emily Mortimer) kommt er vorerst unter, und auch die ambitionierte Journalistin Miranda (Elizabeth Banks) sowie die lesbische Möchtegern-Stand-up-Komikerin Natalie (Zooey Deschanel) versuchen ihren Bruder nach Kräften zu unterstützen. Und mag Neds naive Art auch manchmal nerven: Lieb haben sie den Vollzeit-Hippie allemal.

Noch jedenfalls. Denn Ned ist eben ein Meister darin, sich selbst ein Bein zu stellen. Als ehrliche Haut verplappert er fortan immer wieder ihm im Vertrauen geäusserte Dinge, was schlussendlich so ziemlich alle Leute in seinem Umfeld gegen ihn aufbringt. Mehr noch: Ned ist wegen seiner Unbedarftheit sogar nahe daran, wieder in den Bau zu wandern. Was dann endgültig heissen würde: Bye bye, Willie Nelson.

Es ist ganz schön viel Comedy-Power, die Regisseur Jesse Peretz (The Château) in seinem neuen Film ballt: Paul Rudd, Elizabeth Banks und nicht zuletzt Steve Coogan als Liz' grummeliger Ehemann Dylan haben sich zum Grossteil ihrer Karrieren in humorvollen Gefilden ausgezeichnet. Sie alle müssen hier nicht zum Äussersten gehen. Genauer: "Our Idiot Brother" setzt praktisch gar nicht auf Bad-Taste-Humor und barsche Pointen, wie man sie etwa von Judd-Apatow-Vehikeln her kennt. Stattdessen wird zumeist auf "zivilisierten" Dialogwitz gesetzt, der bestens funktioniert, weil es die Hauptfigur tut. Peretz - er schrieb auch das Drehbuch - setzt mit Ned einen Kumpeltypen in den Mittelpunkt, der frei von jeglicher Ironie ist, und dessen Absichten und Ansichten hehre sind. Trotz Neds Hang zum Hängertum und seiner naiven Art schwingt so in jedem Lacher immer auch Empathie für den Kerl mit. Zu Recht, machen sich doch die Schwestern mit Lügen, Überambitioniertheit und Uneinsichtigkeit das Leben weitaus schwerer, als ihr scheinbar idiotischer Bruder.

So hält diese Low-Budget-Produktion ihre Zuschauer trotz einer dünnen Story sehr gut bei der Stange. Einzig die Strapazierung der üblichen Hippie-Öko-Kiffer-Klischees kann bei "Our Idiot Brother" auch mal etwas nerven. Aber wie würde es Ned so schön sagen: "Don't worry, man, it's cool."

17.02.2024

4

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Kommentare

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gefuehlsmensch

vor 10 Jahren

Humor ist, wenn man trotzdem lacht.


corina.elmer

vor 11 Jahren

Sehr lustig, und unglaublich wahr, die netten landen im Knast... Melodramatische Familiengeschichte...


Heptig

vor 11 Jahren

FididiWenibra (Filme die die Welt nicht braucht).


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