Ein Glücksfall Frankreich, Grossbritannien, USA 2023 – 96min.

Filmkritik

Woody Allens Ausflug nach Paris

Filmkritik: Damien Brodard

Mit fast 90 Jahren und trotz der zahlreichen Diskussionen um seine Person präsentierte Woody Allen 2023 bei den Filmfestspielen von Venedig ausserhalb des Wettbewerbs seinen fünfzigsten Film – dieses mal in französischer Sprache.

Fanny (Lou de Laâge) und ihr Ehemann Jean (Melvil Poupaud) führen die perfekte Ehe und leben in einem gehobenen Viertel von Paris. Fanny stellt ihre Beziehung jedoch in Frage, als sie durch einen Zufall ihren ehemaligen Klassenkameraden Alain (Niels Schneider) wiedersieht, der schon seit vielen Jahren in sie verliebt ist.

Der Regisseur Woody Allen versucht sich durch «Ein Glücksfall» mehr schlecht als recht an einer französischen Komödie. Was als scharfsinnige Ehebruchs-Geschichte gedacht war, entpuppt sich als ein banaler kleiner Film, dessen tausendfach durchgespielte Story nicht besonders begeistern kann. In der Pariser Oberschicht erscheint alles bedeutungslos, von den lässigen Charakteren bis hin zu ihren Sorgen, die sich in ihrer drögen kleinen Welt verstecken. Allen versucht jedoch sein Handlungsschema anzukurbeln, indem er einen toxischen, besitzergreifenden und manipulativen Ehemann einem jungen, romantischen Dichter gegenüberstellt.

Bei näherer Betrachtung scheint es allerdings, als würde der Liebhaber seine Angebetete eher verfolgen, als dass er sich vom Zufall treiben lässt. Obwohl die von Lou de Laâge dargestellte Protagonistin von Anfang an als rebellische und selbstbewusste Frau charakterisiert wird, handelt sie nie wie eine solche. Sie hält sich meist brav an das, was die beiden Männer ihr empfehlen. «Ein Glücksfall» wirkt wie ein missglückter Versuch, progressiv zu sein.

Dennoch trägt der Film die Handschrift seines Regisseurs. Insbesondere was den oftmals charmanten Humor betrifft, wenn man von den Darsteller:innen absieht, die zum Teil an der Grenze des Erträglichen spielen. Immerhin scheinen sich alle zu amüsieren, z. B. Melvil Poupaud, der in seiner unangenehmen Rolle als Alphamännchen regelrecht aufblüht.

Die Kamera schwirrt dabei zwischen den Figuren umher, unbeschwert wie die Verliebtheit, die sie einfangen möchte – ohne dabei jedoch einen visuell ansprechenden Eindruck zu machen. Die völlig flache Kameraarbeit von Vittorio Storaro, der zuvor an Projekten wie «Apocalypse Now"» (1979) gearbeitet hat, wirkt eher wie eine übertrieben bunte Postkarte für Touristen.

«Ein Glücksfall» ist für sich genommen kein schlechter Film, da die Handlung trotz ihrer Fadheit leicht zu verfolgen ist und der Humor nicht zu kurz kommt. Dennoch ist er ein schwaches Werk in der gigantischen Filmografie eines Autors, dem scheinbar die Luft ausgeht.

08.04.2024

2.5

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Kommentare

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Tom29

vor 14 Tagen

Bof.
Nicht wirklich ein "Coup de Coeur" für diesen "Coup de Chance".
Plot wirkt nicht immer glaubwürdig.


blackeagle66

vor 16 Tagen

Ein gelungener Woody Allen mit der typischen Leichtigkeit seiner besten Filme


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