News25. März 2022

94. Academy Awards: Gestohlen, verschwunden, verloren. Wo ist Oscar?

94. Academy Awards: Gestohlen, verschwunden, verloren. Wo ist Oscar?
© Praesens-Film

Am Sonntag werden sich die Oscar-Gewinner an ihren Academy Award klammern, als liessen sie ihn nie wieder los. Die Erfahrung zeigt aber, dass nicht alle so sorgfältig mit dieser Trophäe umgehen. Rund 80 dieser Statuetten sind seit Beginn der Academy Awards Verleihung im Jahre 1929 verschwunden, verloren gegangen oder gestohlen worden.

Von Gaby Tscharner Patao

Der begehrteste Mann Hollywoods im Müllcontainer

Im März 2000 machte der Mülltaucher Willie Fulgear eine unglaubliche Entdeckung im Container eines Einkaufsladens im koreanischen Viertel von Los Angeles. Dort fand er 52 von 55 gestohlenen Oscar Statuetten, die kurz zuvor vom Hersteller R.S. Owens in Chicago verschickt wurden und auf ihrem Weg zur Motion Picture Academy in Los Angeles verschwunden sind.

Willie retournierte die Statuen, rettete damit die Oscar-Verleihung, kriegte 46’600 Franken Finderlohn, wurde während der Show als Held gefeiert und der Oscar-Gastgeber Billy Crystal witzelte: «Willies Traum ist es, eines Tages Regie zu führen». Die Frage stellt sich nun: Was ist mit den ausstehenden drei Oscars passiert? Einer ist 2003 bei einer Drogen Razzia in Florida aufgetaucht, die anderen zwei werden seither vermisst.

Oscar lässt sich was kosten

Seit der ersten Verleihung der Academy Awards im Jahre 1929 sind rund 80 Oscar-Statuetten verschwunden, verlegt oder gestohlen worden. Nur elf davon wurden nie gefunden, alle anderen sind entweder in Abfalleimern oder Katalogen von Auktionshäusern wieder aufgetaucht. Und das, obwohl Oscars, die nach 1951 verliehen wurden, rechtlich nicht verkauft werden dürfen. Das hindert Auktionshäuser wie Sotheby’s allerdings nicht daran, mit den älteren Kalibern Kasse zu machen.

Steven Spielberg an den 66. Academy Awards
Steven Spielberg an den 66. Academy Awards © 2022 Academy of Motion Picture Arts and Sciences

«West Side Story» Regisseur Steven Spielberg hat an einer Sotheby’s Auktion 2002 Bette Davis Oscar als beste Schauspielerin für «Gefährliche Liebe» (1935) für fast 170'000 Franken ersteigert. Der Regisseur, der den Award selbst für «Der Soldat James Ryan» und «Schindlers Liste» gewonnen hat, ergatterte auch Davis «Jezebel» (1938) Oscar für 540'000 Franken und hat von Privat Clark Gables Academy Award für «Es Geschah In Einer Nacht» (1934) für 566'250 Franken erworben. Spielberg hat alle drei Trophäen der Akademie zurückgegeben.

«Vom Winde verweht» ist der von Michael Jackson ersteigerte Oscar

Sotheby’s hat 1999 auch den Oscar des Produzenten David O. Selznick für «Vom Winde Verweht», dem Gewinner als bester Film, versteigert. Kein Geringerer als Michael Jackson erstand diesen Academy Award für Rekord-verdächtige 1,44 Millionen Franken. Der King of Pop hat für diese Trophäe zu viel bezahlt. Der materielle Wert der Figur, die aus mit Gold verzierter Bronze besteht, wird auf nur etwa 370 Franken geschätzt. Und auch der sentimentale Wert übersteigt 280’000 Franken nicht.

Clark Gable und Vivien Leigh in «Vom Winde Verweht» (1939)
Clark Gable und Vivien Leigh in «Vom Winde Verweht» (1939) © IMDb

Als der King of Pop zehn Jahre später starb, konnten die Verwalter seines Nachlasses den Oscar weder in einem von seinen Häusern noch in seinen Lagerräumlichkeiten finden. Rechtlich wären seine Kinder Prince, Paris und Prince Michael II, besser bekannt als Blanket, die Besitzer der Statuette, würde sie je wieder auftauchen.

