Interview

Thandie Newton: «Ich fühlte mich dann auch selbst als Opfer»

Interview: Portmann Media

Die hübsche Schauspielerin glaubt nicht dass Linda (die Frau von Chris Gardener) ein schlechter Mensch ist.

Thandie Newton: «Ich fühlte mich dann auch selbst als Opfer»

Q: Thandie, es ist ein Vergnügen, Sie zu sehen. Wir sind hier in New York um über einen sehr ergreifenden Film zu sprechen, der zudem noch auf einer wahren Geschichte beruht. Sie müssen sich sehr für Chris Gardeners Leben interessieren?A: Ja, und ich habe mir immer vor Augen gehalten, dass es wirklich eine wahre Geschichte ist. Das hat es mir noch leichter gemacht, mich in die Story hineinzuversetzen. In Wirklichkeit war das ganze aber noch viel komplizierter, als wir es im Film zeigen. Chris Gardeners Sohn war gerade mal zwei Jahre alt. Nicht fünf, so wie im Film. Allerdings wäre es unmöglich gewesen, diesen Streifen mit einem Zweijährigen zu machen.Q: Sie spielen die Mutter, die sich auch mit ihren Problemen durchs Leben kämpft. Es war sicher schwer, etwas über sie herauszufinden, weil über sie nicht so viel geschrieben wurde wie über Chris Gardener.A: Ja, es war wirklich sehr schwer. Deshalb haben wir auch den Namen der Mutter geändert und meine eigenen Empfindungen mehr in die Rolle hineingebracht. Als ich das Skript das erste Mal gelesen habe, war ich etwas überrascht, denn meine Rolle war sehr spärlich beschrieben. Das macht das Ganze aber sehr bezaubernd. Steve Conrad ist ein toller Autor. Der Regisseur Gabriele Muccino wollte, dass meine Figur viele Fragen aufwirft, die auch nicht alle beantwortet werden müssen, sondern zum Nachdenken anregen. Es entsteht aber trotzdem das Bild, dass Linda eine schlechte Person ist. Da glaube ich persönlich aber nicht so recht daran. Menschen machen manchmal schlechte Dinge, aber das macht sie noch lange nicht zu schlechten Menschen. Es gibt da viele Faktoren, die sie beeinflussen. Wir haben auch sehr viel Zeit dafür aufgewendet – etwa fünf Tage -, um meine Rolle der Linda bis ins Detail zu entwickeln und sie so realistisch wie möglich wirken zu lassen. Sonst hätte ich mir gar nicht zugetraut, mir ein Urteil über sie zu bilden. Man muss sich einfach einmal vorstellen, wie hart das für sie war und sie hatte auch noch an anderen Dingen zu knabbern als ihr Mann Chris Gardener. Es ist so, dass er wirklich überhaupt nichts hat. Das macht es ihm möglich, sich voll und ganz um das Kind zu kümmern. Q: Linda Gardener war auch eine sehr gequälte Frau...A: Genau! Und das ist etwas, was man nicht ins Skript schreiben kann. Da haben wir uns erst im Nachhinein mit dem Regisseur darauf geeinigt, dass sie wirklich so wirken soll. Bei manchen Szenen habe ich extrem mit ihr mitgefühlt und das hat mich sehr berührt. Ich fühlte mich dann auch selbst als Opfer. Chris Gardener hätte dann aber gesagt: Nein Thanide, du darfst nicht aufgeben! Deine Wut macht dich stark und du musst kämpfen! Ich glaube, durch diese Wut wirkt das Ganze noch viel hoffnungsloser und verzweifelter.

31. Januar 2007

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