Die Unbekannte Italien 2006 – 118min.

Filmkritik

Hohles Verwirrspiel

Filmkritik: Eduard Ulrich

Giuseppe Tornatore packt wieder ein existentielles Thema an: Eine ehemalige ukrainische Prostituierte kehrt nach Italien zurück, wo sie vor einigen Jahren Schreckliches ertragen musste und noch einige Rechnungen offen sind, ohne deren Begleichung sie keine Zukunft zu haben glaubt.

Die Geschichte fängt harmlos an: Eine ca. 30-jährige Frau besichtigt eine Wohnung, die sie mieten möchte, obwohl es kein gutes Angebot ist, wie ihr der Wohnungsmakler erklärt. Trotzdem, Irena bleibt dabei, die Wohnung erfüllt anscheinend ein Kriterium, das ihr persönlich besonders wichtig ist. Als nächstes versucht sie eine Stelle als Putzfrau oder Haushaltshilfe im Haus gegenüber zu bekommen, was ihr aber nicht gelingt, denn dort wohnen nur Goldschmiede, die keine ausländischen Bediensteten einstellen. Doch so schnell gibt Irena nicht auf, obwohl sie manchmal einen Schwächeanfall erleidet, wenn sie von ihren Erinnerungen überfallen wird, die entweder als kurze Einsprengsel oder längere Rückblenden präsentiert werden.

Dies sind meistens keine appetitlichen Bilder, die von ihrer Zeit als geschundene Sexsklavin erzählen. Zufällig lag damals in der ihr zugewiesenen Kammer ein Kochbuch, welches sie, mangels Alternativen, Rezept für Rezept auswendig lernte, was ihr nun zupass kommt, da sie sich als Haushälterin verdingen will. Hand in Hand mit ungeheuerlichen Umständen, die aus Irenas Vergangenheit zum Vorschein kommen, nimmt die Geschichte in abstrusen Wendungen ihren Lauf, bei denen der Zweifel, ob es möglich sei, vom Lesen eines Kochbuchs eine ausgezeichnete Köchin zu werden, nur das geringste Glaubwürdigkeitsproblem darstellt.

Glaubwürdigkeit wird auch nicht erreicht, indem viele Ideen und Bilder an andere Filme erinnern - vorwiegend an solche aus Hollywood. Hollywoodgemäss ist ebenso die wie eine dicke Tomatensauce aufgetragene Musik von Ennio Morricone. Leider kann sie von den zahlreichen Konstruktionsmängeln nicht ablenken und ihre spannungheischende Attitüde verpufft, weil der Zuschauer noch damit beschäftigt ist, sich zu überlegen, wie das alles zusammenpassen könnte.

Da tun einem die Schauspielerinnen leid, die noch das Beste im Film sind. Sie geben sich redlich Mühe, Szene für Szene plausibel erscheinen zu lassen. Dabei gelingt Einiges, obwohl alle Figuren ohne charakterliche Dimension auskommen müssen. Besonders bedauerlich ist dies bei der Hauptdarstellerin, in deren wohlgeformtem, freundlichen Gesicht nicht eine Spur der früheren Tortur zu lesen ist.

01.06.2021

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