Kekexili - Mountain Patrol China, Hongkong 2004 – 89min.

Filmkritik

Kekexili - Mountain Patrol

Severin Müri
Filmkritik: Severin Müri

Es gibt sie noch: Die Idealisten und Helden, die Kopf und Kragen riskieren, um die Natur nicht kampflos gnadenlosen Wilderern zu überlassen.

Schon zu Beginn des Films, der auf wahren Gegebenheiten beruht, wird klar, dass im tibetischen Gebirge Kekexili kein Platz für Wärme, Nachsicht und Erbarmen ist. Die Landschaft ist dabei genauso rau und kompromisslos wie die Menschen, die darin zu überleben suchen. Früher konnten sie sich ihren Lebensunterhalt als Hirten verdienen. Doch die Wiesen und Gräser sind kargen Wüsten gewichen. Für viele stellt der Handel mit Fellen der geschützten Tibetantilope die einzige Möglichkeit zum Überleben dar. Doch der Handel ist verboten und das Gebirge spirituelles Rückzugsgebiet der Tibeter. So formiert sich eine einheimische Patrouille, um sich mit aller Konsequenz den Wilderern entgegenzustellen.

Der Journalist Ga Yu (Zhang Lei) kommt aus Peking, um über die Ermordung von Mitgliedern der Bergpatrouille zu berichten. Diese ist im Begriff, wie jedes Jahr zur Jagdsaison in die Berge aufzubrechen. So schliesst sich der Journalist der Patrouille um ihren charismatischen Anführer Ri Tai (Duobuji) an. In Geländewagen und bis zu den Zähnen bewaffnet nehmen sie die Spur der Antilopenjäger auf und die Verfolgungsjagd in rauster Natur kann beginnen. Tagelang fahren die selbsternannten Wildhüter durch Wüste und Einöde und hinken den Wilderern dabei stets einen Schritt hinterher. Treffen sie unterwegs auf Helfershelfer, sind die Methoden von Ri Tais Truppe genauso brutal und erbarmungslos wie jene der Wilderer. Um jeden Preis gilt es, die Anführer und Köpfe der Antilopenjagd einzuholen. Selbst als die Nahrung knapp wird und die Kräfte schwinden, bleibt ein Aufgeben ausgeschlossen. Die Natur zeigt sich dabei als ebenso unberechenbarer und grausamer Widersacher wie die Jäger selber. Sicherheit, das wird im Film deutlich, gibt es hier im Gebirge weit und breit keine und ein Menschenleben zählt wenig - vielleicht gar weniger als das Leben einer Antilope.

Chuan Lu, dem erst 34-jährigen Regisseur aus China, ist mit «Kekexili» ein eindrücklicher Film über ein Stück tibetanischen Überlebenskampf gelungen. Grossartig eingefangene Breitwand-Bilder porträtieren eine raue und uns fremde Landschaft auf eindrückliche Art und Weise. Die Figuren werden überzeugend gespielt und besitzen eine angenehme Tiefe. Auf der Seite der Wilderer spielen zum Teil wirkliche Wilderer, was für zusätzliche Authentizität sorgt. Ihre Position, nämlich Antilopen wildern des eigenen Überlebens willen, erscheint aller Tierliebe zum Trotz nachvollziehbar, was die aufkeimende Betroffenheit beim Betrachter des Films weiter schürt. Chuan Lus Werk ist ein wertvoller Film und trug zudem wesentlich dazu bei, dass die chinesischen Behörden unterdessen das Kekexili-Gebirge zum Naturschutzgebiet erklärt haben und es durch amtliche Wildhüter schützen lassen.

31.05.2021

4

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Kommentare

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hirdagnir

vor 17 Jahren

Nebst den bewundernswerten schauspielerischen Leistungen der Crew (ich glaube nur vier davon sind professionell), ist auch die Regie von Chuan Lu hervorragend und unterstricht das rauhe Gefühl des Films und der Gegend.
Auch die Story ist gut, wobei ich die Handlung von Ritai am Ende nicht ganz nachvollziehen kann. Sicher einer der besten Chinesischen Filme 2004.Mehr anzeigen


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