Amour fou Österreich, Deutschland, Luxemburg 2014 – 96min.

Filmkritik

Der gebrochene Dichter

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

Das Drama Amour fou behandelt die letzten beiden Lebensjahre von Heinrich von Kleist. Ein prächtig ausgestatteter Film, dessen schwülstige Dialoge zwar authentisch aber letztlich auch Geschmackssache sind.

Da der emotionale, zutiefst melancholische Dichter und Lyriker Heinrich von Kleist seit jeher an der Sinnhaftigkeit des Lebens zweifelt und ohnehin dessen überdrüssig ist, will er doch zumindest Ort und Zeit seines Todes frei wählen. Das Problem: für seinen Wunsch nach Freitod fehlt ihm die passende Partnerin, die dieses Verlangen teilt. In den Jahren 1810 und 1811 befragt er daher eine Unmenge an Frauen, ob diese mit ihm in den Tod gehen würden, darunter u.a. seine Cousine Marie (Sandra Hüller), die sich allerdings wenig begeistert von der Idee zeigt. Dann lernt von Kleist die attraktive Henriette, Ehefrau und Mutter, kennen, die seine Todessehnsucht nach anfänglichen Zweifeln teilt. Jedoch hat sie ihre ganz eigenen Beweggründe dafür.

Amour fou, der seine Premiere 2014 bei den Wiener Filmfestspielen feierte, behandelt die letzten beiden Jahre im Leben von Kleists, bis zu dessen Tod am Berliner Kleinen Wannsee. Von Kleist gehörte im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert zu den bekanntesten Dramatikern, viele seiner Werke (z.B. "Der zerbrochene Krug") sind heute Pflichtlektüren in den Schulen. Für die österreichische Regisseurin Jessica Hausner ist es das erste Werk seit ihrem Ensemblefilm-artigen Lourdes von 2009.

Regisseurin Hausner bereitete sich mit enormer Akribie auf den Film vor. Sie arbeitete sich durch so ziemlich alles, was an Publikationen und Tagebüchern über diese Jahre existiert. Diese Detailversessenheit und der akribische Drang zu Genauigkeit spiegeln sich daher auch in der genauen Präsentation der damaligen Zeit zwischen Weimarer Klassik und Romantik wieder. Dies manifestiert sich nicht nur in den prächtigen Kulissen und den prunkvollen Kostümen, sondern allen voran in der Art und Weise, wie die Personen des Films miteinander kommunizieren. Die Äußerungen sind nicht selten extrem schwülstig und pathetisch, aber hier orientierte sich Hausner an den damaligen Sprachgepflogenheiten. Als Beleg dienten ihr die vielen Tagebucheinträge, die über die Zeit vorliegen.

Wer mit dieser gestelzten Art der Kommunikation ein Problem hat, für den wirken die Dialoge stellenweise unfreiwillig komisch (wohl ebenso wie die vielen, vielen Liederabende). Auf Dauer anstrengend und ermüdend sind die vielen, zwar kunstvollen aber auch bedeutungsschwangeren Dialoge über den Sinn des Lebens sowie über die Liebe und die Bedeutung des Lebens an sich in jedem Fall. Voll überzeugen kann hingegen das Darsteller-Ensemble, allen voran Christian Friedel. Wahrhaftig verkörpert er den zweifelnden sowie seelisch geplagten Künstler und besticht durch sein zurückgenommenes aber dennoch eindrückliches Spiel.

24.05.2017

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