Diebstahl an der Afterparty

Während einige Oscars gestohlen wurden, verschwanden andere schon am Governor’s Ball, der offizielle Afterparty der Academy Awards, die im selben Gebäude stattfindet wie die Verleihung. Als Frances McDormand 2018 ihren Gewinn als beste Schauspielerin für «Three Billdboards Outside Ebbing, Missouri» mit einem Glas Schampus feiern wollte, stellte sie ihren Goldmann nur für einen Moment auf einem Tischchen ab. Kurz darauf verliess Terry Bryant, der schwor, ein geladener Gast zu sein, das Kodak Theater und jubilierte vor versammelter Paparazzi-Meute, mit McDormands Oscar in Händen, «Wir haben gewonnen!» Kurz darauf wurde er verhaftet und die Statuette an McDormand retourniert.

Vermisste Goldmänner

Andere hatten weniger Glück. «Ich erfuhr kürzlich, dass mein Oscar seit drei Jahren vermisst wird», verriet Jared Leto in der Late Late Night Talk Show mit James Corden. «Als ich in Los Angeles von einem Haus in ein anderes gezogen bin, ist er irgendwie auf wundersame Weise verschwunden... Ich hoffe, Oscar ist in guten Händen.» Leto ist in guter Gesellschaft.

«Ich hoffe, Oscar ist in guten Händen»– Jared Leto

Angelina Jolie hat ihren Oscar als beste Nebendarstellerin für «Durchgeknallt» (2000) ihrer Mutter geschenkt. Nachdem Marcheline Bertrand 2007 einem langen Kampf mit Eierstock- und Brustkrebs erlag, war der Oscar ihrer Tochter in ihren Habseligkeiten nicht auffindbar.

Whoopi Goldberg und Angelina Jolie in «Durchgeknallt» (1999)
Whoopi Goldberg und Angelina Jolie in «Durchgeknallt» (1999) © IMDb

Und Katharine Hepburn, die mehr Oscars gewonnen hat als irgend jemand sonst, hat an keiner der Verleihungen teilgenommen. Ihre Oscars blieben in der Obhut der Akademie, die sie an Veranstaltungen wie die Guinness Buch der Weltrekorde Ausstellung im Empire State Building in New York auslehnte, von der Hepburns Oscar nie zurückkehrte.

Oscar ging schwimmen

Matt Damons Oscar, den er als 27-jähriger Co-Autor von «Good Will Hunting – Der gute Will Hunting» mit seinem Freund Ben Affleck gewann, überstand die grosse Flut von 2003 nicht. Während die Damons in den Ferien weilten, ging in ihrer Wohnung die Berieselungsanlage los und setzte das Appartement unter Wasser. «Das war das letzte Mal, dass ich Oscar gesehen habe», sagte Damon in einem Interview 2007. Aber weil Oscar-Gewinner ihre Sauerei offenbar nicht selbst aufräumen, ist sich der Schauspieler nicht sicher, ob die Trophäe von jemand anderem mit dem Rest seiner Besitztümer zur Aufbewahrung eingelagert wurde.

Auf seiner Reise entführt

Die vielleicht seltsamste Geschichte stammt jedoch von Oscar Moderatorin und Gewinnerin als beste Nebendarstellerin für «Ghost – Nachricht von Sam» Whoopi Goldberg. Sie schätzte ihren Oscar so sehr, dass sie ihn nach einigen Jahren zur Reinigung schicken wollte, ein Service, der von der Akademie angeboten wurde. Die Versandprotokolle zeigen, dass die Statuette aus New York sicher bei der Akademie in Los Angeles angekommen ist, aber das Paket, das anschliessend beim Hersteller R.S. Owens eintraf, war leer.

Whoopi Goldberg und Demi Moore in «Ghost – Nachricht von Sam» (1990)
Whoopi Goldberg und Demi Moore in «Ghost – Nachricht von Sam» (1990) © IMDb

Jemand hatte es geöffnet und wieder versiegelt. Zum Erstaunen aller Beteiligten tauchte Oscar aber wenige Tage später in einem Abfalleimer nahe einem kalifornischen Flughafen auf, worauf er mit Whoopi wiedervereint wurde. Ob dreckig oder gereinigt ist nicht bekannt. Der Schauspielerin ist das aber egal. «Oscar wird mein Haus nie mehr verlassen», erklärte sie 2002 in einem offiziellen Statement.

Die 94. Academy Awards finden am 27. März in Hollywood statt

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