Der Junge und die Welt Brasilien 2013 – 85min.

Filmkritik

Eine bezaubernde Entdeckungsreise

Björn Schneider
Filmkritik: Björn Schneider

The Boy and the World ist ein Animationsfilm, der mit einer betörenden Optik und farbenprächtigen Collagen ins Reich der Fantasie einlädt und ganz nebenbei die Missstände im heutigen Brasilien aufzeigt.

Der kleine Cucas lebt mit seinen Eltern in einer einfachen Hütte in einer ländlichen Gegend. Da man als Farmer immer weniger verdient, beschließt der Vater eines Tages, sich in der großen Stadt einen besseren Job zu suchen. Bald vermisst Cucas den Vater jedoch so sehr, dass er sich auf eigene Faust auf den weiten Weg in die Stadt macht, um ihn zurückzuholen. Auf seiner abenteuerlichen Reise trifft er allerlei skurrile, bunte Kreaturen, Mischwesen, Maschinentiere und die unterschiedlichsten Menschen.

"Der Film bietet einige der schönsten Bilder, die wir je gesehen haben." Dieser Satz stammt von der Jury des Animationsfilm-Festivals in Ottawa, auf dem Alê Abreus Film 2013 von Jury, Kritik und Publikum begeistert aufgenommen wurde. Und tatsächlich gelingt es dem Film - im Vergleich zum oft überladenen Animationsbombast z.B. aus der Traumfabrik - mit einfachen und reduzierten Mitteln, visuell zu verzaubern. Zudem erzählt er eine wunderbare Geschichte, die sich gleichsam für Kinder wie auch Erwachsene eignet und darüber hinaus als Bestandsaufnahme der aktuellen sozialen und gesellschaftlichen Situation Brasiliens gesehen werden kann.

Die Handlung des Films ist zwar in wenigen Worten beschrieben - ein Junge sucht seinen Vater - dennoch passiert auf der Leinwand derart viel Zauberhaftes und Hinreißendes, dass man es mit eigenen Augen gesehen haben muss. Je näher der kleine Junge der Stadt kommt und je bunter und komplexer seine Welt aus Tieren, wundersamen Wesen und Begegnungen mit Menschen wird, umso komplexer und vielschichtiger werden auch Animationstechnik und visuelle Umsetzung.

Sind es zu Beginn noch einfache Zeichnungen und Skizzen, entwickeln sich die Animationen wenig später zu schillernden, entzückenden Farbenspielereien. Und schon kurz darauf hat man eine ganze Collage aus unterschiedlichen Animationsstilen, die sich auf der Leinwand auf betörende Art entfalten und z.B. den berühmten brasilianischen Karneval zeigen. Dabei erzählt der Film seine Geschichte im Stile alter Stummfilme nur mit Hilfe seiner Bilder und einer angenehmen Soundkulisse. Für Kinder ist der Film geeignet, da sie sich mit Cucas auf Entdeckungsreise durch eine vielfältige, bunte Welt begeben können und die Handlung leicht zu verstehen ist. An die Erwachsenen ist die eigentliche Botschaft des Films gerichtet, bei der es um die teils miserablen sozialen Zustände und Ungerechtigkeiten im heutigen Brasilien geht: die große Kluft zwischen Arm und Reich, die schlechten Zustände in den Favelas, die unzähligen Tagelöhner auf den Baumwoll-Plantagen, die Überbevölkerung.

19.02.2024

5

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