Review21. Februar 2023

Berlinale 2023: «Disco Boy»: Grenzenlos durch die Nacht

Berlinale 2023: «Disco Boy»: Grenzenlos durch die Nacht
© Films Grand Huit

2018 war Franz Rogowski Shooting Star auf der Berlinale und spätestens seitdem ist er dort ein gefeierter Dauergast. Auch in diesem Jahr laufen wieder zwei Produktionen mit ihm auf der Berlinale, eine davon ist «Disco Boy», die im Wettbewerb ins Rennen um den Goldenen Bären geht.

«Disco Boy»: Grenzenlos durch die Nacht

Giacomo Abbruzzese | 91 Min.

Ein Text von Cornelis Hähnel

Franz Rogowski spielt den Belarussen Aleksei, der auf der Suche nach einem besseren Leben aus seiner Heimat flieht. Seine Flucht führt ihn nach Frankreich, wo er sich der Fremdenlegion anschliesst, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Bei einem Einsatz im Nigerdelta begegnet er dem Aktivisten Jomo und fortan sind die Schicksale der jungen Männer miteinander verbunden.

In seinem Regiedebüt «Disco Boy» lässt Regisseur Giacomo Abbruzzese nicht nur Lebenswelten, sondern auch Bewusstseinszustände miteinander verschmelzen. Das Drama erzählt in hypnotischen Bildern von der Suche nach Zugehörigkeit, wobei die bittere Realität immer mehr von einer tranceartigen Poesie durchzogen wird. Stück für Stück scheinen sich die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit, aber auch zwischen den Orten, aufzulösen – alles fliesst, einem Fiebertraum gleich, ineinander.

Kamerafrau Hélène Louvart fängt dies in beeindruckenden Bildern ein und der französische Elektromusiker Vitalic hat dazu einen pulsierenden Soundtrack komponiert, der die soghafte Wirkung unterstreicht. Und auch wenn der konzeptuelle Brückenschlag von der Wildnis zur Tanzfläche streckenweise etwas zu verkopft wirkt, ist Abbruzzese ein kraftvolles Debüt gelungen, das auf spannende Weise versucht, die Grenzen des Erzählens neu auszuloten.

3,5 von 5 ★

Eine Zusammenstellung aller Texte der 73. Berlinale findest du hier.

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