Kritik13. März 2024

Netflix-Kritik: «The Gentlemen»: Kriminelle Dandys und psychopathische Gangster

Netflix-Kritik: «The Gentlemen»: Kriminelle Dandys und psychopathische Gangster
© Christopher Rafael | Netflix

Guy Ritchies neue Netflix-Serie «The Gentlemen» spinnt die Grundidee seines gleichnamigen Spielfilms weiter und wartet mit jeder Menge schrägen Charakteren auf. Ob die Serie mit der Filmvorlage mithalten kann oder ob sich der englische Regisseur hier verrennt, verrät unsere Kritik.

von Damien Brodard; übersetzt aus dem Französischen

Eddie Horniman (Theo James) erbt das stattliche Anwesen seines kürzlich verstorbenen Vaters. Der junge Herzog lernt dabei die Schattenseiten eines Lebens voller Reichtum kennen: Er hat auch einen ganzen Drogenring geerbt, der von der skrupellosen Susie Glass (Kaya Scodelario) betrieben wird. Eddie betritt also zusammen mit seinem Bruder Freddie (Daniel Ings) die Welt der Gangster und versucht, seine Familie zu schützen, während er ein Auge auf die Machenschaften auf seinem Anwesen hat.

Während der Name Guy Ritchie noch vor einigen Jahren hohe Erwartungen wecken konnte, ist diese Wirkung mit seinen jüngsten Spielfilmen leider ziemlich verblasst. Daher ist es nicht allzu überraschend, dass die neue Serie unter der Regie des britischen Regisseurs die Welt der Kreation erweitert, die zuletzt Interesse wecken konnte: «The Gentlemen» (2020).

Kaya Scodelario und Theo James in «The Gentlemen» © Christopher Rafael | Netflix

Nach mehr als zwei Jahrzehnten, in denen Ritchie alle Arten von Gesetzesbrüchen ins Visier genommen hat, stellt er nun die gewalttätigen Rivalitäten zwischen Kriminellen wie das Kräftemessen zwischen grossen Unternehmen dar, die versuchen, Geschäfte zu machen und zu koexistieren. Von psychopathischen Gangstern bis zu englischen Dandys vollendet die Serie, was ihr Vorbild bereits angefangen hat: eine Palette vielfältiger und urkomischer, wenn auch moralisch kritikwürdiger Charaktere zu präsentieren.

Die Handlung ist allerdings trotz der exzentrischen Charaktere nicht sehr originell und wird durch das Serienformat in eine frustrierende Spirale aus Wiederholungen gedrückt. Diese Redundanz, die sich sogar in Guy Ritchies berühmten Regie- und Montageeffekten widerspiegelt, schadet der Anziehungskraft der ersten Episoden erheblich. Außerdem wirken die Stilmittel des Briten, die die meiste Zeit über durchaus sehenswert waren, nun programmatisch und künstlich, so dass seine drei Co-Regisseure scheinbar nur einen bereits abgenutzten Erzählstil nachahmen.

Der englische Charme der gemischten Besetzung kann möglicherweise über einige Schwächen von «The Gentlemen» hinwegtäuschen – der Schlagabtausch zwischen Kaya Scodelario und Theo James ist in der Tat sehenswert. Die Serie fährt eine Schiene, die sich in der Vergangenheit als erfolgreich erwiesen hat, aber sie führt ihren Regisseur vielleicht endgültig ins Aus. Guy Ritchie, der zwar immer noch dynamisch, ironisch und bissig ist, aber braver, glatter und letztlich viel hohler als zuvor, versucht, auf einem Weg weiterzumachen, auf dem er nur noch ein Schatten seiner selbst ist und einen kläglichen Ersatz für den Stil bietet, der seinen Erfolg begründet hat.

2.5 von 5 ★

«The Gentlemen» ist seit dem 7. März auf Netflix verfügbar.

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