CH.FILM

Horizontes Kuba, Schweiz 2015 – 70min.

Filmkritik

Eine kubanische Tanz-Ikone

Rolf Breiner
Filmkritik: Rolf Breiner

Junge Tänzerinnen und eine Ikone: Die Schweizer Filmerin Eileen Hofer zeigt kubanische Eleven, die hart für ihren Traum einer Tanzkarriere arbeiten, und ihr grosses Vorbild, die legendäre 95-jährige, fast blinde Primaballerina Alicia Alonso. Eine Huldigung ans Tanzen – freilich ohne kritische Hinterfragung.

Sie tanzen, bis das Blut fliesst, dehnen, strecken den Körper, malträtieren die Füsse. Sie trainieren für ihren grossen Traum, und der heisst Tanzen wie Alicia Alonso, der grossen Primaballerina Kubas. 1921 in Havanna geboren, hatte sie nur eins im Sinn: Tänzerin zu werden. Aus Alicia Ernestina de la Caridad del Cobre Martinez y del Hoyo wurde durch Heirat Alicia Alonso, eine Primaballerina der Extraklasse in den Vierziger- und Fünfzigerjahren – auch international. Sie begann in New York beim American Ballet Theatre und schaffte 1943 den Durchbruch als «Giselle». Doch schon 1941 wurde bei ihr eine Netzhautablösung diagnostiziert, sie erblindete allmählich. Diverse Operationen retteten ihr Augenlicht, aber nicht auf Dauer. 1948 gründete sie in Havanna mit ihrem Mann Fernando Alonso (1914-2013) ein Privates Ballett, das nach der Kubanischen Revolution in Ballet Nacional de Cuba umbenannt wurde, unter Fidel Castros Protektion.

Einmal heisst es im Film «Das Ballett ist die Basis unserer Revolution». Aber das ist nicht das Thema von Horizontes, sondern andere Horizonte sprich Erfolge als Tänzerin zu erreichen. Annette, Amanda, und Viengsay sind Eleven in der Schule von Alicia Alonso, die auch als 94-jährige Ikone aktiv ist, sie leitet, obwohl sie nur noch diffus sieht. Ein harter Weg, gepflastert von Schweiss und Blut, für die Mädchen. Sie stehen vor einer wegweisenden Prüfung.

Die 36-jährige Schweizer Filmerin Eileen Hofer stellt Ambitionen, Training und Hoffnungen der Jungtänzerinnen der Legende, eben der unantastbaren «Primaballerina assoluta», gegenüber. Archivbilder wechseln mit Momentaufnahmen aus Havanna, schemenhafte Tanzdokumente mit hautnahen Aufnahmen der alten Lady. Hofer zeigt stimmungsvolle, aber auch wackelige und gewollte Phantombilder, um die Sehschwäche der Alicia Alonso «sichtbar» zu machen. Ein Kunstgriff, der auf Dauer nicht überzeugt. Die Hommage an die legendäre Tänzerin und die Beobachtungen über ihre möglichen Nachfolgerinnen sollen für sich sprechen. Doch fehlen einige rudimentäre Informationen, und vor allem lässt die 70-minütige Dokumentation jegliche Kritik an der Haltung der kubanischen, Castro-treuen Tanz-Ikone vermissen. So bleiben die «Horizontes» begrenzt, und der Blick eingeengt.

17.02.2024

3

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