Je vous trouve très beau Frankreich 2005 – 100min.

Filmkritik

Bauer sucht Bäuerin

Simon Spiegel
Filmkritik: Simon Spiegel

Das Konzept der Liebesheirat ist in der europäischen Kulturgeschichte relativ jung, lange war die Ehe in erster Linie eine Zweckgemeinschaft - mancherorts ist sie es auch noch heute.

Für den Bauern Aymé ist seine Ehefrau zuerst und vor allem eine Mitarbeiterin auf dem Hof, und so hat er, als sie bei einem Unfall ums Leben kommt, auch keine Zeit, sich um Dinge wie Trauer zu kümmern. Der Hof muss bestellt, die Ernte eingebracht werden, jemand muss das Essen und die Wäsche machen - kurz: eine neue Frau muss her. Kaum hat er seine Gattin begraben, steht Aymé schon im Büro einer Ehevermittlerin, und schnell wird klar: eine Französin wird der Bauer kaum auf seinen Hof locken können, bleibt also nur Rumänien.

Dieser Aymé ist so ein richtiger Miesling, ein unfreundlicher, unansehnlicher Wicht, immer auf den eigenen Vorteil bedacht, eitel, rechthaberisch und dann doch wieder ängstlich wie ein Kind. Ein echtes Ekel und eine Traumrolle für Michel Blanc. Ihm zuzusehen, wie er mit der Waschmaschine kämpft oder ungeschickt seine Flugangst zu vertuschen sucht, ist eine wahre Freude.

Anfangs droht der Aufenthalt in Bukarest zum Debakel zu werden: Die auf sexy getrimmten jungen Mädchen hauchen Aymé zwar unentwegt zu, wie attraktiv sie ihn finden - daher der Filmtitel -, Erfolg haben sie damit bei dem pragmatischen Bauern freilich nicht. Einzig Elena (Medeea Marinescu) merkt, dass man diesen Mann anders packen muss, und schafft es schliesslich nach Frankreich.

Ausgangspunkt von «Je vous trove très beau» sind zwei durchaus aktuelle Themen: Die Schwierigkeit französischer Bauern, eine Frau zu finden (in der Schweiz ist die Situation ähnlich), und die desolate Wirtschaftslage Rumäniens, die viele junge Frauen ins Ausland treibt. Trotz des ernsten Hintergrunds ist Isabelle Mergaults Film aber primär eine Komödie, die vor allem zu Beginn viel Witz aus ihrer ungewohnten Ausgangslage und dem hervorragenden Hauptdarsteller ziehen kann.

Nach einer wirklich vergnüglichen ersten Hälfte flacht der Film allerdings ab und begibt sich auf bekanntes Komödiengemälde. Wie nicht anders zu erwarten, kann die Schöne nach einigen Reibereien auch in diesem Film das Herz des Biests erweichen. Aymé rafft sich zu einem Akt unerhörter Grossherzigkeit auf, und schliesslich kommt nach einigen Komplikationen zusammen, was eigentlich nicht zusammen passt. Die zärtliche Bösartigkeit des Anfangs weicht harmloser Standardromantik. Das ist zwar nach wie vor unterhaltsam, man hat es aber schon oft gesehen.

01.06.2021

4

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Kommentare

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martita

vor 17 Jahren

der film hat mir sehr gut gefallen, trotz vieler drohenden klischees. eigentlich birgt eine arme-osteuropäerin-heiratet-"reichen"-westler-geschichte, eine art variation von aschenputtel, viel kitschpotenzial, aber diese produktion finde ich originell und gekonnt gemeistert. das liegt nicht zuletzt am humor und der art, WIE die geschichte erzählt ist...Mehr anzeigen


tulpe13

vor 17 Jahren

wunderschöne Landschaften
eine guterzählte Liebesgeschicht mit einem unerwarteten Ende
tolle Musik
ein sehr sehenswerter Film.


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