Schulden G.m.b.H Österreich 2013 – 75min.

Filmkritik

Das Geschäft mit den Schulden

Walter Gasperi
Filmkritik: Walter Gasperi

Was passiert, wenn jemand seine Schulden nicht mehr bezahlen kann oder will? Die Österreicherin Eva Eckert bietet in ihrem Dokumentarfilm Einblick in die Arbeit von Firmen und Institutionen, die von den Schulden anderer leben: Gerichtsvollzieher, Inkasso-Büros, Detektive und Schuldenberatung.

50% der Österreicher haben Schulden, 70% der Gläubiger sind dabei Banken, erläutert ein Insert am Beginn des Films. Die Banken wollten sich an dem Film ebenso wenig beteiligen wie Versandhäuser wird der Abdruck von Antwortschreiben auf eine diesbezügliche Anfrage der Regisseurin Eva Eckert am Ende klarstellen. Auch die Schuldner bekommt man kaum zu Gesicht. Geduldig bleibt die Kamera im Stiegenhaus, dokumentiert in einer langen statischen Einstellung, wie der Gerichtsvollzieher klingelt und nach Ausbleiben jeder Reaktion die Tür von einem Schlosser öffnen lässt.

Eckert interessiert sich kaum für die Schuldner und ihre Schicksale und auch nicht dafür, wie es zur Verschuldung kam. Sie richtet vielmehr den Blick auf die Firmen und Institutionen, die ins Spiel kommen, wenn jemand die Schulden nicht mehr zahlen kann, wenn Gläubiger und ihre Rechtsanwälte in Aktion treten, um die Rückzahlung des Kredites durchzusetzen.

Nicht nur die Gerichtsvollzieher leben von den Schuldnern, sondern auch Inkassobüros und Detektivfirmen, die verschwundene Schuldner auftreiben sollen, die Schuldenberatung, die verschuldeten Menschen zu helfen versucht, ihnen Tipps gibt, was sie zuerst zahlen sollen: Miete und Strom stehen hier ganz oben, denn dann kann man nicht delogiert werden. Die anderen Zahlungsforderungen soll man hintanstellen.

In begleitender Beobachtung und Interviews blickt die Regisseurin nüchtern und sachlich auf einen Bereich, in den man sonst kaum einen Einblick erhält. Sie deckt auf, wie Mahnbriefe, Gebühren und Zinsen die Schulden in die Höhe treiben, bis das Geld nicht einmal mehr zur Tilgung der Zinsen reicht, zeigt die Folgen der Delogierung ebenso wie die drastischen Methoden von Detektivbüros. Über einen Schuldenberater wird dabei nicht nur scharf Kritik an einer Gesetzgebung geübt, die auf die Gläubiger aber nicht auf die Schuldner schaut, sondern auch an den Gläubigern, die gar kein Interesse an einer vollständigen Schuldentilgung haben: Der Schuldner ist nämlich der beste Kunde, erst wenn er nichts mehr zahlen kann wird er zu einem schlechten Kunden.

Formal ist das wenig innovativ oder aufregend, aber informativ und erhellend und regt an darüber nachzudenken, was in einer Gesellschaft, in der man mit Schulden – und damit der Not – anderer die besten Geschäfte machen kann, falsch läuft.

16.04.2024

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