Air USA 2023 – 112min.

Filmkritik

Just DO It

Gaby Tscharner
Filmkritik: Gaby Tscharner

Die Geschichte eines Turnschuhs hätte den langweiligsten Film aller Zeiten abgeben können, aber Regisseur Ben Affleck und die Hauptdarsteller Matt Damon und Viola Davis haben aus der Air Jordan Geschichte eine unterhaltende Komödie gemacht, die dank einem starken Ensemble brilliert.

Phil Knight (Ben Affleck), der Gründer von Nike, ist ein Risikoträger. Sein Motto in den 80er Jahren ist: «Dein Erbe sind die Regeln, die du gebrochen hast.» Aber Nike ist nur für seine Joggingschuhe bekannt. Im Spitzensport ist die Firma weit hinter Converse und Adidas angesiedelt und hat Probleme, Schuh-Partnerschaften mit Athleten einzugehen. Bis der Nike Mitarbeiter Sonny Vaccaro (Matt Damon) die revolutionäre Idee hat, einen Schuhdeal mit einem unbekannten Neuling namens Michael Jordan zu machen. Als er von Jordans Agent David Falk (Chris Messina) eine Abfuhr erhält, taucht Vaccaro bei seiner Mutter Deloris (Viola Davis) auf. Er hofft, mit ihrer Hilfe die Gunst des Sohnes zu erlangen, denn sein Job hängt von diesem Deal ab.

Ach ja, die 80er Jahre. Polyester Hemden, dauergewellte Haare und ein von Synthesizern dominierter Soundtrack. In der Rückschau, durch eine von Nostalgie verklärte Pilotenbrille, schaut das alles super aus. «Air» ist weniger ein Film über einen bestimmten Markenartikel, noch ist es ein typischer Sportfilm. Es ist ein Film über die 80er Jahre, eine Zeit, als clevere, meist weisse Männer noch an sich glaubten und Risiken eingingen. Regisseur Ben Affleck und sein Hauptdarsteller Matt Damon waren 1984 zwar erst 11 und 13 Jahre alt, aber auch sie erinnern sich an bessere Tage, wie der, als sie 1997 für das Drehbuch von «Good Will Hunting» den Oscar gewannen und nicht für Filme wie «Gigli - Liebe mit Risiko» (2003) oder «The Great Wall» (2016) in der Luft zerrissen wurden.

Also arbeiten die beiden Jugendfreunde wieder zusammen und mit Hilfe des Drehbuchautors Alex Convery liefern sie einen sehr unterhaltsamen und humorvollen Film ab, der uns vergessen lässt, dass 1984 auch die Zeit von Ayatollah Khomeini, Apartheid und der Schweizer Justizministerin Elisabeth Kopp war. Egal, Matt Damon ist gut als Chef der Basketball-Rekrutierabteilung von Nike und Afflecks subtile Hand als Regisseur lässt uns die heute Milliarden-schwere Nike Firma anfeuern, als wäre sie der Underdog in «Rocky». Aber die eigentliche Trumpfkarte dieses Films ist Viola Davis als Matriarchin der Jordan Familie, die das Schicksal ihres Sohnes und der Nike-Firma in der Hand hält und mit ihrer harten Verhandlungsweise auf Missstände aufmerksam macht, die im Spitzensport noch heute herrschen.

04.04.2023

3.5

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Kommentare

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kritiker71

vor 11 Monaten

Bateman, Affleck, Tucker und Damon schütteln ihre Rollen locker aus dem Ärmel, es wäre wohl auch unterhaltsam, ihnen beim fischen zuzuhören, sie gehören zur premier league der Hollywoodschauspieler. Beim Betrachten des Films wähnt man sich teils in einer Sitcom, so angenehm unterhaltsam plätschert er vorbei. Dennoch: Es handelt sich um einen Werbefilm für Nike, einen internationalen Milliardenkonzern, und die Schuhe werden in Asien von Arbeitern unter Bedingungen und zu Löhnen produziert, für welche kein westlicher Nikeschuhträger arbeiten würde. Insofern ist es auch scheinheilig, Nike im Film am Schluss als als die Firma zu lobpreisen, welche den schwarzen US-Sportlern durch Lizenzverträge ermöglicht hat, am grossen Geld zu partizipieren.Mehr anzeigen

Zuletzt geändert vor 11 Monaten


maennele

vor einem Jahr

Superfilm - Exzellent gespielt! Einziges -klitzekleines- Manko: Ein bisschen wenig Michael Jordan (ausser dann am Schluss mit vielen Live-Szenen)…


Filmenthusiast

vor einem Jahr

Nach 26 Jahren (Good Will Hunting, 1997) endlich wieder Matt Damon und Ben Affleck als Dream Team.

Gute, solide Unterhaltung und man lernt ein bisschen was. Auf wahren Begebenheiten basierende Filme haben immer das gewisse Extra.

Zuletzt geändert vor einem Jahr


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